(Ballymena / Großbritannien) – Der nordirische Fahrzeugbauer Wrightbus hat der nordrhein-westfälischen Westverkehr GmbH zwölf Wasserstoffbusse des Typs „Kite Hydroliner FCEV“ geliefert. Westverkehr will die Fahrzeuge in Heinsberg, Hückelhoven und Erkelenz einsetzen. Bestellt wurden sie bereits im September 2023. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) fördert die Beschaffung mit 3,4 Millionen Euro. Der Zweckverband Aachener Verkehrsverbund (AVV) gibt weitere rund 780.000 Euro.

Wrightbus’ Managing Director Europe Erhan Eren (l.) übergab jüngst zwölf „Kite-Hydroliner FCEV“ an den Westverkehr-Geschäftsführer Udo Winkens. © Wrightbus

Damit seien nun 43 dieser Eindecker auf Deutschlands Straßen unterwegs – bis Ende 2025 sollen es rund 130 sein. Die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK) nutzt bereits 31 Kite Hydroliner, ausgeliefert im Oktober letzten Jahres. Das Unternehmen hat außerdem nochmals acht Wasserstoffbusse bis Ende 2025 bestellt, optional können es auch mehr werden. Ebenfalls noch in diesem Jahr gehen 46 Fahrzeuge an die Cottbusverkehr GmbH und fünf an die Vestische Straßenbahnen GmbH.

Auch die Saarbahn GmbH setzt auf Wasserstoff und baut ihre Busflotte mit 28 Kite Hydrolinern weiter aus. Die ersten fünf Fahrzeuge wurden vor wenigen Tagen übergeben. Ab Sommer 2025 werden sie sukzessiv in den Linienbetrieb gehen. Die Gesamtinvestitionen inklusive des Baus einer Wasserstofftankstelle auf dem Gelände des Betriebshofs belaufen sich auf rund 24 Millionen Euro. Das Vorhaben wird vom BMDV mit 11,1 Millionen Euro gefördert.

Erhan Eren, Managing Director Europe von Wrightbus, übergab den symbolischen Schlüssel für die neuen Wasserstoffbusse an Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt, Mobilitätsministerin Petra Berg und an Saarbahn-Geschäftsführer Karsten Nagel. © Saarbahn GmbH / Andreas Schlichter

Die Entscheidung für den Einstieg in den Wasserstoffantrieb im Saarland wurde vor Jahren auf Basis einer Studie getroffen. Die Empfehlung der Gutachter habe sich in einem Praxistest, bei dem im Vorfeld Busse verschiedener Hersteller und Antriebsarten erprobt wurden, bestätigt, sagt Saarbrückens Oberbürgermeister Uwe Conradt. „Die Wasserstoffbusse erfüllen zwei für uns besonders wichtige Kriterien: große Reichweite und kurze Betankungszeiten von etwa zwölf Minuten.“ Man könne sie anders „als bisherige Elektrobusse in unserem Kurssystem der Linienbusse, die bis zu 300 Kilometer am Tag nonstop im Einsatz sind, problemlos einsetzen“.

Die Fahrzeuge werden ab Herbst an der eigenen H2-Tankstelle auf dem Busbetriebshof tanken. Bis dahin bezieht die Saarbahn grünen Wasserstoff von externen Partnern. Die Anlieferung erfolgt mit Trailern. Künftig soll zudem am Windpark im nahe gelegenen Freisen grüner Wasserstoff produziert und gespeichert werden. Das Mobilitätsministerium des Saarlandes fördert dort die Errichtung eines Elektrolyseurs mit 2,7 Millionen Euro.

Basis in Köln für den Europamarkt

Durch die Eröffnung eines Servicezentrum nebst Ersatzteillager in Brühl bei Köln will Wrightbus seine Geschäftstätigkeiten in Europa untermauern. Unter der Marke „AllServiceOne“ könnten dort „alle Arten von Bussen“ gewartet und gepflegt werden, sagt Wrightbus-CEO Jean-Marc Gales. „Dazu gehören auch Busse anderer Hersteller und mit unterschiedlichen Antriebsarten.“ Dies sei „der erste Schritt auf dem Weg zu einem flächendeckenden Netz von Servicezentren auf dem Kontinent“, das dem in Großbritannien bestehenden Netz nachempfunden werde.

150 Millionen Pfund von Großbank

Um die langen Produktionszyklen der Busse abzusichern sowie die Produktion in den Werken Nordirlands und Malaysias zu beschleunigen, hatte sich der Fahrzeugbauer in der vergangenen Woche beim britischen Bankenkonzern HSBC ein Finanzpaket in Höhe von 150 Millionen Pfund (178 Millionen Euro) gesichert.

Dem britischen Minister für Wissenschaft und Technologie Peter Kyle (Mitte) war die Wrightbus-Ankündigung, 25 Millionen Pfund in F&E zu investieren, ein Besuch des Unternehmens und sogar höchstes Lob der Regierung in einer Pressemitteilung wert (links Wrightbus-CEO Jean-Marc Gales). © Wrightbus

Zudem erklärte das Unternehmen vor Monatsfrist, es wolle 25 Millionen Pfund (28 Millionen Euro) an Eigenmitteln in Forschung und Entwicklung investieren, darunter fünf Millionen Pfund in einen wasserstoffbetriebenen Reisebus. Dieser solle innerhalb von 18 Monaten marktreif sein und mit einer Tankfüllung rund 1.000 Kilometer fahren.

1.200 Busse in diesem Jahr geplant

Das Geschäftsjahr 2024 erklärte Wrightbus zu einem Rekordjahr. Man sei überdies auf gutem Wege, den Fahrzeug-Output von 1.200 in diesem Jahr auf 1.400 im Jahr 2026 zu steigern (2023: 623). Neben Dieselantrieben gehören zum emissionfreien Portfolio außer der „Kite Hydroliner“ auch batteriebetriebene Doppeldecker „StreetDeck Electroliner“ und der im Februar vorgestellte weltweit erste wasserstoffbetriebene Doppeldecker „StreetDeck Hydroliner“ (wir berichteten).

Wrightbus wurde 2019 von Jo Bamford, Mitglied des von seinem Großvater gegründeten Maschinen-Familienimperiums JCB, vor der Insolvenz gerettet. Das Unternehmen beschäftigt heute eigenen Angaben zufolge mehr als 2 300 Mitarbeiter und sichert 7.500 Arbeitsplätze in der weiteren Lieferkette.

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Bis Ende dieses Jahres sollen 130 Wasserstoffbusse des nordirischen Fahrzeugbauers Wrightbus auf deutschen Straßen unterwegs sein. © Wrightbus