(Canberra / Australien) – Die australische Regierung stellt weitere Fördermittel für Wasserstoffprojekte bereit. So sollen 150 Millionen australische Dollar (93 Millionen Euro) im Rahmen des Programms „Clean Hydrogen Industrial Hubs“ die Einrichtung von Wasserstoffdrehkreuzen an sieben Standorten unterstützen. Damit steigen die aus diesem Programm verfügbaren Mittel auf 464 Millionen Dollar (287 Millionen Euro). Davon sind drei Millionen Dollar als Zuschüsse für Planungsarbeiten und Machbarkeitsstudien vorgesehen und weitere 70 Millionen Dollar dafür, Einzelprojekte anzuschieben, heißt es einem Papier.

„Die staatliche Finanzierung soll dazu beitragen, das Risiko von Projekten zu verringern und schnell die notwendige Größe zu erreichen, um neue Exportindustrien zu etablieren und den wachsenden Energiebedarf der indisch-pazifischen Region zu decken“, erklärte Premierminister Scott Morrison. Diese Wasserstoffzentren würden in ganz Australien Arbeitsplätze schaffen.

Wasserstoffzentren an sieben Standorten

Als die sieben Standorte für Wasserstoffzentren werden konkret benannt: Bell Bay in Tasmanien, Pilbara in Western Australia, Gladstone in Queensland, La Trobe Valley in Victoria, die Halbinsel Eyre in South Australia, Hunter Valley in New South Wales sowie Darwin im Northern Territory. In genau diesen Gebieten sind bereits Großprojekte in Arbeit, welche Morrison allerdings nicht explizit nannte oder mit den Fördermitteln in Verbindung brachte.

So hat beispielsweise die Tasmanian Ports Corporation Pty Ltd. (TasPorts) mit der Fortescue Future Industries Pty Ltd eine Optionsvereinbarung über die Nutzung von Grundstücken in der Hafenstadt Bell Bay unterzeichnet. FFI plant dort den Bau einer Anlage zur Produktion grünen Wasserstoffs mit einer Leistung von 250 Megawatt.

In Pilbara wollen die Initiatoren des „Asian Renewable Energy Hub“ (AREH) für 36 Milliarden australische Dollar (25,6 Milliarden Euro) eines der weltweit größten Wind- und Solarprojekte mit einer installierten Leistung von zunächst 15 und später 26 Gigawatt aufbauen. Der Großteil des erzeugten Stroms wird für die Produktion grünen Wasserstoffs und Ammoniaks für den Inlands- und Exportmarkt verwendet. Elektrolyseure mit einer Leistung von 14 Gigawatt sollen dafür den Ökostrom sowie entsalztes Meerwasser nutzen. Bei diesem Projekt gab es allerdings zwischenzeitlich Verwerfungen zwischen der Zentralregierung von Morrison und der Regierung von Western Australia.

In Gladstone will der britische Entwickler von Solarprojekten Eco Energy World plc (EEW) ein Photovoltaikprojekt mit 300 Megawatt Leistung mit einer Produktionsanlage für grünen Wasserstoff kombinieren. Vorerst ist eine Elektrolyseleistung von 200 Megawatt geplant. Die Gesamtkosten belaufen sich auf etwa 500 Millionen australische Dollar (324 Millionen Euro).

Auf der Halbinsel Eyre entwickelt die australische Hydrogen Utility Pty Ltd (H2U) das „Eyre Peninsula Gateway Project“ für grünen Wasserstoff und Ammoniak. H2U arbeitet mit der RWE-Tochter RWE Supply & Trading GmbH daran, einen Wasserstoffhandel zwischen Australien und Deutschland aufzubauen, wobei im April der geplante Flüssiggas-Terminal (LNG) in Brunsbüttel als idealer Standort zum Wasserstoffimport nach Deutschland genannt wurde.

