Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie hat die Förderung des Projekts „Westküste 100“ in Schleswig-Holstein zugesagt. Dabei wird im industriellen Maßstab die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien, dessen Transport im Gasnetz sowie Speicherung in Kavernen erforscht und entwickelt. Die Investitionskosten betragen insgesamt 89 Millionen Euro, das bewilligte Fördervolumen zum Projektstart beläuft sich auf 30 Millionen Euro.

An dem Projekt „Westküste 100“ wird ein aus zehn Unternehmen bestehendes Konsortium arbeiten: EDF Deutschland, Holcim Deutschland, OGE, Ørsted Deutschland, Raffinerie Heide, Stadtwerke Heide, Thüga und Thyssenkrupp Industrial Solutions, überdies die Entwicklungsagentur Region Heide und die Fachhochschule Westküste. Nach Angaben von Ørsted solle „unter realen Bedingungen die Dekarbonisierung von Industrie, Mobilität und Wärmemarkt getestet werden“.

Mit der Förderzusage startet das auf fünf Jahre angelegte Projekt in die erste Phase. Ein neu gegründetes Joint Venture „H2 Westküste GmbH“, bestehend aus EDF Deutschland, Ørsted und der Raffinerie Heide, wird einen 30-Megawatt-Elektrolyseur auf dem Raffineriegelände errichten. Dieser werde mittels Strom aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff produzieren und dabei Erkenntnisse zu Betrieb, Wartung, Steuerung und Netzdienlichkeit der Anlage liefern.

Der grüne Wasserstoff werde in den bestehenden Prozess der Raffinerie Heide eingebunden und soll grauen Wasserstoff ersetzen. Außerdem würde ein Teil davon über eine neu zu errichtende Pipeline zu den Stadtwerken Heide zur Übernahme in das Erdgasnetz transportiert. In einem weiteren Schritt werde eine Wasserstofftankstelle beliefert. Die Ergebnisse des Projekts dienen als Grundlage für den Bau einer 700-Megawatt-Elektrolyse-Anlage. Hier sollen perspektivisch die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme und der Sauerstoff verwendet werden. Außerdem sei die Produktion klimafreundlicher Treibstoffe für Flugzeuge und die umfangreiche Einspeisung in Gasnetze vorgesehen.

„Unser Fernziel ist eine Wasserstoffquote im Gasnetz von bis zu 100 Prozent bis 2050“, erklärte Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft. „Mit dem Testlauf einer Beimischung von bis zu 20 Prozent in einem Netzabschnitt mit über 200 Haushaltskunden schaffen die Thüga und die Stadtwerke Heide einen Präzedenzfall – von den Ergebnissen profitieren die knapp 100 kommunalen Versorger der Thüga-Gruppe auf ihrem Weg zu dekarbonisierten Gasnetzen.“

Für die perspektivische Treibstoffherstellung werde nach Angaben von Ørsted Wasserstoff aus der Elektrolyse und CO2 aus der regionalen Zementproduktion in Schleswig-Holstein für den Herstellungsprozess eingesetzt. Dazu werde die Umstellung des Zementwerkes Lägerdorf auf ein umweltfreundlicheres Verbrennungsverfahren (Oxyfuel) vorbereitet. Wissenschaftlich begleitet wird das Projekt von der FH Westküste.

Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung im Juni 2020 beschlossen, grünen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft im Energiesystem zu verankern und die industriepolitischen Potenziale zu erschließen. „Westküste 100“ konnte sich als eines von 20 Projekten im Ideenwettbewerb „Reallabor“ behaupten, das die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien fokussiert. Die Reallabore der Energiewende sind Teil des 7. Energieforschungsprogramms der Bundesregierung.

Deep Link:
www.westküste100.de

https://orsted.de/presse-media/news/2020/07/westkueste100-foerderbescheid

https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2020/20200803-reallabor-der-energiewende-bringt-wasserstoff-voran.html

Foto:

Das Projekt „Westküste 100“ will in Schleswig Holstein einen 30-Megawatt-Elektrolyseur errichten, der mittels Strom aus Offshore-Windenergie grünen Wasserstoff produziert. / © Ørsted