(Stuttgart) – Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat eine „Wasserstoff-Roadmap“ beschlossen. Damit liege jetzt ein Fahrplan für die kommenden Jahre vor, anhand dessen das Land „zu einem führenden Standort für Wasserstofftechnologien“ werden solle. Der Bedarf an grünem Wasserstoff wird für Baden-Württemberg aktuell jährlich mit etwa 1,8 Terawattstunden (TWh) beziffert.

Verkehrssektor wichtigstes Anwendungsgebiet

Insgesamt sind 29 Einzelmaßnahmen aufgelistet, die gemeinsam mit Forschung, Wirtschaft und Verbänden erarbeitet wurden. Als wichtigstes Anwendungsgebiet wird der Verkehrssektor genannt, Schwerpunkt ist der Schienen- und Fernverkehr. Bei „einer ambitionierten Marktentwicklung“ für Brennstoffzellen-Pkw, -Lkw, -Züge und -Busse wird für den Mobilitätssektor in Baden-Württemberg ein Wasserstoffbedarf im Umfang von 1,7 TWh im Jahr 2030 und 12,9 TWh im Jahr 2050 prognostiziert. Allerdings gehe es auch darum, Systemkomponenten für den Verbrennungsmotor so anzupassen, dass sie in einem Brennstoffzellenauto genutzt werden können.

Im Industriesektor stehen Raffinerien und die chemische Industrie im Vordergrund. Perspektivisch könne Wasserstoff auch zur Erzeugung von Prozesswärme beispielsweise in der Zement-, Glas oder Papierherstellung eine Rolle spielen. Wasserstoff sei außerdem relevant bei der Stromspeicherung und als Sektorkopplungstechnologie für die Integration erneuerbaren Stroms ins Energienetz.

Potenziale nutzen und weiter ausbauen

Laut einer vom Umweltministerium beauftragten Studie könnten die Unternehmen des Landes im Jahr 2030 einen Umsatz von bis zu neun Milliarden Euro und eine Bruttowertschöpfung von bis zu 2,3 Milliarden Euro erreichen. Etwa 16.500 Arbeitsplätze könnten entstehen, vor allem im Mobilitätsbereich.

Die Landesregierung fördert eigenen Angaben zufolge „seit Jahren die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie durch unterschiedliche Förderprogramme und Maßnahmen“. Es seien zahlreiche Projekte unterstützt worden, etwa durch Programme zum Infrastrukturausbau, zum Kaufanreiz von Brennstoffzellen-Heizgeräten bis hin zum Leuchtturmprojekt „H2Rhein-Neckar“.

Roadmap Baden-Württemberg greift zu kurz

Allerdings greife die Roadmap aus Sicht der Energiewirtschaft zu kurz, heißt es in einer Stellungnahmen der Verbände VfEW und DVGW. So werde die Frage der Verteilinfrastruktur im Land bislang vernachlässigt. Auch die Diskussion, ab wann welche Mengen Wasserstoff in Baden-Württemberg überhaupt zur Verfügung stünden, werde zu wenig berücksichtigt. Gerade dies und die zu erwartende Nachfrage sei aber im Hinblick auf den Umbau der Infrastruktur entscheidend, um Planungssicherheit zu schaffen.

„Bei den Anwendungsbereichen sehen wir durchaus Chancen, Wasserstoff für die Dekarbonisierung des Wärmemarktes einzusetzen.“ Dies sei sowohl in Kombination mit Kraft-Wärme-Kopplung als auch bei individuellen Heizungen möglich. Die „grundsätzlich kritische Haltung zum Wasserstoff im Wärmemarkt“ sei eine „völlig verfrühte Vorfestlegung“, kritisieren die Verbände.

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Das Land Baden-Württemberg hat eine Wasserstoff-Roadmap verabschiedet / © Staatsministerium Baden-Württemberg