(Berlin) – Im Berliner Westhafen wurde ein emmissionsfrei fahrendes Schubboot in Betrieb genommen. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey taufte das Schiff auf den Namen „Elektra“. Es war von der Werft Hermann Barthel GmbH in Derben entwickelt und nach fast zweijähriger Bauzeit zur Langzeiterprobung nach Berlin überführt worden.

Rundum mit Wasserstoff versorgt

Die Elektra ist den Angaben zufolge das weltweit erste Schubboot, bei dem ein batterieelektrischer Antrieb mit Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik kombiniert ist. Neben dem Schiffsantrieb wird auch die Bordtechnik, die Temperierung der Räume und des Steuerhauses sowie der Energiebedarf für die Besatzung, die an Bord wohnt, kocht und wäscht, durch die Brennstoffzellen bereitgestellt und durch eine Sole-Wärmepumpe ergänzt.

400 Kilometer Reichweite

Die nunmehr vorgesehenen Praxistests finden zunächst vorwiegend im Bereich der Hauptstadtregion statt, ab 2023 werde die Erprobung dann verstärkt im Fernverkehr Richtung Hamburg fortgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala). Mit 750 Kilogramm gasförmigem Wasserstoff bei einem Druck von 500 bar an Bord und einer Batteriekapazität von etwa 2.500 Kilowattstunden habe das Schiff im Schubverband mit dem beladenen Schwergutleichter „Ursus“ eine Reichweite von rund 400 Kilometern. Daher werde auf den Strecken vom Westhafen Richtung Rhein/Ruhr, Hamburg und Stettin nur jeweils eine weitere Landstation zur Versorgung der Elektra mit Wasserstoff und Strom benötigt.

Betankung durch Tankaustausch

Mit dem Industrie- und Gewerbepark Mittelelbe/H2 Green Power & Logistics GmbH wurde ein Liefervertrag zur Befüllung und zum Transport der Tanksysteme mit grünem Wasserstoff während der Projektlaufzeit bis Ende 2024 abgeschlossen. Die „Multiple Energy Gas Container“ (MEGC) genannten Tankeinheiten werden mit dem bordeigenen Kran einfach ausgetauscht. Der Landstromanschluss erfolgt über einen Ladegalgen, an dem die Kabel geführt werden. Dies erleichtere der Schiffsbesatzung den Umgang mit der Ladestation und die Pier sei frei von Kabeln, heißt es.

Zusammenarbeit von Industrie und Forschung

Die Projektleitung oblag dem Fachgebiet Entwurf und Betrieb Maritimer Systeme der Technischen Universität Berlin. An Entwicklung, Bau und Erprobung beteiligt sind die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft Behala (Logistik), Schiffswerft Hermann Barthel (Bau), Ballard Power Systems (Brennstoffzellen), Argo-Anleg (Wasserstoffsystem), SER Schiffselektronik Rostock (elektrisches Energiesystem), EST-Floattech (Akkusystem) und HGK Shipping (nautischer Betrieb).

Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 14,6 Millionen Euro. Die Förderung durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) beträgt 9,1 Millionen Euro. Der Projektträger Jülich (PTJ) und die bundeseigene Nationale Organisation für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) haben die Entwicklung betreut und koordiniert.

„Das gesamte Projekt ist eine Blaupause für die klima- und umweltfreundliche Binnenschifffahrt“, sagte Bundesverkehrsminister Volker Wissing anlässlich der Elektra-Taufe. Es sei auf eine Vielzahl von Binnenschiffs- und Küstenschiffstypen übertragbar.

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Die Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey (fünfte von rechts) taufte das Schubboot „Elektra“ im Berliner Westhafen. © Behala

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