(Berlin) – Rund ein Jahr nach der Verabschiedung der Nationalen Wasserstoffstrategie zieht das Bundeskabinett eine erwartungsgemäß positive Zwischenbilanz der bisherigen Umsetzung. „Grüner Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für das Gelingen der Energiewende in Deutschland, aber auch für die Erreichung der nationalen und globalen Energie- und Klimaziele“, erkennen in einer gemeinsamen Erklärung die Bundesministerien für Bildung, Wirtschaft, Verkehr sowie wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Als wichtige Maßnahmen werden der Start der „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) im Bereich Wasserstoff genannt. Hierfür wurden 62 Großprojekte ausgewählt und seitens Bund und Länder insgesamt acht Milliarden Euro Fördermittel bereitgestellt, davon zwei Milliarden Euro für die Dekarbonisierung der Stahlindustrie.

Auch wurde die Produktion von grünem Wasserstoff von der EEG-Umlage befreit, was die Kosten für dessen Herstellung senke. Mit der Novellierung des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) im Sommer 2021 seien erste regulierungsrechtliche Grundlagen für eine reine Wasserstoffnetzinfrastruktur geschaffen worden, heißt es in dem 30-seitigen Papier.

Im Bereich der Energieforschung wurde die Forschungsoffensive „Wasserstofftechnologien 2030“ ins Leben gerufen. Es seien bereits mehrere Projekte gestartet, um den Weg von der Forschung und Entwicklung in die Praxis zu unterstützen, so der Bericht, darunter die Leitprojekte H2Giga, H2Mare und TransHyDE sowie im Rahmen der Reallabore der Energiewende. Zudem sei mit dem Projekt H2-Kompass der Grundstein für die Erarbeitung der Wasserstoff-Roadmap für den Forschungsbereich gesetzt worden.

Import aus Arabien, Südamerika und Afrika

Unter internationalen Aspekten, bilanziert die Bundesregierung, seien mehrere Fördermaßnahmen und Initiativen auf den Weg gebracht worden, um den Import von grünem Wasserstoff aus dem außereuropäischen Ausland zu fördern, etwa in Saudi-Arabien und Chile. „Deutschland bleibt Energieimportland. Daher müssen wir rasch mit unseren ausländischen Partnern die Lieferketten für grünen Wasserstoff bilden“, erklärte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek.

Zugleich gelte es in Deutschland Elektrolysekapazitäten aufzubauen und industrielle Schlüsselprozesse auf grünen Wasserstoff umzustellen. Mit Initiativen zum Aufbau von globalen Wasserstofflieferketten wie dem Wasserstoffatlas für Afrika sowie Machbarkeitsstudien in Australien werde die Forschung zum Impulsgeber für den Export von Wasserstofflösungen, so die Ministerin.

VDMA fordert verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien

„Die Bilanz nach etwas mehr als einem Jahr NWS ist positiv“, kommentiert Peter Müller-Baum, Geschäftsführer der VDMA Arbeitsgemeinschaft Power-to-X for Applications. Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. fordert, nach der nunmehr erfolgten „Stimulierung der Angebotsseite“ auch die Nachfrage „endlich stärker in den Blick nehmen und regulatorische Anpassungen vornehmen, sowohl im Industrie- als auch Verkehrssektor“. Zudem solle die Verantwortlichkeiten über die unterschiedlichen Ressorts hinweg stringenter geregelt werden. „Dann ließe sich manches Kompetenzgerangel vermeiden“, sagt Müller-Baum.

Überdies fordert der Lobbyverband, „ den Ausbau der Erneuerbaren zügig und entschlossen voranzutreiben“. Eine „echte Wasserstoffwirtschaft aus lokaler Produktion“ könne ohne erneuerbare Energien nicht funktionieren. Überdies sei eine Infrastruktur für den Wasserstofftransport zu schaffen. Müller-Baum: „Der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft muss eine zentrale Aufgabe der künftigen Bundesregierung sein.“ Die Politik müsse jetzt den Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft entschlossen angehen, „verbunden mit konsequenter Nutzung der Power-to-X-Technologien“.

Deep Link
https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2021/09/220921-Nationalen-Wasserstoffstrategie.html
https://www.pressebox.de/inaktiv/vdma-verband-deutscher-maschinen-und-anlagenbau-ev/Wasserstoff-wird-zur-echten-Saeule-der-Energiewende/boxid/1077417

Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Nationalen Wasserstoffstrategie
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/bericht-der-bundesregierung-zur-umsetzung-der-nationalen-wasserstoffstrategie.pdf?__blob=publicationFile&v=16

Foto
Vorstellung der Nationalen Wasserstoffstrategie im Juni 2020 (von links: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek). © BMBF/Hans-Joachim Rickel