Darwin wiederum ist erstes Ziel für ein Projekt des singapurischen Unternehmens Sun Cable. Im Rahmen des Projekts Australia-Asia Power Link (AAPowerLink) wollen die Gründer und Multimilliardäre Mike Cannon-Brookes und Andrew Forrest nichts weniger als das weltweit größte Solarkraftwerk mit einer inzwischen nochmals erweiterten Leistung von 36 bis 42 Gigawatt nebst Batterie mit einer Kapazität von 17 bis 20 Gigawattstunden installieren.

Als Standort wird die Ortschaft Elliot genannt, ein 350-Seelen-Dorf inmitten der Wüste an der australischen Nord-Süd-Lebensader Stuart Highway. Der Strom wird dann zur Entwicklung der Wirtschaft nach Darwin im Norden des Landes geleitet. Ein Teil geht mittels eines mehr als 4.000 Kilometer langen Unterseekabels nach Singapur. Indonesien, durch dessen Hoheitsgewässer das Hochspannungsgleichstrom-Übertragungssystem (HGÜ) führt, hat dieser Tage das Projekt begrüßt und weitere Sondierungsarbeiten genehmigt. Der AAPowerLink ist darauf ausgelegt, bis zu 15 Prozent des Strombedarfs von Singapur zu decken.

Australien will großer Player in der Wasserstoffbranche werden

„Wasserstoff-Hubs sind entscheidend für die Verwirklichung der Vision der Morrison-Regierung, Australien bis 2030 zu einem wichtigen globalen Akteur in der Wasserstoffproduktion und im Wasserstoffexport zu machen“, so Angus Taylor, Minister für Energie und Emissionsreduzierung. „Die Entwicklung von „Clean Hydrogen Industrial Hubs“ würde der aufstrebenden Industrie helfen, das Ziel einer Wasserstoffproduktion für weniger als 2 Dollar (1,25 Euro) pro Kilogramm zu erreichen, wie es die „Technology Investment Roadmap“ der Regierung vorsieht.

Das damit verbundene „Clean Hydrogen Industrial Hub Grants“-Programm soll vorrangig internationale Partnerschaften und Initiativen vermitteln, die den Einsatz von Wasserstoff und anderen vorrangigen emissionsarmen Technologien beschleunigen. Die Zusammenarbeit ist Teil der angekündigten neuen Partnerschaften mit Deutschland, Singapur, Japan und Großbritannien in diesen Segmenten.

Aktivierung einer regionalen Wasserstoffindustrie

Das Wasserstoffprogramm gilt zwar für ganz Australien, die sieben Standorte wurden jedoch, wie es heißt, „aufgrund des starken Interesses und der Aktivitäten der Industrie sowie der vorhandenen Fähigkeiten, Infrastrukturen und Ressourcen“ der einzelnen Standorte ausgewählt.

Zwei Förderprogramme stützen diese Vorhaben. Für das Programm „Hub Development and Design Grants“ können sich von der Wasserstoffindustrie geführte Konsortien mit konzeptionellen Vorschlägen für Wasserstoffzentren um Zuschüsse in Höhe zwischen 500.000 und drei Millionen Dollar bewerben.

Weitere Zuschüsse können Unternehmen aus dem Programm „Activating a Regional Hydrogen Industry“ (Aktivierung einer regionalen Wasserstoffindustrie) erhalten. Hierbei gibt es Fördermittel für regionale Entwicklungen in Höhe von 30 bis 70 Millionen Dollar im Rahmen der nationalen Wasserstoffstrategie.

In beiden Programmen geht es unter anderem um die Bereitstellung von sauberem Wasserstoff für den Aufbau von Lieferketten im Inland, die Schaffung von Exportwegen sowie die Unterstützung der bereits bestehenden Industrie, aber auch Schaffung einer neuen Industrie, die auf der lokalen Verfügbarkeit von sauberem Wasserstoff aufbaut.

Deep Link
https://www.pm.gov.au/media/future-hydrogen-industry-create-jobs-lower-emissions-and-boost-regional-australia
https://business.gov.au/grants-and-programs/hydrogen-hubs-development-grants
https://business.gov.au/grants-and-programs/hydrogen-hubs-implementation-grants-round-1

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Australien gibt weitere Fördermittel für Wasserstoffzentren. © Department of Industry, Science, Energy and Resources