(Berlin / Deutschland) – Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat gemeinsam mit mehreren Wirtschaftsministern der Bundesländer in Berlin die Förderbescheide für 23 Vorhaben in Deutschland aus dem IPCEI Wasserstoff „Hy2Infra“ übergeben. Diese „Important Projects of Common European Interest“ wurden im Februar durch die EU-Kommission genehmigt (wir berichteten).
Investitionen von 7,9 MIlliarden Euro
Mit einer Kofinanzierung von 30 Prozent durch die beteiligten Bundesländer liegt das Fördervolumen bei kumuliert 4,6 Milliarden Euro. Die bedachten Unternehmen investieren selbst zusätzlich 3,3 Milliarden Euro, womit das Gesamtinvestitionsvolumen bei etwa 7,9 Milliarden Euro liegt. Die Projekte umfassen die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs:
- Produktion von grünem Wasserstoff durch Elektrolyseure mit bis zu 1,4 Gigawatt Erzeugungskapazität
- Speicherlösungen für Wasserstoff von bis zu 370 Gigawattstunden
- 2.000 Kilometer leitungsgebundene Infrastruktur für den Transport des Energieträgers
- Nutzung von flüssigen organischen Wasserstoffträgern (liquid organic hydrogen carriers, LOHC) für den Transport von etwa 1.800 Tonnen Wasserstoff pro Jahr
Ein Fokus liege nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) auf dem Zusammenwirken einzelner Projekte. Mehrere Vorhaben bilden demnach bundesländerübergreifende Cluster aus Leitungs-, Speicher- und Erzeugungsinfrastruktur mit Anbindung an industrielle Abnehmer in energieintensiven Bereichen wie der Stahl- und Chemieindustrie. Überdies sollen Anbindungen an Nachbarländern wie die Niederlande künftig Pipeline-basierte Wasserstoffimporte nach Deutschland ermöglichen. Die Projekte:
- ESE-ECoEG: Die Enertrag Elektrolysekorridor Ost GmbH & Co. KG will in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern großskalige Erzeugung, Speicherung und Vertrieb von grünem Wasserstoff mit einer Elektrolyseleistung von 185 Megawatt (MW) aufbauen.
- CHC-H2-PIN (Clean Hydrogen Coastline – H2 Pipeline Infrastruktur Nordwest): Die EWE Netz GmbH plant in Niedersachsen den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur mit Pipelines von 56 Kilometern Länge, davon 28 Kilometer Neubau und 28 Kilometer Umwidmung bisheriger Erdgasleitungen.
- GOSpeicher (Green Octopus Mitteldeutschland): Die VNG Gasspeicher GmbH wird in Sachsen-Anhalt einen Kavernenspeicher für Wasserstoff mit einem Speichervolumen von 50 Millionen Kubikmetern ertüchtigen und betreiben.
- HH-WIN (Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz): Die Gasnetz Hamburg GmbH will in Hamburg 40 Kilometer neue Wasserstoffleitungen bauen und betreiben.
- Get H2 Speicher: Die RWE Gas Storage West ertüchtigt und betreibt Kavernenspeicher mit einem Volumen von kumuliert 28 Millionen Kubikmetern in Gronau-Epe, Nordrhein-Westfalen. Die beiden Kavernen sollen die schwankende Wasserstofferzeugung aus Wind und Sonne puffern, der erste Wasserstoff werde 2026 eingespeist.
- GET H2 Thyssengas: Die Thyssengas GmbH baut und betreibt mit den Fördermitteln in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 73 Kilometer Wasserstoffleitungen, davon werden zwölf Kilometer neu gebaut und 61 Kilometer umgewidmet.
- MosaHYc: Die Creos Deutschland Wasserstoff GmbH errichtet im Saarland an der deutsch-französischen Grenze eine Wasserstoffinfrastruktur. Dazu gehören 41 Kilometer Pipeline, wovon 18,5 Kilometer neu gebaut und 22,5 Kilometer umgewidmet werden.
- Aqua Ductus: Die Aqua Ductus Pipeline GmbH baut in Niedersachsen 203 Kilometer Offshore-Wasserstoffleitungen neu, außerdem 92 Kilometer Onshore-Pipelines.
- GrueH2Ro (Grüner Wasserstoff aus Rostock): Die GHS 2 GmbH errichtet und betreibt in Mecklenburg-Vorpommern eine Elektrolyseleistung von 100 Megawatt.
- GreenMotionSteel: Die Air Liquide Deutschland GmbH installiert in Nordrhein-Westfalen Elektrolyseure zur Erzeugung grünen Wasserstoffs mit einer Leistung von 120 Megawatt.
- GET H2 Nukleus: Die RWE Nukleus Green H2 GmbH will an ihrem niedersächsischen Standort Lingen 300 Megawatt Elektrolyseleistung aufbauen und betreiben. Die Anlagen sollen bis 2027 in 100-Megawatt-Schritten installiert werden, die erste geht 2025 in Betrieb.
- LGH2 (Lingen Green Hydrogen): Die Lingen Green Hydrogen GmbH & Co. KG installiert in Niedersachsen eine 100-MW-Elektrolyseanlage.
