(Cottbus / Deutschland) – Der nordirische Busbauer Wrightbus hat nach einem Bieterverfahren von der Cottbusverkehr GmbH einen Auftrag zur Lieferung von 46 Wasserstoffbussen erhalten. Die Bestellung für die „Kite Hydroliner“ folge in der Bundesrepublik auf Geschäfte mit Westverkehr, Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) sowie der Saarbahn GmbH. Es handele sich dabei um „eine unserer bisher größten Bestellungen in Deutschland“, sagt Chief Executive Jean-Marc Gales.

Cottbusverkehr zu Besuch bei Wrightbus in Ballymena (v. l.): Marcel De Rycker (General Manager Europe Wrightbus), Ulrich Thomsch (Prokurist Cottbusverkehr), Norman Kabelitz (Gruppenleiter Kfz.-Werkstatt Cottbusverkehr), Dirk Rösiger (Technischer Projektmanager Cottbusverkehr), Jean-Luc Deflandre (CCO Europe Wrightbus) und Mustafa Bolahatoglu (Vertriebsleiter DACH Wrightbus). © Wrightbus

Die Fahrzeuge mit 90 Plätzen seien die ersten Wasserstoffbusse des Betreibers Cottbusverkehr. Nach Angaben von Geschäftsführer Ralf Thalmann, werde man elf der Kite Hydroliner in und um Cottbus betreiben. Die Reichweite liege bei bis zu 1.030 Kilometern. Die ersten Busse würden Ende 2024 ausgeliefert. „Wir werden weitere 35 Wasserstoffbusse im Jahr 2025 schrittweise für den Nahverkehr in der brandenburgischen Region Spree-Neiße nutzen.“

Wrightbus, Tochter der Bamford Bus Company Ltd, ist eigenen Angaben zufolge „Europas am schnellsten wachsender Bushersteller“. Die rund 1.650 Mitarbeiter zählende Firma produziere 22 Fahrzeuge pro Woche. Erst kürzlich hatte das Unternehmen bei der kanadischen Ballard Power Systems Inc. 70 „FcMove-HD“-Brennstoffzellenmotoren bestellt.

Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur in Cottbus

Die Stadt Cottbus will sich „schrittweise“ vom Verbrennungsmotor im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verabschieden. Die Leipziger Moviatec GmbH plane bereits eine Wasserstofftankstelle. Der Kraftstoff werde künftig aus lokal erzeugtem grünem Strom gewonnen, sagt Ralf Thalmann. Derzeit laufe das Genehmigungsverfahren für die Anlage, die 105 Tonnen Wasserstoff im Jahr herstellen könne.

Das Vorhaben sieht die Errichtung eines Elektrolyseurs mit einer Kapazität von zunächst einem Megawatt vor, was einem Ertrag von etwa 18 Kilogramm Wasserstoff pro Stunde entspreche. In der ersten Ausbaustufe könnten künftig 16 Busse tanken. Diese beinhalte einen Mono-Dispenser mit 350 bar und einen Duo-Dispenser mit 350/700 bar. Der Wasserstoff wird in Flaschenbündeln in den Druckstufen 350 bar (im Trailer), 500 bar (Mitteldruck) und 900 bar (Hochdruck) gelagert.

Künftiger Standort der Wasserstofftankstelle nebst Elektrolyseur am Betriebsgelände der Cottbusverkehr GmbH. © Cottbusverkehr GmbH

Cottbusverkehr will für das Projekt noch in diesem Jahr den Spatenstich setzen und Mitte 2025 die Tankstelle in Betrieb nehmen. Die Station sowie der Elektrolyseur für Cottbusverkehr werden „on-site realisiert“. Die damit verbundene Wertschöpfung bleibe so in der Region. „Die lokale Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff sowie seine Abnahme und Nutzung als Treibstoff hier vor Ort ist kostengünstig und betriebswirtschaftlich sinnvoll, da keine langen Transportwege nötig sind.“

Im Dezember 2021 konnte Cottbusverkehr mit dem Stromversorger LEAG die notwendigen Fördermittel aus dem Strukturstärkungsgesetz für die Tankinfrastruktur in Höhe von rund 7,5 Millionen Euro sichern. Im August 2022 erhielt Cottbusverkehr den Förderbescheid für die Wasserstoffbusse. Das Projekt „Klimaneutraler ÖPNV“ wird mit rund 3,1 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt.

Weitere H2-Tankstellen im Landkreis

Die Strategie der Wasserstoffregion sieht vor, dass in Zukunft auch in jedem anderen Landkreis der brandenburgischen Lausitz Wasserstofftankstellen sowie Elektrolyseure installiert würden. Ziel sei es, eine breite Vernetzung im ÖPNV mit verschiedenen Anbietern zu generieren. Dieses Netz aus Waserstofftankstellen und Elektrolyseuren sei „ein zentrales Projekt im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes“.

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Wrightbus soll 46 Exemplare des Modells „Kite Hydroliner“ in das brandenburgische Cottbus liefern. © Wrightbus