(Canberra / Australien) – Die australische Regierung hat als Rahmen für die Produktion, Nutzung und Ausfuhr von Wasserstoff ihre „Nationale Wasserstoffstrategie 2024“ veröffentlicht. Damit werde der Kontinent „in die Lage versetzt, ein weltweit führender Wasserstoffproduzent zu werden“, so das federführende Ministerium für Klimawandel und Energie (Department of Climate Change, Energy, the Environment and Water).
Das 106 Seiten umfassende Papier ist eine Aktualisierung der „Nationalen Wasserstoffstrategie 2019“. Der Schwerpunkt liege jetzt auf der Beschleunigung des Wachstums der sauberen Wasserstoffindustrie. „Australien ist bereit, hierbei eine globale Führungsrolle zu übernehmen“, sagt Energieminister Chris Bowen bei deren Vorstellung.
Im Mittelpunkt stehen Produktionsanreize, die im Rahmen des 22,7 Milliarden Dollar schweren und derzeit heiß diskutierten 10-Jahres-Plans „Future Made in Australia“ angekündigt wurden. Die Strategie benennt vier Hauptziele, die durch 34 Maßnahmen unterstützt werden:
- Versorgung: Lieferung von Wasserstoff zu weltweit wettbewerbsfähigen Kosten
- Nachfrage: Aktivierung der aussichtsreichsten inländischen Nachfragesektoren für die wasserstoffbasierte Dekarbonisierung
- Gemeinnützigkeit: Gemeinden und Regionen erhalten Vorteile bei der Wasserstoffnutzung
- Handel: Aufbau eines Vertriebsnetzes in großem Maßstab sowie Nutzung von internationalen Partnerschaften.
Australien verfüge bereits über eine bedeutende Pipeline mit mehr als 100 Projekten, die seit 2019 angekündigt wurden. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEVA) entfielen 20 Prozent aller weltweit angekündigten Vorhaben auf Down Under.
Die meisten Projekte befänden sich noch in der Durchführbarkeits- oder Planungsphase. „Diese Pipeline ist größer als in jedem anderen Land.“ Sie mache etwa die Hälfte aller weltweit angekündigten exportorientierten Projekte aus. Die Pipeline konzentriere sich überwiegend auf die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff, da Australiens umfangreiche Wind- und Solarressourcen die Grundlage für die kostengünstige Produktion von erneuerbarem Wasserstoff bildeten, heißt es in dem Strategiepapier. Ihr Wert belaufe sich derzeit auf 225 Milliarden Dollar oder mehr.
1. Versorgung stärken
Australiens Wasserstoffindustrie sei weltweit wettbewerbsfähig und könne ausreichende Mengen an Wasserstoff zu einem Preis produzieren, der inländische und internationale Käufer anziehe. Zurzeit seien die Kosten für die Produktion von erneuerbarem Wasserstoff allerdings noch hoch. Die Industrie befinde sich im Anfangsstadium.
Erneuerbare Energien machten den größten Teil der Wasserstoffkosten aus, so dass die Senkung dieser Kosten durch öffentliche Investitionen eine wesentliche Voraussetzung für den Aufbau australischer Wasserstoffunternehmen sei. Der Kontinent strebt die Produktion von mindestens 15 Millionen Tonnen Wasserstoff pro Jahr an, mit einem Potenzial von 30 Millionen Tonnen jährlich bis zum Jahr 2050. Um dies zu erreichen, sind eine Reihe von Maßnahmen geplant, darunter:
- Steueranreiz für die Wasserstoffproduktion in Höhe von zwei Dollar pro Kilogramm
- Das „Hydrogen-Headstart-Program“ schließt die finanzielle Lücke zwischen den derzeitigen Produktionskosten und dem Verkaufspreis von erneuerbarem Wasserstoff.
- „Future Made in Australia“ finanziert die Einführung innovativer Technologien und Einrichtungen.
- Aufbau von regionaler „Wasserstoff-Hubs“ mittels staatlicher Förderung als ein Baustein auf dem Weg zu einer groß angelegten Wasserstoffindustrie.
- Die Australian Renewable Energy Agency (ARENA) unterstützt als Finanzierungsinstitution Forschung, Entwicklung und den Einsatz sauberer Wasserstofftechnologien.
