(Stuttgart/Ulm) – Die sechste Generation des Brennstoffzellen-Flugzeugs „Hy4“ hat die Testflugerlaubnis für den Stuttgarter Flughafen erhalten. Federführend entwickelt wurde der Antrieb von Josef Kallo, der an der Universität Ulm sowie am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart forscht. Hy4 sei weltweit das erste viersitzige Passagierflugzeug, das rein elektrisch mit Brennstoffzellen fliegt. Zuletzt ist der Flieger im November im slowenischen Maribor zu Testflügen gestartet.
120 kW und 200 Kilometer pro Stunde
Der Antrieb ist ein Hybridsystem, das Batterie- und Brennstoffzellentechnologie miteinander verbindet. In der Brennstoffzelle werden Wasserstoff und Sauerstoff in elektrische Energie für den Propellerantrieb umgewandelt. Sollte die so gewonnene Energie nicht ausreichen – etwa beim Start oder bei Steigflügen –, springt die Lithium-Ionen-Batterie ein. Der Elektromotor hat eine Leistung von 120 Kilowatt und ermöglicht eine Maximalgeschwindigkeit von 200 Kilometer pro Stunde. Bis dato konnte die Funktionalität des neuen Antriebssystems bei mehr als 30 Starts und Flügen von bis zu zwei Stunden erprobt sowie untersucht werden, heißt es in einer Mitteilung.
40 Passagiere und 2.000 Kilometer Reichweite
„Durch die gesteigerte Effizienz und eine verbesserte Sicherheitsarchitektur werden in den kommenden zehn Jahren wasserstoffbetriebene Flugzeuge für bis zu 40 Passagiere und mit Reichweiten von 2.000 Kilometern möglich“, erklärt der Ulmer Institutsleiter Josef Kallo. Die künftigen Tests in Stuttgart werden sich bis Mai auf das Zusammenspiel und die Kopplung von neuen, noch leistungsfähigeren Antriebskomponenten fokussieren.
Kooperation von Forschung und Industrie
Die grundlegende Brennstoffzellenforschung und die Zusammenschaltung der Komponenten erfolgten größtenteils am DLR. Die H2FLY GmbH verantwortet die Gesamtsystemarchitektur aus Wasserstofftank, Brennstoffzelle sowie Elektroantrieb. Außerdem ist H2FLY für die sichere Integration und den Betrieb im Flugzeug verantwortlich.
Im Projekt Hy4 bündeln die Universität Ulm, das DLR, H2FLY und Diehl Aerospace (Datenkommunikation und Controlhardware) ihre Expertise. Auf internationaler Ebene werden sie von Pipistrel (Flugzeug-Hardware) und den Forschungseinrichtungen Politecnica di Milano, TU Delft, Universität Maribor sowie Cummins Canada unterstützt. Zu den Förderern zählen die Nationale Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW GmbH), das Bundeswirtschaftsministerium sowie das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Dazu kommen neben Mitteln aus der Industrie auch Mittel vom DLR, vom Flughafen Stuttgart und der Europäischen Kommission.
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Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann, Hy4-Projektleiter Josef Kallo (Uni Ulm/DLR) und Flughafengeschäftsführer Walter Schoefer (v.l.) bei der Präsentation der neuesten Generation des Wasserstoff-Flugzeugs Hy4 am Flughafen Stuttgart / © Tom Koenig, Flughafen Stuttgart