(Berlin) – Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert ab 2023 vier grüne Wasserstoffprojekte in Namibia mit 30 Millionen Euro. Das Land sei weltweit das erste, mit dessen Regierung eine solche staatliche Kooperationsvereinbarung abgeschlossen wurde.

Im August 2021 hatte das BMBF eine Wasserstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Namibia vereinbart. Aus den daraus resultierenden konkreten 26 Projektskizzen für deutsch-namibische Pilotprojekte extrahierten Fachleuten beider Länder die vier Vorhaben. Wichtig sei, „dass die Projekte trotz einer hohen Industriebeteiligung auch einen signifikanten Anteil an Forschungs- und Entwicklungsarbeiten“ aufwiesen, heißt es im Ministerium.

Anwendungsorientierte Vorhaben

Zwei der Projekte präferieren ein Konzept zur Anwendung für grünen Wasserstoff in der Hafenumgebung von Walvis Bay an der namibischen Ostküste, welche den Übergang zum emissionsarmen Hafenbetrieb ermöglichen sollen. In einem Projekt werden erstmalig in Afrika großflächig wasserstoffbetriebene Schwerlastfahrzeuge wie Lastwagen, Lokomotiven und Schlepper zum Einsatz kommen. Das andere Projekt untersucht die Möglichkeiten einer Wasserstoffbetankung vor Ort sowie den Einsatz einer mobilen Tankstelle auf Schlauchanhängern. Auch ein Schulungszentrum ist geplant.

Als drittes Projekt soll die H2-Dual-Fuel-Technologie für Lokomotiven an den Start gehen. Ziel sei die Entwicklung und Inbetriebnahme der ersten Lokomotive in Afrika, die sich mit Diesel und alternativ mit Wasserstoff betreiben lasse. Dieses Vorhaben baue auf bestehende Projekte zur Produktion und Lieferung von grünem Wasserstoff in Namibia auf.

Das vierte Projekt verfolge einen umfassenden Ansatz, der „viele Facetten der Wasserstoffwirtschaft“ abdecke: Berücksichtigt würden unter anderem Solarstrom, Windstrom, Meerwasserentsalzung, AEM-Elektrolyse, Tankstellensysteme, Brennstoffzellen, Wasserstoffnutzung in Gebäuden, in der Industrie und in der Mobilität sowie die Wasserstoffspeicherung.

Das BMBF fördere darüber hinaus die Entwicklung einer Nationalen Wasserstoffstrategie sowie die Aus- und Weiterbildung lokaler Fachkräfte durch Stipendienprogramme. Die konkreten Projektpartner für die vier ausgewählten Vorhaben nannte das Forschungsministerium nicht.

Viele Interessenten treiben Planungen voran

Wie berichtet, gibt es schon eine Reihe von internationalen Firmen, die in Namibia Wasserstoffprojekte planen und angeschoben haben. So will etwa der französische unabhängige Stromerzeuger Hydrogen de France Energy Pty Ltd. (HDF Energy) bis 2024 ein 24 Megawatt leistendes Wasserstoffkraftwerk nebst Solaranlagen nahe der Hafenstadt Swakopmund bauen. Hinzu kommt eine Entsalzungsanlage rund sechs Kilometer von dem Kraftwerk entfernt. Die Investitionen liegen bei mehr als drei Milliarden Namibia-Dollar (180 Millionen Euro).

In Walvis Bay, eine halbe Autostunde südlich von Swakopmund, wollen die Ohlthaver & List Gruppe und die belgische CMB Tech Ltd. eine Demonstrationsanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff zum Betrieb einer Tankstelle errichten.

Und Hyphen Hydrogen Energy Pty Ltd. will sogar zehn Milliarden Dollar (9,91 Milliarden Euro) investieren, um bis zum Ende des Jahrzehnts Anlagen zu bauen, die jährlich rund 350.000 Tonnen grünen Wasserstoff für regionale und globale Märkte produzieren. Die Leistung der Elektrolyseure wird auf drei Gigawatt beziffert, die mit erneuerbarem Strom aus Kraftwerken mit einer installierten Leistung von fünf bis sechs Gigawatt gespeist werden.

Grüner Wasserstoff für den Export

Namibia sei „eines der vielversprechendsten Länder“ für die günstige Produktion von grünem Wasserstoff und dessen Derivate, so das BMBF. Aufgrund seiner geringen Bevölkerungsdichte und einer moderaten Bevölkerungsentwicklung werde es seinen eigenen Bedarf an erneuerbarer Energie und grünem Wasserstoff rasch decken können. Das Land strebt an, bereits vor 2025 grünen Wasserstoff zu exportieren.

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Namibia erhält von vielen Seiten Unterstützung beim Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft. © Hyphen Hydrogen Energy (Pty) Ltd

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