(Marina / USA) – Joby Aviation, Inc. hat mit dem Prototyp eines Brennstoffzellen-Flugzeugs einen 523 Meilen (842 Kilometer) umfassenden Probeflug über Marina, Kalifornien, absolviert. Die sechsmotorige Maschine benötigt als Senkrechtstarter weder Start- noch Landebahn. Die Entwicklung erfolgte gemeinsam mit der U.S. Air Force im Rahmen des „Agility Prime“-Programms und sei das Ergebnis einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit der Joby-Tochter H2Fly GmbH in Stuttgart.

Im Juni 2024 absolvierte Jobys wasserstoff-elektrischer Senkrechtstarter einen 523-Meilen-Flug. © Joby Aviation

Der Testflug wurde mit einem umgebauten batteriebetriebenen Flugzeug von Joby durchgeführt. Der Prototyp verfüge über einen selbst entwickelten Tank, der bis zu 40 Kilogramm Flüssigwasserstoff aufnehme, sowie eine geringe Anzahl von Batterien. Der Wasserstoff werde in ein Brennstoffzellensystem eingespeist, das von H2Fly entwickelt wurde. Der erzeugte Strom treibe die sechs Elektromotoren an, während die Batterien vor allem bei Start und Landung zusätzliche Energie lieferten.

Das Demonstrationsflugzeug hat dieselbe Gesamtarchitektur wie das batterieelektrische Kernstück von Joby. © Joby Aviation

Das Demonstrationsflugzeug habe dieselbe Gesamtarchitektur wie das batterieelektrische Kernstück von Joby. „Der überwiegende Teil der Konstruktions-, Test- und Zertifizierungsarbeiten lässt sich auf die Kommerzialisierung des wasserstoffelektrischen Flugs übertragen“, sagt Joby-Geschäftsführer und Gründer Joe Ben Bevirt. „Wir erwarten, dass wir im Betrieb auch dieselben Landeplätze, dasselbe Betriebsteam und die Software nutzen können, die den kommerziellen Betrieb unseres batterieelektrischen Flugzeugs unterstützen wird.“

Das H2Fly-Team nutzte den Angaben zufolge eine ähnliche Technologie für den Einsatz im September 2023, als es den weltweit ersten Pilotflug eines herkömmlichen Flüssigwasserstoff-Elektroflugzeugs mit seiner Brennstoffzellentechnologie absolvierte (wir berichteten).

Joby übernimmt Xwing

Erst vor wenigen Wochen hatte Joby die kalifornische Xwing Inc. übernommen, ein 2016 gegründetes Unternehmen, dass Technologien für die autonome Luftfahrt entwickele und diese bereits seit 2020 in Flugzeugen teste. Mit bisher 250 vollständig autonomen Flügen und mehr als 500 autonomen Landungen sei Xwing das erste Unternehmen, das laut Joby im April 2023 von der Federal Aviation Administration (FAA) eine Zertifizierung für große unbemannte Luftfahrtsysteme (UAS) bekam, und das erste Unternehmen, das 2024 von der Air Force eine militärische Fluggenehmigung erhielt.

Joby in New York: Das Unternehmen verspricht sich mit der Maschinen kommerzielle Erfolge als Lufttaxi für Geschäftsleute. © Joby Aviation

Die autonomen Flüge von Xwing wurden mit einer einmotorigen Turboprop-Maschine „Cessna 208B Grand Caravan“ durchgeführt. Anfang 2024 nahm das Flugzeug an der Übung „Agile Flag 24-1 Joint Force“ der Luftwaffe teil, bei der es rund 2.800 Meilen zurückgelegt habe und auf acht öffentlichen und militärischen Flughäfen gelandet sei, um die Fähigkeit zur Integration autonomer Flugzeuge in das nationale Luftraumsystem zu demonstrieren. „Das Flugzeug, das wir zertifizieren, wird einen voll qualifizierten Piloten an Bord haben“, sagt Joe Ben Bevirt.

Für die Air Force ist das „Double Use“-Projekt sicherlich auch aus militärischen Gründen interessant. Agility Prime habe die Entwicklung und Erprobung von wasserstoffbetriebenen Flugzeugen sehr unterstützt, „da sie mit den Zielen des Programms übereinstimmen, transformative Vertikallift-Technologien voranzutreiben und die breiteren operativen Ziele des Verteidigungsministeriums zu erreichen“, sagt Jacob Wilson.

Der Abteilungsleiter von AFWERX Agility Prime stellt zwar die „Substitution und Diversifizierung von Energie sowie die Reduzierung des Energiebedarfs“ in den Vordergrund. Doch ist auch der operative militärische Nutzen solcher Flugzeuge offensichtlich.

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Der sechsmotorige Senkrechtstarter (im Bild die batterieelektrische Version) benötigt keine ausgebauten Flughäfen. © Joby Aviation