(Abu Dhabi / Dubai) – Wesentlicher Faktor für die grüne Wasserstoffwirtschaft sind erneuerbare Energien. Kritiker monieren in der Regel, die Nutzung von Wind und Sonne sei zu teuer, zu ineffektiv, technologisch nicht ausgereift – also könne auch grüner Wasserstoff nicht in hinreichenden Mengen zur Verfügung stehen und die Umstellung auf diesen Energieträger nicht großflächig funktionieren.

Neue Studie der IRENA: Der Strom aus neuen Erneuerbare-Energien-Kraftwerken ist günstiger als aus fossilen. © IRENA
Doch aktuelle Zahlen widerlegen solche Behauptungen. So waren erneuerbare Energien auch 2024 die günstigste Option für die Stromerzeugung: Sie trugen dazu bei, Kosten für fossile Brennstoffe in Höhe von 467 Milliarden Dollar einzusparen. Photovoltaikanlagen waren im Durchschnitt 41 Prozent günstiger als die kostengünstigsten fossilen Brennstoffalternativen, während Onshore-Windprojekte 53 Prozent günstiger waren. Zu diesem Ergebnis kommt ein Report der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA).
Gemessen an den Stromgestehungskosten (Levelized Cost of Electricity, LCOE) liefern 91 Prozent der neu in Betrieb genommenen Großkraftwerke Strom zu geringeren Kosten als die günstigste neu installierte Anlage auf Basis fossiler Brennstoffe. Demnach waren im vergangenen Jahr neue Onshore-Windkraftprojekte im Versorgungsmaßstab mit einem globalen gewichteten durchschnittlichen LCOE von 0,034 Dollar pro Kilowattstunde (USD/kWh) die günstigste Quelle für erneuerbaren Strom, gefolgt von neuen Photovoltaikanlagen (0,043 USD/kWh) und neuen Wasserkraftwerken (0,057 USD/kWh). Die Kosten für Batteriespeicher sanken von 2010 bis 2024 um 93 Prozent von 2.571 USD/kWh auf 192 USD/kWh.
Allerdings stiegen die LCOE für einige Technologien seit 2023 leicht an: PV um 0,6 Prozent, Onshore-Windenergie um drei Prozent, Offshore-Windenergie um vier Prozent und Bioenergie um 13 Prozent. Gleichzeitig sanken die Kosten für CSP (-46 Prozent), Geothermie (-16 Prozent) und Wasserkraft (-2 Prozent).

Die Stromerzeugungskosten (LCOE) waren im Vergleich zu fossilen Energieträgern günstiger. Allerdings stiegen die LCOE für einige Technologien seit 2023 leicht an. © IRENA
Die Gesamtinstallationskosten (TIC) für Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien sanken zwischen 2010 und 2024. So fielen die TIC bis 2024 bei PV auf durchschnitlich 691 Dollar pro Kilowatt (USD/kW) installierter Leistung, auf 1.041 USD/kW für Onshore-Windenergie und 2.852 USD/kW für Offshore-Windenergie. In den nächsten fünf Jahren werden die weltweiten Gesamtinstallationskosten voraussichtlich etwa 388 USD/kW für PV erreichen, 861 USD/kW für Onshore-Windenergie und 2.316 USD/kW für Offshore-Windenergie, so die Einschätzung der Autoren.

Weltweiter Zubau der Erneuerbaren in den letzten zehn Jahren von 127 Gigawatt im Jahr 2014 auf knapp 600 Gigawatt installierter Leistung im vergangenen Jahr. © IRENA
Im vergangenen Jahr wurden nach IRENA-Prognosen Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Leistung von kumuliert 582 Gigawatt installiert. Dies habe zu erheblichen Kosteneinsparungen geführt und den Einsatz fossiler Brennstoffe im Wert von etwa 57 Milliarden Dollar vermieden.
Erneuerbare Energien seien gegenüber fossilen Brennstoffen nicht nur kostengünstiger, sondern böten auch den Vorteil, dass sie die Abhängigkeit von internationalen Brennstoffmärkten verringerten und die Energiesicherheit verbesserten. „Die wirtschaftlichen Argumente für erneuerbare Energien sind heute stärker denn je“, heißt es in den Bericht.
Begrenzte Netzkapazitäten halten Kosten in Europa hoch
Während mit der Weiterentwicklung der Technologien und der Stärkung der Lieferketten weitere Kostensenkungen zu erwarten sind, blieben kurzfristige Herausforderungen bestehen. Geopolitische Veränderungen wie Handelszölle, Engpässe bei Rohstoffen und sich wandelnde Produktionsdynamiken, insbesondere in China, bergen Risiken, die vorübergehend zu Kostensteigerungen führen könnten.

Die Kosten für Erneuerbare-Energien-Anlagen sind in den letzten 15 Jahren rapide gesunken. Doch sei aufgrund der weiterhin bestehenden Hindernisse wie etwa Zugang zu Finanzmitteln, Verzögerungen bei Genehmigungen und geopolitische Risiken eine stärkere Abstimmung von Politik, Behörden und Investoren unerlässlich. © IRENA
In Europa und Nordamerika dürften die Kosten aufgrund struktureller Hindernisse wie Verzögerungen bei Baugenehmigungen, begrenzter Netzkapazitäten und höherer Systemkosten weiterhin hoch bleiben. Im Gegensatz dazu könnten Regionen wie Asien, Afrika und Südamerika mit großem Potenzial für erneuerbare Energien einen deutlichen Kostenrückgang verzeichnen.
Da die Kapazitäten für erneuerbare Energien in den kommenden Jahren voraussichtlich steigen würden, um die Klimaziele zu erreichen, seien Technologien wie Batteriespeicher, Digitalisierung und Hybridsysteme immer wichtiger für die Integration variabler erneuerbarer Energien, die Verbesserung der Anlagenleistung und die Reaktionsfähigkeit des Stromnetzes. Aufgrund der weiterhin bestehenden Hindernisse – etwa Zugang zu Finanzmitteln, Engpässe in der Lieferkette und geopolitische Risiken – sei eine stärkere Abstimmung von Politik, Regulierungsbehörden und Investoren unerlässlich, um die Energiewende zu beschleunigen, sagt UN-Generalsekretär Antonio Guterres.
Den Report „Renewable Power Generation Costs in 2024“ gibt es kostenfrei als PDF (226 Seiten).
Eine Zusammenfassung des Reports gibt es ebenfalls als PDF (16 Seiten)
Kommentar: Wind und Sonne sind hinreichend vorhanden und überall auf der Welt immer verfügbar, die Nutzung ist preisgünstig und wird seit Jahren laufend billiger. Dies ist zwar eine Binsenweisheit. Doch muss man sie offenbar immer noch stets wiederholen, um den gern lancierten Falschbehauptungen der fossilen und atomaren Fraktionen zu begegnen, die wider besseres Wissen bei jeder sich bietenden Gelegenheit Bremsklötze legen. alo
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Solarfarm der Silicon Ranch Corp. in Tennessee, USA. Der unabhängige Stromerzeuger verfügt über PV-Anlagen und Batteriespeicher in den USA und Kanada mit einer Leistung von sieben Gigawatt, darunter 3,8 Gigawatt im Bau. Eigentümer sind Shell, Manulife Investment Management und TD Asset Management © Silicon Ranch Corp.