(Perth / Australien) – Mit einer stetig wachsenden Pipeline an Elektrolyseurkapazität ist Australien nach den Niederlanden der weltweit zweitgrößte Markt für grünen Wasserstoff. Gab es 2020 noch Pläne für Anlagen mit einer Leistung von 2,94 Gigawatt (GW), wuchs Australiens Pipeline an Projekten im frühen sowie fortgeschrittenen Entwicklungsstadium mittlerweile um 45 Prozent auf nunmehr 4,25 GW, so das britische Analystenhaus Wood Mackenzie.

Auf der gestern in Perth zuende gegangenen Konferenzmesse APPEA sagte Prakash Sharma, Head of Markets and Transitions, dass gerade Australiens wichtigste Exportmärkte wie Japan, Südkorea, China, Indien und Europa große Kohlenstoffemittenten und Nettoimporteure von natürlichen Ressourcen seien. Der Importbedarf sei dort „in den vergangenen zwei Jahrzehnten stetig gestiegen und liegt heute bei durchschnittlich mehr als 70 Prozent“ der gesamten Energienachfrage in den Regionen. Da diese Länder ihre Klimaziele erhöhten, müssten sie saubere Energie beziehen, um die Stahl-, Chemie- und Zementindustrie sowie Schwerlastverkehr, Schifffahrt und Stromerzeugung zu dekarbonisieren, so der Wood Mac-Manager.

Eine „stabile und verlässliche Quelle für kohlenstoffarmen Wasserstoff“ sei unerlässlich und der Herkunftsnachweis von entscheidender Bedeutung, um die Umweltbelastung zu minimieren. Hier würden Normen helfen, und Australien werde davon profitieren, wenn Regeln für den Transport, die Lagerung und die Produktqualität von Wasserstoff international festgelegt und akzeptiert würden.

Problem sind weiterhin die Kosten

Bis 2050 sieht Wood Mac das Volumen von Australiens Anteil am weltweit Markt für kohlenstoffarmen Wasserstoff und seiner Derivate bei 25 bis 45 Millionen Tonnen. Dies entspreche 50 bis 90 Milliarden US-Dollar an potenziellen Exporteinnahmen.

Allerdings seien die Kosten „nach wie vor ein Knackpunkt“. Das Beratungsunternehmen glaube allerdings, dass es Kostensenkungen vor allem durch eine weitreichende automatisierte Herstellung von Elektrolyseuren gebe, außerdem würden die Systemgrößen steigen und die Kosten für erneuerbare Energien sinken.

Die Herausforderung bestehe bei den Transportmethoden. Für den Seetransport kämen etwa flüssiger Wasserstoff (LH2), flüssige organische Wasserstoffträger (LOHC) und Ammoniak (NH3) infrage. Die Wahl hänge dann von der Anwendung, der Reinheit und den Speicheranforderungen ab. So werde LH2 bevorzugt, „wenn die Endanwendung flüssigen oder hochreinen Wasserstoff erfordert“, zum Beispiel im Mobilitätssektor. Ammoniak hingegen sei dann der geeignete Träger, wenn es unmittelbar verwendet werden könne und die Kosten für die Rückumwandlung in Wasserstoff vermieden würden.

„Unsere Kalkulation und die Modellierung von Energiewende-Szenarien zeigen“, so Sharma, „dass die Lieferkosten für Wasserstoff in Australien langfristig unter zwei US-Dollar pro Kilogramm fallen können.“ Damit wäre er „in den Schlüsselmärkten Nordostasiens wettbewerbsfähig“.

Wood Mackenzie schätzt, dass Ammoniak ab Mitte der 2020er Jahre Hauptträger für Wasserstoff auf Australiens Exportmärkten sein werde. In Japan und Korea würde Ammoniak bei einem Bedarf an kohlenstoffarmem Wasserstoff von 30 Millionen Tonnen im Jahr 2050 ein Drittel des Marktanteils ausmachen.

Für die großen asiatischen Volkswirtschaften wäre es schwierig, die Klimaziele ohne Lieferung sauberer Energien, meint Sharma: „Dies ist eine einmalige Gelegenheit für Australien, seine erneuerbaren Ressourcen zu nutzen und ein dominanter Akteur im kohlenstofffreien Energiehandel zu werden.“

Die mehrtägige und jährlich stattfindende APPEA-Konferenzmesse wird von der Australian Petroleum Production and Exploration Association ausgerichtet, ein Verband der Öl- und Gasindustrie des Kontinents. Sie gilt als eine der wichtigsten und größten internationalen Branchentreffpunkte in der südlichen Hemisphäre. 2022 findet sie in Canberra statt.

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https://www.woodmac.com/press-releases/australias-low-carbon-hydrogen-trade-could-be-worth-up-to-us$90-billion-in-2050/

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Engie will mit Yara Pilbara Fertilisers in Australien grünes Ammoniak produzieren / © Engie