Finnland: Ren-Gas bestellt 50-MW-Elektrolyseur bei Sunfire für E-Methan-Werk +++ Deutschland: Spatenstich für Wasserstoffproduktion und Tankstelle in Kiel +++ Kanada: EDF und Abraxas planen Kapazität von einer Million Tonnen Ammoniak in Neufundland +++ Niederlande: Tata Steel und Ecolog entwickeln Korridor für flüssigen Wasserstoff zwischen Norwegen und Amsterdam +++ Belgien: Industrievertreter fordern auf der COP29 entschlossenes Handeln für sauberen Wasserstoff +++ Deutschland: Planfeststellungsverfahren für Hamburger 13-km-Wasserstoffleitung +++ USA: Yamaha, Rush und Regulator präsentieren wasserstoffbetriebenen Außenborder +++ China: Zwei neue Gigawatt-PV-Kraftwerke in Betrieb
Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst
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(Finnland) Die Dresdener Sunfire GmbH wird einen 50 Megawatt (MW) Elektrolyseur für den Projektenwickler Nordic Ren-Gas Oy im finnischen Tampere bereitstellen. Die Lieferung umfasst fünf Module der Druck-Alkali-Technologie mit einer Leistung von jeweils zehn Megawatt. Sunfire verantwortet eigenen Angaben zufolge mehrere Phasen des Power-to-Gas-Projekts: vom Design und der Produktion bis hin zur Testphase, Auslieferung, Überwachung der Installation und der Inbetriebnahme sowie die Leistungsprüfung. Die Anlage von Ren-Gas soll erneuerbares E-Methan für den Schwerlast- und Seeverkehr herstellen. Bei der Produktion werde der grüne Wasserstoff aus der Elektrolyse zusammen mit etwa 40.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid aus dem Rauchgas der Müllverbrennungsanlage Tarastenjärvi als Rohmaterial verwendet. Das System solle 2025 gebaut und 2027 in Betrieb genommen werden. Die Jahresproduktion wird mit einem Äquivalent von etwa 200 Gigawattstunden (GWh) erneuerbaren Kraftstoff sowie 180 GWh Wärme für das Fernwärmesystem von Tampere beziffert.
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(Deutschland) In Kiel entsteht im Rahmen des Projekts „HY.Kiel“ eine Wasserstoffproduktion mit zwei Megawatt Leistung sowie eine Tankstelle. Die Anlage werde jährlich bis zu 170 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Damit könnten täglich 20 Lkw, fünf Busse und zehn Pkw betankt werden. Dies entspreche „einer emissionsfreien Gesamtreichweite“ von 26.500 Kilometer pro Tag und damit einer Ersparnis von 2.000 Tonnen CO2 pro Jahr. Die Erzeugungsanlage sei die erste dieser Größenordnung in Schleswig-Holstein. Der Wasserstoff werde mittels Strom aus Wind- und Solarenergie hergestellt. GP Joule hat für den Transport des Energieträgers eine eigene Trailersteuerung entwickelt. Es sei unter anderem geplant, dass zwei Brennstoffzellenbusse von Autokraft, einer Tochter der DB Regio Bus Nord, im Kreis Rendsburg-Eckernförde im öffentlichen Nahverkehr eingesetzt werden. Der Kieler Autokraft-Standort liege unweit der künftigen Tankstelle im Gewerbegebiet Wellsee. Weitere regionale Unternehmen aus Logistik und Gewerbe hätten bereits ihr Interesse bekundet. Gründungsgesellschafter der HY.Kiel GmbH & Co. KG sind GP Joule, Anton Willer, die SVG Schleswig-Holstein sowie die Dr. Curt Heinrich Nachfolger GmbH und Hans-Hinrich Sievers.
