Berlin: Union gegen Verbot von Verbrennungsmotoren +++ Australien: PepsiCo flottet H2-Lkw ein +++ Berlin: Studie benennt Herausforderungen zur Umrüstung von Gaskraftwerken auf Wasserstoff +++ Lubmin: Lhyfe plant 800-Megawatt-Elektrolyse +++ Kanada: Produktion von grünem Wasserstoff und Ammoniak in British Columbia +++ Indien: ATGL plant Wasserstoffbeimischung für Erdgaskunden +++ Forschung: Sloshing-Problem beim Seetransport von flüssigem Wasserstoff +++ RABATT-Aktion: Ihre WERBUNG auf dem PtX-Portal

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Union ist gegen Verbrenner-Aus. © Deutscher Bundestag

Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag spricht sich gegen ein Verbot klimaneutraler Verbrennungsmotoren aus. In einem Antrag (Drucksache 20/9322) fordert sie die Bundesregierung auf, sich auf europäischer Ebene dafür einzusetzen, dass bis Juni 2024 ein verbindliches Regelwerk geschaffen wird, das die Neuzulassung von ausschließlich mit klimafreundlichen Kraftstoffen betriebenen Fahrzeugen auch über das Jahr 2035 hinaus zulässt und diese somit vom Neuzulassungsverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor ausnimmt. Auch sollen klimafreundliche Kraftstoffe im Rahmen der CO2-Flottengrenzwerte angerechnet werden können, sodass Neufahrzeuge zukünftig etwa mit E-Fuels CO2-neutral genutzt werden können. Ebenso spricht sich die Fraktion dafür aus, dass bei der Bewertung der CO2-Bilanz von Fahrzeugen der gesamte Lebenszyklus eines Fahrzeuges in den Blick genommen wird und dass statt einer „die CO2-Bilanz-verschleiernden Tank-to-Wheel-Betrachtung“ einer alle Einflussfaktoren berücksichtigende „Cradle-to-Grave-Betrachtung“ herangezogen wird.

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PepsiCo erweitert seine Fahrzeugflotte in Australien um den in China entwickelten 40-Tonner „Taurus“. © Ballard Power

Der erste mit Wasserstoff betriebene schwere Lkw Australiens soll Ende 2023 auf die Straße kommen. PepsiCo will zwei Brennstoffzellen-Fahrzeuge in Brisbane einflotten. Der 40-Tonner des Typs „Taurus“ wurde vom chinesischen Nutzfahrzeughersteller Wisdom für den innerstädtischen und regionalen Verkehr entwickelt. Das Fahrzeug ist mit einem 110-Kilowatt-Brennstoffzellenmotor von WBJV (Weichai-Ballard-Joint-Venture) ausgestattet. Ballard hat Stacks aus seiner LCS M-Serie beigesteuert (Leistungsdichte 4,0 kW/L). Der Lkw hat eine Reichweite von 1.000 Kilometern. PepsiCo testet den Taurus bereits seit April. Die Serienfertigung startet noch in diesem Jahr. Nach Angaben von Ballard würden in den nächsten fünf Jahren auf australischen Straßen 70.000 bis 80.000 Transportfahrzeuge für den Fernverkehr ersetzt. Wisdom hatte schon 2022 eine Absichtserklärung mit den australischen Händlern HDrive und Pure Hydrogen unterzeichnet und damit die Lieferung von 12.000 wasserstoffbetriebenen Schwerlastkraftwagen über einen Zeitraum von fünf Jahren vereinbart.

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Reiner Lemoine Institut: „H2-Ready-Gaskraftwerke“

Neue und bestehende Kraftwerke müssen zur Absicherung der Stromerzeugung für die Nutzung von Wasserstoff bereit gemacht werden (H2-Ready). Der Um- und Neubau berge allerdings Herausforderungen. Außerdem sei „H2-Readiness regulatorisch noch nicht eindeutig definiert“. Zu diesen Ergebnissen kommt eine neue Studie des Reiner Lemoine Instituts (RLI). Darin wird beschrieben, was „H2-Ready“ für Gaskraftwerke technisch bedeutet, welche Maßnahmen für eine Umrüstung notwendig sind, welche Kosten entstehen und welche Rechtsvorschriften angepasst werden müssten. In 14 Kernaussagen formulieren die Wissenschaftler Vorschläge für den klimafreundlichen Einsatz von H2 in der Stromerzeugung. Für die Dekarbonisierung der Stromerzeugung sei allerdings der Einsatz von grünem Wasserstoff entscheidend. Werde fossiler, aus Erdgas gewonnener Wasserstoff eingesetzt, seien die Emissionen von H2-Kraftwerken ähnlich hoch wie bei heutigen Erdgaskraftwerken. Ein Anschluss der H2-Kraftwerke ans Wasserstoffkernnetz sowie dessen Belieferung mit grünem Wasserstoff seien essenziell.

Die Papier „H2-Ready-Gaskraftwerke“ gibt es als PDF (40 Seiten) kostenfrei.

