(Potsdam / Deutschland) – Mit Strom aus erneuerbaren Energien lässt sich grüner Wasserstoff produzieren, der sich bei Bedarf wieder rückverstromen lässt. Solche „Langfrist-Stromspeicher“ seien „ein essenzieller Bestandteil des künftigen Energiesystems“, heißt es einem Hintergrundpapier des Kopernikus-Projekts „Ariadne“ des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

PIK: Politische Weichenstellungen sind jetzt erforderlich, um Wasserstoff als Stromlangzeitspeicher zu etablieren. © Kopernikus-Projekt Ariadne Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
Allerdings sei eine „zeitnahe Weichenstellung angesichts der langen Vorlaufzeiten insbesondere für Kavernenspeicher entscheidend“, mahnen die Autoren. Auch müssten Investitionsentscheidungen in Elektrolyse, Wasserstoffnetz und Kraftwerke rechtzeitig angestoßen und koordiniert werden. Wie viel Elektrolyse, Untergrundspeicher und Kraftwerke genau benötigt würden, sei aber noch nicht klar und hänge unter anderem stark vom Ausbau der erneuerbaren Energien und dem Fortschritt der Energiewende auf europäischer Ebene ab. Möglicherweise könnte man auch Verbraucher, zum Beispiel in der Industrie, dafür kompensieren, wenn sie in extremen Dunkelflauten den Stromverbrauch bestimmter Prozesse deutlich reduzieren. So ließe sich der Bedarf an Wasserstoffspeichern gegebenenfalls senken.
Fossile Backup-Kraftwerke als absolute Ausnahme
Alternativ wäre es auch denkbar, für lange Dunkelflauen, die nur selten auftreten, fossile Backup-Kraftwerke mit wenig Infrastrukturbedarf und sehr geringen Kapitalkosten vorzuhalten, die nur in absoluten Ausnahmefällen tatsächlich in Betrieb gehen. Zudem würden Speicher auch als Puffer für Wasserstoff und seine Derivate gebraucht, die in anderen Energiesektoren zur Dekarbonisierung beitragen sollen. Dadurch ergebe sich „eine Verzahnung ihrer Rolle als Langfrist-Stromspeicher mit ihrer Rolle im Wasserstoffsektor“. Neben Wasserstoff kämen theoretisch auch andere Medien für Langfrist-Stromspeicher in Betracht, etwa grünes Methanol, das als Grundstoff der chemischen Industrie oberirdisch in Tanks günstig gespeichert werden könne.
Politisch sei aber noch nicht viel passiert. Es sollten sowohl wasserstofffähige Gaskraftwerke als auch in geringem Maßstab Wasserstoffspeicher ausgeschrieben und gefördert werden. Bei der aktuellen Planung stünden Langfristspeicher indes bisher nicht im Fokus. Allerdings seien politische Weichenstellungen jetzt erforderlich: „Mit Blick auf den erforderlichen schnellen Umstieg der Energieversorgung auf Erneuerbare Energien bleibt nicht mehr viel Zeit“, so die Autoren.
Das Hintergrundpapier „Was sind Wasserstoffspeicher und welche Rolle spielen sie in der Stromversorgung der Zukunft?“ wurde vom Ariadne-Konsortium im Rahmen des Kopernikus-Projekts am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erarbeitet. Es ist kostenfrei als PDF (22 Seiten, Deutsch / Englisch) erhältlich.
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Die Rolle von Wasserstoffspeichern wird in Deutschland unterschätzt. Foto: Wasserstoff-Insel Öhringen mit Mischanlage, Elektrolyseur und Reservespeicher. © Netze BW GmbH