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(Kanada) Der französische Energiekonzern EDF und die Abraxas Power Corp. kooperieren bei dem Projekt der Exploits Valley Renewable Energy Corp. (EVREC) in der Provinz Neufundland und Labrador. Der zu Abraxas gehörende Projektentwickler EVREC plant dort die Installation von bis zu drei Gigawatt Onshore-Windkraftleistung, Speicher sowie eine Hafeninfrastruktur. Der Windstrom diene der Produktion von jährlich rund 200.000 Tonnen grünem Wasserstoff sowie einer Million Tonnen Ammoniak für den Export. Eine endgültige Investitionsentscheidung (FID) wollen die Unternehmen 2026 nach dem Abschluss der jetzt anlaufenden Studien treffen. Die Bauarbeiten könnten den Angaben zufolge voraussichtlich zwischen 2026 und 2030 stattfinden. EDF ist seit mehr als 35 Jahren in Nordamerika und seit 2008 in Kanada in Erneuerbare-Energien-Projekte involviert. Abraxas Power ist unter anderem in den Sektoren erneuerbare Energien und Speicherung, Wasserstoff- und Ammoniakproduktion sowie Industrie- und Edelmetalle tätig. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge im Rahmen von Ausschreibungen Zuschläge für Projekte mit einem Investitionsvolumen von kumuliert rund neun Milliarden US-Dollar erhalten, darunter EVREC.
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(Niederlande) Tata Steel Netherlands, Tochter des indischen Stahlmultis Tata Steel, und der Technologiekonzern Ecolog International aus den Vereinigten Arabischen Emiraten erkunden den Import von flüssigem Wasserstoff und den Export von flüssigem CO2. In Zusammenarbeit mit dem norwegischen Hersteller Gen2 Energy soll demnach in Norwegen produzierter Wasserstoff verflüssigt, in Spezialschiffen von Ecolog nach Amsterdam verbracht und dort wieder regasifiziert werden, um das Gas anschließend per Pipeline an Tata Steel und andere Unternehmen zu liefern. Das bei der Stahlproduktion entstehende CO2 will Tata Steel im Gegenzug zum Importterminal von Horisont Energi nach Norwegen verschiffen, wo es dauerhaft gespeichert werde. Zwei entsprechende Vereinbarungen wurden von Tata Steel und Ecolog zusammen mit Horisont Energi, dem Amsterdamer Hafen, der OCAP Group, der norwegischen Bank DNB ASA und der niederländischen ABN AMRO Bank N.V. unterzeichnet.
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(Belgien) Führende Industrievertreter aus der ganzen Welt fordern ein gemeinsames Engagement zur Steigerung der Nachfrage nach sauberem Wasserstoff und seiner Derivate bis 2030. Dies müsse durch „solide Anreize“ unterstützt werden. „Wir sind bereit, mit den Regierungen zusammenzuarbeiten, um die Energiewende zu beschleunigen, die Energiesicherheit zu stärken und politische Stabilität und gerechte Übergänge weltweit zu unterstützen“, heißt es in einer Resolution von rund zwei Dutzend Verbänden, die von der Lobbyvereinigung Hydrogen Council in Brüssel anlässlich der Klimakonferenz COP 29 in Baku verbreitet wurde. Eine beschleunigte Umsetzung der staatlichen Maßnahmen, die den Einsatz von Wasserstoff vorantreiben, könne „bis Mitte des Jahrhunderts erhebliche ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile bringen“. So ließen sich durch eine Vereinfachung der grenzüberschreitenden Lieferketten etwa 3,7 Billionen Dollar an Investitionen einsparen. Es ließen sich 25 Millionen qualitativ hochwertige Arbeitsplätze weltweit schaffen. Um die Vorteile des Wasserstoffs voll auszuschöpfen, müssten bis 2030 jährlich etwa 75 Millionen Tonnen Wasserstoff in allen Verbrauchssektoren eingesetzt werden. Die bisher von den Regierungen vorgeschlagenen Mandate und nachfrageseitigen Anreize beliefen sich bis 2030 weltweit aber nur auf sieben Millionen Tonnen pro Jahr. Der Wasserstoffrat schlage zusammen mit den Partnerverbänden praktische Maßnahmen vor, die von den Regierungen in den nächsten zwei Jahren ergriffen werden könnten, um die Einführung und die Entwicklung der Infrastruktur voranzutreiben. Der Hydrogen Council ist eine globale von CEOs geleitete Initiative aus der gesamten Wertschöpfungskette. Ziel ist, den Übergang zu sauberer Energie mittels Wasserstoff zu beschleunigen.