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Lhyfe will auf dem Gelände des einstigen Kernkraftwerks Greifswald bei Lubmin einen 800-Megawatt-Elektrolyseur errichten. © EWN Entsorgungswerk für Nuklearanlagen GmbH

Der französische Hersteller von grünem Wasserstoff Lhyfe plant die Produktion von bis zu 330 Tonnen grünem Wasserstoff pro Tag in Mecklenburg-Vorpommern. Die 800 Megawatt leistende Anlage soll bis 2029 in Betrieb genommen werden. Der Ertrag werde in das aufzubauende deutsche Wasserstoffpipelinenetz (Backbone) eingespeist. Der erforderliche grüne Strom stamme aus Offshore-Windparks. Standort sei das Gelände des einstigen Kernkraftwerks Greifswald, östlich von Lubmin. Dort gebe es auch einen Höchstspannungsnetzanschluss des Übertragungsnetzbetreibers 50 Hertz. Das Projekt befindet sich derzeit in der Entwicklungsphase und soll bis 2029 in Betrieb gehen. Die Durchführung hänge noch von der Erteilung von Betriebs- und Baugenehmigungen sowie von Investitionsentscheidungen ab. Die Bundesregierung will bis 2032 rund 20 Milliarden Euro investieren. Damit wird der Bau eines 9.700 Kilometer langen Pipelinenetzes zur Wasserstoffbeförderung unterstützt. Lhyfe hat eigenen Angaben zufolge in den letzten zwei Jahren ein Backbone-Projektportfolio mit einer installierten Elektrolysekapazität von 3,8 Gigawatt beziehungsweise 37 Prozent seiner gesamten Projektpipeline entwickelt (Stand Juni 2023), darunter Großprojekte wie in Perl (Saarland; 70 Megawatt, Baubeginn 2029) und Delfzijl (Groningen, Niederlande, 200 Megawatt), die in der Nähe der künftigen Wasserstofftransportinfrastrukturen liegen.

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HTEC will in Kanada den von Fortescue künftig produzierten grünen Wasserstoff für sein wachsendes Tankstellennetz abnehmen. © HTEC

Die australische Fortescue Metals Group und der kanadische Kraftstoffanbieter HTEC wollen Kanadas erste einheimische Lieferkette für grünen Wasserstoff aufbauen. Die Produktionsanlage für Wasserstoff und Ammoniak soll in Prince George in der Provinz British Columbia (BC) entstehen. HTEC übernimmt den Ertrag von der Fortescue-Tochter Fortescue Energy für sein wachsendes Netz von Wasserstofftankstellen. Die Einzelheiten der Abnahmeverpflichtungen werden bei der Aushandlung der endgültigen Vereinbarungen festgelegt und hängen von der Machbarkeitsbewertung und den endgültigen Investitionsentscheidungen beider Parteien ab. Eine erste Projektbeschreibung wurde im September 2023 beim BC Environmental Assessment Office eingereicht.

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Der Energieversorger Adani Total Gas Ltd. (ATGL), ein Gemeinschaftsunternehmen der indischen Adani Group und Total Energies, starten gemeinsam ein Pilotprojekt zur Beimischung von grünem Wasserstoff in ein lokales Erdgasnetz. Damit sollen über 4.000 Privat- und Gewerbekunden in Ahmedabad, im indischen Bundesstaat Gujarat, beliefert werden. Die Versorgung werde im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2024-25 aufgenommen (das indische Geschäftsjahr beginnt jeweils am 1. April). Der Anteil grünen Wasserstoffs werde in Abhängigkeit der behördlichen Genehmigungen in der Erprobungshase schrittweise auf bis zu acht Prozent und darüber erhöht. Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts wird der mit Wasserstoff gemischte Brennstoff schrittweise in größere Teile der Stadt und andere Lizenzgebiete von AGTL geliefert.

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Forschung: Aktuelle Methoden stellen Sloshing beim Seetransport von flüssigem Wasserstoff und verflüssigtem Erdgas falsch dar. Simulationen zeigten, dass die derzeitigen Konstruktionsparameter das Phänomen nicht genau widerspiegeln. © Korea Maritime and Ocean University

Kraftstoffe wie Wasserstoff und Erdgas lassen sich verflüssigt auf Frachtschiffen transportieren, was gemeinhin als sicherer und effizienter gilt, als sie in gasförmigem Zustand zu verschiffen. Südkoranische Forscher weisen jetzt darauf hin, dass Schiffsdesigner und Ingenieure das Phänomen des „Sloshing“ nicht ignorieren sollten, mithin das „schwappen“ der Flüssigkeiten in einem Tank, der ebenfalls bewegt wird. Detaillierte Fluiddynamik-Simulationen zeigten, dass „die aktuellen Designparameter das Sloshing-Phänomen nicht genau widerspiegeln“. Wenn ein Tank, der eine Flüssigkeit trägt, nur teilweise gefüllt sei, führten Änderungen in der Geschwindigkeit und Richtung des Schiffes dazu, dass sich die Flüssigkeit hin und her bewegt. Diese Sloshing-Bewegung könne großen Druck auf die Struktur des Tanks ausüben und Gewichtsverschiebungen verursachen. Zwar gebe es „Klassifizierungsregeln“ und Methoden zur Berechnung von Sloshing-Lasten auf der Grundlage einer Reihe von Konstruktionsparametern. Hyun-Duk Seo von der Korea Maritime and Ocean University und Jae-Min Lee von der Chonnam National University haben untersucht, ob die in den Richtlinien berücksichtigten Parameter das Sloshing-Phänomen angemessen darstellen. Ergebnis: Simulationen zeigten viele Aspekte des Sloshing, die die in den Klassifizierungsregeln angegebenen Designparameter nicht genau darstellen konnten. Es sei daher „notwendig, diese Richtlinien zu überarbeiten, damit sie diese Einschränkungen angehen und die zuverlässige Konstruktion von Flüssigfrachttanks gewährleisten“, so Hyun-Duk Seo.

Studie „Investigation of design parameters related to sloshing loads using smoothed particle hydrodynamics and rule-based estimations. Special Collection: Recent Advances in Marine Hydrodynamics“

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iStock / © Danil Melekhin