(Perth / Australien) – Der australische Öl- und Gaskonzern Woodside Energy Ltd. treibt sein Vorhaben weiter voran, an mehreren Standorten in großtechnischen Anlagen grünen Wasserstoff zu erzeugen. Jetzt hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge ein Grundstück für seine geplante „H2TAS“-Wasserstoffanlage gesichert. Dabei handele es sich um teilweise gerodetes Gelände im Austrak Business Park (Long Reach), einem Schwerindustriegebiet in der Bell Bay im Norden des vom Festland getrennten Bundesstaates Tasmanien an der geografischen Südspitze Australiens. Woodside und Austrak hätten eine exklusive Option für einen langfristigen Mietvertrag vereinbart.
H2TAS habe das Potenzial für eine Elektrolysekapazität von insgesamt 1,7 Gigawatt (GW). Die erste Phase liege bei 300 Megawatt (MW), Ziel sei eine Produktion von 200.000 Tonnen Ammoniak pro Jahr. Als Stromquellen würde eine Kombination regenerativer Energien genutzt, um „ein zu 100 Prozent erneuerbares Ammoniakprodukt für den Export sowie erneuerbaren Wasserstoff für den Hausgebrauch herzustellen“, so das Unternehmen. Auf PtX-Anfrage erklärte ein Woodside-Sprecher, man verfolge die Entwicklung „hochwertiger Windkraftanlagen“ zur Deckung des Strombedarfs „von nahezu 50 Prozent“. Überdies werde Wasserkraft genutzt.
Regierung Tasmaniens unterstützt das Vorhaben
Im Januar 2021 unterzeichnete Woodside ein Memorandum of Understanding, worin die tasmanische Regierung ihre Unterstützung der Entwicklung eines Wasserstoffzentrums in der Bell Bay-Region zusichert. Im Mai dieses Jahres verkündete das Unternehmen überdies eine Vereinbarung mit dem japanischen Handelskonglomerat Marubeni Corporation und dem ebenfalls in Japan ansässigen Mischkonzern IHI Corporation. Man sei zu dem Schluss gekommen, „dass es technisch und kommerziell machbar“ ist, Ammoniak von Bell Bay nach Japan zu exportieren. Meg O’Neill, CEO von Woodside erklärte, H2TAS stoße „bereits auf Interesse bei bestehenden und potenziellen Kunden in Asien und Europa“. Allerdings falle die endgültige Investitionsentscheidung erst im Jahr 2023. Bau und Inbetriebnahme dauerten dann voraussichtlich weitere 24 Monate.
Wasserstoffproduktion auch in Western Australia
Erst wenige Wochen vor der Bekanntgabe seiner Absichten in Tasmanien hatte Woodside ähnliche Pläne für einen Standort im Großraum der Hafenstadt Perth, Bundesstaat Western Australia, verkündet. Unter der Bezeichnung „H2Perth“ sollen auf einem etwa 130 Hektar großen Gelände in den Industriegebieten Kwinana und Rockingham ebenfalls Produktionsanlagen für Wasserstoff und Ammoniak errichtet werden. Die Entwicklung erfolge stufenweise. Bei vollem Potenzial sei dies den Angaben zufolge „eine der größten Anlagen ihrer Art weltweit“. Angepeilt werde die Herstellung von bis zu 1.500 Tonnen Wasserstoff pro Tag für den Export. Allerdings könnten dort unabhängig von den Exportplänen lokal Tankstellen gebaut und bereits 2023 in Betrieb genommen werden – „vorbehaltlich der Genehmigungen und der Kundennachfrage“.
H2Perth werde „das Wachstum der erneuerbaren Energien in Western Australia beträchtlich fördern“. Damit würde die Nutzung von Strom aus erneuerbaren Energien auch für Haushalte und die lokale Industrie unterstützt, so die Woodside-Chefin Meg O’Neill. Die Elektrolysekapazität liege zunächst bei 250 Megawatt. Ziel ist eine Wasserstoffproduktion von vorerst 300 Tonnen pro Tag, was 20 Prozent der erwarteten Gesamtkapazität entspricht: 600.000 Tonnen Ammoniak oder 110.000 Tonnen Flüssigwasserstoff pro Jahr. „Bei einem Vollausbau auf 3,25 Gigawatt rechnen wir mit einem Bedarf von mindestens sieben Gigawatt an Stromerzeugungsleistung“, so der Woodside-Sprecher. Stromüberschüsse könne man in das „South West Interconnected System“ einspeisen, ein westaustralisches Stromnetz mit Kwinana als wichtigem Knotenpunkt.
Sowohl für H2TAS als auch H2Perth würde der Bau von Photovoltaikkraftwerken geprüft. In der Anfangsphase werde in Perth allerdings Erdgas in einem Dampf-Methan-Reformer genutzt, ein großindustrielles Verfahren zur Herstellung von Wasserstoff aus kohlenstoffhaltigen Energieträgern und Wasser.
Das Unternehmen werde nun mit der Einbindung der Bevölkerung in das H2Perth-Projekt beginnen und die Verhandlungen mit den Kunden weiter vorantreiben. Vorbehaltlich der erforderlichen Genehmigungen und einer endgültigen Investitionsentscheidung könne der Bau 2024 beginnen.
Woodside ist nicht allein
Die australische Regierung stellte im Oktober weitere Fördermittel für Wasserstoffprojekte bereit. So sollen 150 Millionen australische Dollar (93 Millionen Euro) im Rahmen des Programms „Clean Hydrogen Industrial Hubs“ die Einrichtung von Wasserstoffdrehkreuzen an sieben Standorten unterstützen, darunter auch Bell Bay in Tasmanien und Pilbara in Western Australia.
Woodside ist indes nicht das einzige Unternehmen, dass sich derzeit für Tasmanien und Western Australia interessiert. So hat beispielsweise die Tasmanian Ports Corporation Pty Ltd. (TasPorts) mit der Fortescue Future Industries Pty Ltd (FFI) eine Optionsvereinbarung über die Nutzung von Grundstücken in der Hafenstadt Bell Bay unterzeichnet. FFI plant dort den Bau einer Anlage zur Produktion grünen Wasserstoffs mit einer Leistung von 250 Megawatt.
Auf unsere Frage, ob beide Unternehmen kooperierten, weil sie immerhin in derselben Region an der gleichen Sache arbeiteten, reagiert Woodside ausweichend. Man unterstütze „nachdrücklich einen kooperativen Ansatz mit Regierungen, um Bell Bay als Drehscheibe zu stärken“, erklärte ein Sprecher. „Ein offener Zugang, eine gemeinsame Infrastruktur, die durch ein Kooperationsmodell bereitgestellt wird, verhindert doppelte Anstrengungen und reduziert die Kosten.“ Dies könne dazu beitragen, dass erneuerbarer Wasserstoff aus Tasmanien im In- und Ausland wettbewerbsfähig werde.
Überdies würde die Region durch mehrere Projekte dieser Größenordnung auch mehrfach profitieren, etwa durch die Investitionen, Schaffung von Arbeitsplätzen und wirtschaftliche Entwicklung.
Deep Link
https://www.woodside.com.au/what-we-do/hydrogen
Grafik oben
Konzept der Wasserstoffproduktion des H2TAS-Projekts. © Woodside Energy Ltd.
Grafik Mitte
Darstellung der Wasserstoffproduktion von H2Perth in der ersten Phase (oben) sowie als möglicher Vollausbau. © Woodside Energy Ltd.