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(Deutschland) Das Planfeststellungsverfahren für die Errichtung einer Wasserstoffverbindungsleitung der Hamburger Energienetze GmbH (vormals Gasnetz Hamburg) hat begonnen. Es handelt sich hierbei vorerst um einen 13,2 Kilometer langen Abschnitt des „HH-WIN“ genannten Verteilnetzes, das Hamburg-Moorburg mit Leversen in Niedersachsen verbindet. Das „Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz“ (HH-WIN) soll einst die Industrie südlich der Elbe mit grünem Wasserstoff versorgen. Das Gesamtnetz umfasst zunächst 40 Kilometer, später 60 Kilometer. Die erste Bauphase wird bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen, die zweite Phase 2027. Damit sei „die Voraussetzung für eine Skalierung der Elektrolyseleistung bis 800 Megawatt geschaffen“, heißt es in einem Factsheet (wir berichteten). Die Antragsunterlagen für die 13 Kilometer lange Trasse können vom 20.11.2024 bis zum 20.12.2024 online eingesehen werden. Eiwendungen sind bis zwei Wochen nach Ablauf der Auslegungsfrist möglich, also bis zum 03.01.2025.
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(USA) Die Yamaha Motor Corp. USA hat zusammen mit Roush Performance Products Inc. und dem Bootsbauer Regulator Marine die Weiterentwicklung eines wasserstoffbetriebenen Außenbordmotors für Freizeitboote auf der Kongressmesse SEMA in Las Vegas vorgestellt. Yamaha hatte zusammen mit Roush das Kraftstoffsystem entwickelt, den Bootsrumpf lieferte Regulator Marine. Zwar seien Verbrennungsmotoren auch künftig „ein notwendiger Bestandteil der Freizeitschifffahrt“, sagt Grant Suzuki, Chief of Technology, Yamaha U.S. Marine Business Unit. Doch habe man „eine enorm positive Resonanz von den Messebesuchern erhalten“. Ein erstes Konzept wurde bereits (wie berichtet) im Februar im Miami präsentiert. Technische Details wurden auch jetzt nicht genannt. Die Yamaha U.S. Marine Business Unit mit Sitz in Kennesaw, Georgia, vermarktet und vertreibt Außenbordmotoren mit einer Leistung von 2,5 bis 450 PS.
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(China) Der staatliche Energiekonzern CHN Energy Investment Group Co. Ltd. hat zwei neue Gigawatt-PV-Kraftwerke in Betrieb genommen, darunter die eigenen Angaben zufolge weltweit größte Offshore-PV-Anlage. Das Kraftwerk mit einer installierten Leistung von einem Gigawatt befindet sich acht Kilometer vor der Ostküste der Stadt Dongying in der Provinz Shandong und umfasst eine Fläche von 1.223 Hektar. Entwickelt wurde die Anlage von der zu CHN Energy gehörenden Guohua Energy Investment Co., Ltd. und solle als Modell für weitere große Offshore-PV-Projekte dienen. Wenige Tage zuvor hatte CHN Energy den Netzanschluss der „Mengxi Blue Ocean PV Power Station“ verkündet. Standort ist Otog Front Banner, Ordos, Innere Mongolei. Die Anlage mit einer installierten Leistung von drei Gigawatt wurde auf einer vormaligen Kohlemine gebaut und besteht aus 5,9 Millionen Solarmodulen. Nach Fertigstellung liege die Produktion bei jährlich 5,7 Milliarden Kilowattstunden Strom, ausreichend für die Versorgung von zwei Millionen Haushalten.
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