Überdies sollen die Genehmigungsverfahren auf allen Regierungsebenen gestrafft und nach Prioritäten geordnet sowie die Zusammenarbeit mit den Staaten und Territorien bei der Analyse der Infrastruktur gestärkt werden. Auch Arbeitskräfte und deren Ausbildung seien für das Wachstum der Wasserstoffindustrie von zentraler Bedeutung.
2. Nachfrage aktivieren
Einzelne Sektoren sollen gezielt unterstützt werden. Die Strategie konzentriere sich auf Anwendungen, die derzeit am aussichtsreichsten seien.
- Grüne Metalle: Wasserstoff könne eine saubere Quelle etwa für industrielle Prozesswärme zur Verarbeitung von Rohstoffen sein und den Export von grünem Eisen und Stahl fördern.
- Ammoniak: Grüner Wasserstoff sei ein praktikabler Weg, um diesen Energieträger zu produzieren, zu exportieren und auch als Kraftstoff in der maritimen Industrie zu nutzen.
- Fernverkehr: Wasserstoff soll durch die Herstellung kohlenstoffarmer flüssiger Kraftstoffe eine Rolle bei der Dekarbonisierung des Straßen-, Luft- und Seefernverkehrs übernehmen.
Außerdem biete aus überschüssiger erneuerbarer Energie produzierter Wasserstoff die Möglichkeit, die Erträge aus Sonne und Wind zu speichern und in Nachfragespitzen rückzuverstromen.
3. Nutzen für die Gemeinschaft
Die Regierungen der Bundesstaaten und Territorien sollen eine angemessene Infrastruktur planen und einen ordnungspolitischen Rahmen für Arbeitsplätze und Umweltschutz schaffen.
- Beteiligung der First Nations: Gemeinden, die in der Nähe von Projekten leben, erhalten Zugang zu Beratungsdiensten, um die Zusammenarbeit zu fördern.
- Australische Energie-Infrastruktur: Ein unabhängiger Beauftragter für Energieinfrastruktur wird Industrie und Regierung bei Planung und Betrieb von Projekten unterstützen.
Für die Industrie werde ein freiwilliger Verhaltenskodex entwickelt, um die Zusammenarbeit mit Gemeinden in der Nähe neuer Energieprojekte zu fördern. Eine neue nationale Initiative soll die Planungen für eine nachhaltige Nutzung von Wasser zur Bewältigung des Bedarfs auch im Zusammenhang mit Wasserstoff koordinieren.
4. Handel und Investitionen fördern
Der Kontinent sei zwar in den sich entwickelnden Wasserstoffmärkten international gut aufgestellt. „Doch unsere erneuerbaren Ressourcen allein werden nicht ausreichen, da andere Länder, die ebenfalls über Solar- und Windressourcen verfügen, in den globalen Wettbewerb eintreten.“ Daher müssten umfangreiche und dauerhafte Handelsbeziehungen aufgebaut werden.
- Exportziel für 2030 sind 0,2 Millionen Tonnen erneuerbaren Wasserstoffs mit einem Potenzial von 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr.
- Internationale Investitionen seien erforderlich, um neue Industrien zu entwickeln. Die staatliche Handelskommission (Austrade) und eine neue Behörde „Net Zero Economic Authority (NZEA) spielten eine aktive Rolle bei der Anwerbung von Investoren.
- Ausweitung des Herkunftsnachweises (Guarantee of Origin, GO) zur Messung und Überprüfung der Emissionsintensität des produzierten Wasserstoffs. Auch eine Überprüfung von mittels Wasserstoff hergestellter Produkte wie grüne Metalle und kohlenstoffarme Treibstoffe müsse ermöglicht werden.
Untermauert würden diese und weitere Vorhaben und Ziele durch regelmäßige Überprüfung seitens der Politik. Außerdem gebe es einen jährlichen Bericht („State of Hydrogen Report“) sowie eine Bewertung der Fortschritte. Eine eingehendere Überprüfung der Strategie gebe es alle fünf Jahre, um die nationale Strategie zu aktualisieren.
Die australische „Nationale Wasserstoffstrategie 2024“ gibt es als PDF (104 Seiten). Eine Zusammenfassung ist ebenfalls als PDF erhältlich.
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Australien aktualisiert seine „Nationale Wasserstoffstrategie“: Der Kontinent werde „in die Lage versetzt, ein weltweit führender Wasserstoffproduzent zu werden“. © Australian Government (former Department of Industry, Science, Energy and Resources)