(London / Perth) – Der Ölkonzern BP plc beteiligt sich an einem der weltweit größten Projekte zur Erzeugung von grünem Wasserstoff. Die Briten übernehmen eigenen Angaben zufolge 40,5 Prozent der Anteile des „Asian Renewable Energy Hub“ (AREH) in der Region Pilbara am Indischen Ozean im australischen Bundesstaat Western Australia. Ab dem 1. Juli 2022 obliegt dem Konzern auch die Betriebsführung.

Zentrum für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff

Im Endausbau könnte AREH jährlich 1,6 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff oder neun Millionen Tonnen grünes Ammoniak für den australischen Inlandsmarkt und den Export an internationale Großabnehmer produzieren. Es wäre damit eines der größten grünen Wasserstoffprojekte der Welt. In früheren Mitteilungen war von Elektrolyseuren mit einer Leistung von 14 Gigawatt die Rede, die auch entsalztes Meerwasser nutzen.

Die Infrastruktur umfasst nicht nur Produktionsanlagen und Pipelines, sondern auch eine Offshore-Exportplattform. Auf dem 6.500 Quadratkilometer umfassenden Gelände will das Konsortium Photovoltaik- und Onshore-Windparks in einer Größenordnung von 26 Gigawatt (GW) installieren. Dies entspreche einem Stromerzeugungspotenzial von über 90 Terawattstunden pro Jahr – etwa ein Drittel des gesamten 2021 erzeugen Stroms in Australien.

Der Ertrag der neuen Kraftwerke dient allerdings nicht allein der Wasserstoffproduktion, sondern auch der Versorgung des lokalen Marktes. Pilbara ist eine energieintensive Bergbauregion mit erheblichen Kohlenstoffemissionen. Es wird erwartet, dass AREH bei voller Leistung jährlich etwa 17 Millionen Tonnen Kohlenstoff einzusparen hilft.

Wechselhafte Geschichte

Das Projekt, an dem seit 2014 eine Reihe von Unternehmen arbeiten, hat bereits eine wechselhafte Geschichte hinter sich. So hatte die Zentralregierung in Canberra im Oktober 2020 unter dem seinerzeitigen Premierminister Scott Morrison dem Asian Renewable Energy Hub den Rang eines Großprojekts („Major Status“) verliehen, was die Genehmigungsverfahren erheblich beschleunigt.

Im Juni 2021 verweigerte allerdings die Umweltministerin derselben Regierung, Sussan Ley, dem Vorhaben ihr Placet. Eine dem Ministerium vorgelegte Planung habe „inakzeptable ökologische Auswirkungen“, hieß es. Die Pläne widersprächen dem nationalen Umweltschutzgesetz (Environment Protection and Biodiversity Conservation Act, EPBC).

Diese Einschätzung führte nicht nur zu Unstimmigkeiten mit der Industrie und nationalen Verbänden, sondern auch zu Verwerfungen mit der Regierung von Western Australia. Die Unternehmen kündigten daraufhin eine Überarbeitung der Pläne an.

Im Oktober 2021 dann stellte die Regierung 150 Millionen australische Dollar (93 Millionen Euro) im Rahmen des Programms „Clean Hydrogen Industrial Hubs“ für die Einrichtung von Wasserstoffdrehkreuzen an sieben Standorten des Landes zur Verfügung, was die Gesamtsumme für dieses Programm auf 464 Millionen Dollar (287 Millionen Euro) anhob. Welche Projekte genau mit den Mitteln unterstützt werden sollten, ließ Morrison im vergangenen Jahr offen. Doch wurde ausdrücklich auch Pilbara genannt.

Das Konsortium

Zu den Mitgliedern des AREH-Konsortiums gehören neben BP auch der Hersteller grünen Wasserstoffs Intercontinental Energy (26,4 Prozent), der Entwickler von erneuerbaren Energien CWP Global (17,8 Prozent) sowie die Green Investment Group (15,3 Prozent), Teil des australischen Finanzdienstleisters und Investors Macquarie.

In einer früheren Mitteilung wurden als Beteiligte an den Planungen auch die Aborigines genannt, denen traditionell das Nyangumarta County gehört, außerdem der Windturbinenbauer Vestas und das Energy Change Institute der Australian National University (ANU).

Ammoniakverkauf soll 2027 starten

„AREH wird einer der größten Knotenpunkte für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff in der Welt sein und kann einen bedeutenden Beitrag zur Energiewende in Australien und in der gesamten asiatisch-pazifischen Region leisten“, sagte Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President of Gas and Low Carbon Energy bei BP. Überdies werde AREH auch Ländern wie Südkorea und Japan bei der Dekarbonisierung helfen, ist sie überzeugt.

Die Initiatoren wollen die Projekte in mehreren Abschnitten aufbauen. Die Investitionskosten für Erneuerbare-Energien-Kraftwerke mit einer Leistung von anfangs 15 Gigawatt wurden in früheren Mitteilungen mit 36 Milliarden australischen Dollar (24 Milliarden Euro) beziffert. Für den Endausbau war von 50 Milliarden Dollar die Rede. Medienberichten zufolge will das Konsortium ab 2027 grünes Ammoniak ausliefern.

Grafik oben
AREH-Standort am Indischen Ozean in Western Australia. © BP plc

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Anja-Isabel Dotzenrath, Executive Vice President of Gas and Low Carbon Energy bei BP © BP plc

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