(Leinfelden-Echterdingen / Deutschland) – Die Daimler Truck AG startet eine Erprobungsphase seiner Brennstoffzellen-Lkw bei fünf Kunden aus der Logistikbranche. Die „GenH2“ genannten Fahrzeuge sollen ein Jahr von Air Products, Amazon, Holcim, Ineos sowie Wiedmann & Winz ausgiebig geprüft werden. Der Fahrzeugbauer erhofft sich aus dem Einsatz „wertvolle Erkenntnisse“ über die mit Flüssigwasserstoff betankten Lkw unter realen Bedingungen und könne diese dann „für die Serienentwicklung berücksichtigen“.
Die fünf Sattelzugmaschinen werden von den Kunden auf spezifischen Routen im Fernverkehr eingesetzt. Amazon wird den GenH2-Truck in seinem Logistiknetzwerk in Deutschland nutzen, Air Products für den Transport von Flaschengasen, Wiedmann & Winz für Seecontainer, Holcim für Baustofflogistik und Ineos über sein Logistikunternehmen Vervaeke für den Transport von PVC und Vinyl. Der Hersteller betreut die Fahrzeuge während der Erprobung und liefert auch den Service. Die Betankung erfolgt an dafür vorgesehenen Flüssigwasserstofftankstellen (LH2) in Wörth am Rhein (Rheinland-Pfalz) und im Raum Duisburg (Nordrhein-Westfalen).
Die Fahrzeuge wurden bereits auf der eigenen Teststrecke von Daimler sowie auf öffentlichen Straßen erprobt. Die Straßenzulassung war 2021 erteilt worden.
GenH2-Truck vergleichbar mit konventionellen Lkw
Die Entwickler von Daimler Truck haben dem GenH2 eigenen Angaben zufolge die Eigenschaften des konventionellen Fernverkehr-Lkw Actros von Mercedes-Benz hinsichtlich Zugkraft, Reichweite und Leistungsfähigkeit zugrunde gelegt. Die 40-Tonner ermöglichten eine Zuladung von circa 25 Tonnen.
Das Brennstoffzellensystem stammt von der Cellcentric GmbH & Co KG, einem im März 2021 gegründeten Joint Venture von Daimler Truck AG und der Volvo Group. Die Leistung beträgt 300 Kilowatt (2 x 150 Kilowatt). Das Speichervermögen der Batterie sei mit 70 Kilowattstunden „vergleichsweise gering“, da diese nicht für den Energiebedarf, sondern hauptsächlich zur situativen Leistungsunterstützung der Brennstoffzelle hinzugeschaltet werde; etwa bei Lastspitzen während der Beschleunigung oder bei voll beladenen Bergauffahrten.
Gleichzeitig ermögliche die leichte Batterie mehr Zuladung und werde durch Brems- und überschüssige Brennstoffzellenenergie aufgeladen. Kernelement der Betriebsstrategie von Brennstoffzellen- und Batteriesystem sei ein Kühl- und Heizsystem, welches alle Komponenten auf passender Betriebstemperatur hält. Dies ermögliche eine möglichst hohe Langlebigkeit. Die beiden Elektromotoren seien in einer Vorserienversion auf insgesamt 2 x 230 Kilowatt Dauer- und 2 x 330 Kilowatt Maximalleistung ausgelegt.
Tanks ermöglichen Reichweiten von 1.000 Kilometern
Die zwei Flüssigwasserstoff-Edelstahltanks haben ein Fassungsvermögen von je 44 Kilogramm und bestehen aus „zwei ineinander liegenden Röhren, die miteinander verbunden und vakuumisoliert sind“. Bei der Entwicklung wasserstoffbasierter Antriebe bevorzuge Daimler Truck flüssigen Wasserstoff. „Der Energieträger hat in diesem Aggregatzustand im Vergleich zu gasförmigem Wasserstoff eine deutlich höhere Energiedichte“, so das Unternehmen. „Dadurch kann mehr Wasserstoff transportiert werden, was die Reichweite deutlich erhöht und in Folge eine vergleichbare Leistungsfähigkeit des Fahrzeugs mit der eines konventionellen Diesel-Lkw ermöglicht.“
Der Transportaufwand von Flüssigwasserstoff sei geringer, zudem böten Flüssigwasserstofftanks gegenüber gasförmigem Druckwasserstoff Vorteile bei Kosten und Gewicht und ermöglichten unter anderem eine höhere Nutzlast. Im September 2023 hatte Daimler Truck mit einem für öffentliche Straßen zugelassenen Prototyp des GenH2 mit einer Tankfüllung eine Rekordstrecke von 1.047 Kilometer zurückgelegt.
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Fünf Logistikunternehmen sollen den Brennstoffzellen-Lkw GenH2 von Daimler Truck ein Jahr lang testen. © Daimler Truck AG