- HyPerLink: Die Gasunie Deutschland Transport Services GmbH baut in Bremen und Niedersachsen 407 Kilometer Wasserstoffleitungen, davon werden 53 Kilometer neu errichtet und 354 Kilometer umgewidmet.
- H2P: Die EWE Hydrogen GmbH installiert und betreibt mit den Geldern in Bremen und Niedersachsen 370 Megawatt Elektrolyseleistung.
- H2S: Die EWE Gasspeicher GmbH erhält Fördermittel für die großtechnische Speicherung von Wasserstoff in einer zu ertüchtigenden Salzkaverne in Niedersachsen mit einem Volumen von 17 Millionen Kubikmetern.
- HGHH (Hamburg Green Hydrogen Hub): Die Hamburg Green Hydrogen GmbH & Co. KG wird am einstigen Kraftwerksstandort Hamburg-Moorburg einen 100-MW-Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff installieren, damit verbunden ist die Errichtung einer Trailerstation für den Transport des Energieträgers.
- GET H2 OGE: Die Open Grid Europe GmbH baut und betreibt in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 85 Kilometer Wasserstoffleitungen (35 Kilometer Neubau / 50 Kilometer Umwidmung).
- Hydrohub-Fenne: Die Hydrohub Fenne GmbH errichtet und betreibt am saarländischen Kraftwerksstandort Völklingen-Fenne eine 55 Megawatt leistende Elektrolyseanlage.
- GET H2 Nowega: Die Nowega GmbH baut und betreibt in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Wasserstoffleitungen mit einer Länge von 158 Kilometern (16 Kilometer Neubau / 142 Kilometer Umwidmung).
- GH@BD (Green Hydrogen @ Blue Danube): Die LOHC Infra Bavaria GmbH plant in Bayern den Bau und Betrieb von zwei FuE-LOHC-Hydrieranlagen und eine industrielle Dehydrieranlage.
- Doing Hydrogen: Die Ontras Gastransport GmbH will im Rahmen dieses Projekts über vier Bundesländer hinweg (Brandenburg Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt) Wasserstoffpipelines mit einer Gesamtlänge von 618 Kilometern bauen und betreiben (442 Kilometer Neubau / 176 Kilometer Umwidmung).
- HyTechHafen-Rostock: Die Rostock Energy Port Cooperation GmbH sieht die Errichtung eines 100-MW-Elektrolyseurs im Hafen Rostock (Mecklenburg-Vorpommern) vor, der ab 2027 grünen Wasserstoff erzeugen soll. Dieser wird zum einen lokalen Verbrauchern zur Verfügung gestellt, zum anderen in das im Aufbau befindliche deutschlandweite Wasserstoffkernnetz eingespeist. Zur Betreibergesellschaft gehören die Rostock Port GmbH, die Rhein Energie AG, die EnBW Neue Energien AG sowie RWE Generation SE.
- GO (Green Octopus Mitteldeutschland): Die Ontras Gastransport GmbH wird in Niedersachsen, Sachsen und Sachsen-Anhalt länderübergreifend 301 Kilometer Wasserstoffleitungen bauen und betreiben, davon 106 Kilometer Neubau und 195 Kilometer Umwidmung.
„Hy2Infra“ wurde von Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Polen, Portugal und der Slowakei vorbereitet und angemeldet. Die sieben Mitgliedstaaten Stellen bis zu 6,9 Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln bereit. Diese wiederum sollen 5,4 Milliarden Euro an privaten Investitionen freisetzen, insgesamt also über zwölf Milliarden Euro. Beteiligt sind 32 Unternehmen mit Aktivitäten in einem oder mehreren Mitgliedstaaten, die 33 Projekte bearbeiten. Die Förderung der deutschen Projekte ist Teil der Nationalen Wasserstoffstrategie, die 2023 durch die Bundesregierung fortgeschrieben wurde.
„Hy2Infra“: Drittes IPCEI der Wasserstoffwelle
Voraus gegangen waren bereits „Hy2Tech“ mit Schwerpunkt auf Entwicklung von Wasserstofftechnologien für Endnutzer (genehmigt im Juli 2022) und „Hy2Use“ mit Wasserstoffanwendungen in der Industrie (September 2022). Im Juni dieses Jahres genehmigte die Europäische Kommission das vierte IPCEI „Hy2Move“, das sich insbesondere mit Projekten in den Bereichen Mobilität und Verkehr befasst.
Red. Anmerkung: Wir werden in den nächsten Wochen in lockerer Folge einige der von Bund und Ländern geförderten IPCEI-Projekte vorstellen.
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Fast die Hälfte aller IPCEI-Vorhaben in Deutschland sind in den norddeutschen Bundesländern geplant: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck übergab in Berlin zehn Bescheide mit einem Finanzvolumen von 1,28 Milliarden Euro an norddeutsche Großprojekte. Gefördert werden sechs Vorhaben für Leitungsinfrastruktur, drei Großelektrolyseprojekte sowie ein Vorhaben zur Umrüstung eines Kavernenspeichers auf großtechnische Speicherung von Wasserstoff. Aus Niedersachsen fließen 30 Prozent der Mittel, also knapp 384 Millionen Euro. © Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen GmbH