(Washington / USA) – Die US-Regierung hat über die Verteilung von Fördermitteln für Wasserstoffprojekte entschieden. Seit Mitte vergangenen Jahres konnten sich Unternehmen, Regionen und Konsortien um die Vergabe von insgesamt sieben Milliarden Dollar bewerben.

Damit will das US-Energieministerium (DOE) die Entwicklung regionaler Zentren für sauberen Wasserstoff („H2Hub“) voranbringen. Geplant ist der Aufbau von Netzwerken für Produzenten und Verbraucher sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen und lokaler Infrastrukturen, um die Nutzung des Energieträgers zu beschleunigen.

Investitionen von 40 Milliarden Dollar erwartet

Sieben Zentren wurden zur Förderung ausgewählt. Diese würden nach Angaben des Weißen Hauses private Investitionen in Höhe von mehr als 40 Milliarden Dollar auslösen. Damit beliefen sich die öffentlichen und privaten Investitionen in Wasserstoffzentren auf insgesamt fast 50 Milliarden Dollar. Etwa zwei Drittel dieser Mittel entfallen auf grünen Wasserstoff.

Die von der US-Regierung ausgewählten H2-Hubs umfassen 16 Bundesstaaten. © Office of Clean Energy Demonstrations (OCED)

Die beteiligten Projektierer verpflichten sich, Pläne zum Nutzen der Gemeinschaft auszuarbeiten, um sicherzustellen, dass lokale Prioritäten im Vordergrund stehen und alle Gemeinden an den Vorteilen der sauberen Energiewende teilhaben. Gemeinsam sollen die Hubs mehr als drei Millionen Tonnen sauberen Wasserstoff pro Jahr produzieren – fast ein Drittel des für 2030 angestrebten US-Ziels.

Die sieben ausgewählten Projekte verteilen sich grenzüberschreitend auf 16 Bundesstaaten. An den einzelnen Konsortien sind teils rund 200 Unternehmen beteiligt, darunter Weltkonzerne, Regionalregierungen sowie Institute und Institutionen aus Industrie und Forschung; etliche Firmen engagieren sich auch in mehreren Hubs. Es sind sämtliche Branchen vertreten: Energieversorger, Transport, Fahrzeugbau, Schifffahrt, Chemie, Infrastruktur, Zulieferung, Dienstleistung und vieles mehr.

Das „Mid-Atlantic Clean Hydrogen Hub“ (MACH2) mit den Bundesstaaten Pennsylvania, Delaware und New Jersey bekommt 750 Millionen Dollar. Geplant ist die Entwicklung von Anlagen zur Erzeugung von „sauberem“ Wasserstoff, teils mittels Ökostrom, teils mit Atomstrom; unter „sauberem“ Wasserstoff verstehen die Amerikaner – anders als gemeinhin die Europäer – nicht allein dessen Produktion mittels erneuerbarer Energien, sondern auch mit Strom aus Kernkraftwerken. Das DOE rechnet mit der Schaffung von 20.800 direkten Arbeitsplätzen – 14.400 im Baugewerbe und 6.400 Dauerarbeitsplätze. An der Mid-Atlantic Clean Hydrogen Hub, Inc. sind rund 20 Konsortialpartner beteiligt.

Das „Appalachian Regional Clean Hydrogen Hub“ (ARCH2) umfasst die Staaten West Virginia, Ohio und Pennsylvania. Die Initiatoren wollen den Zugang der Region zu kostengünstigem Erdgas nutzen, um Wasserstoff zu produzieren und den dabei entstehenden Kohlenstoff dauerhaft speichern. Geplant ist die Entwicklung von Wasserstoffpipelines sowie mehrere Wasserstofftankstellen. Das Wasserstoffzentrum in den Appalachen soll den Arbeitern in den Kohleregionen neue Perspektiven bieten und mehr als 21.000 Arbeitsplätze schaffen, davon mehr als 18.000 in der Bauphase und mehr als 3.000 Langzeitarbeitsplätze. Dem Konsortium mit rund 160 Partnern aus Industrie, Versorger, Wissenschaft und Privatwirtschaft stehen dafür 925 Millionen Dollar zur Verfügung. Als Progammmanager fungiert das gemeinnützige US-amerikanische Batelle-Institut, das sich mit naturwissenschaftlich-technischer Forschung, Entwicklungen und kommerziellen Anwendungen befasst.

Die Alliance for Renewable Clean Hydrogen Energy Systems LLC (ARCHES) will in Kalifornien Wasserstoff ausschließlich aus erneuerbaren Energien und Biomasse erzeugen. Mit 1,2 Milliarden Dollar wird eine „Blaupause für die Dekarbonisierung des öffentlichen Nahverkehrs, des Schwerlastverkehrs und des Hafenbetriebs“ erwartet – die Hauptursachen für die dortige Luftverschmutzung. Damit würden 220.000 direkte Arbeitsplätze geschaffen – 130.000 Jobs im Bau und 90.000 Langzeitarbeitsplätze. Zum Netzwerk gehören rund 200 Unternehmen und Einrichtungen.

Das „Gulf Coast Hydrogen Hub“ (HyVelocity Hydrogen Hub) in Texas wird in der Region Houston angesiedelt. Es gibt Pläne für eine groß angelegte Wasserstoffproduktion durch Erdgas mit Kohlenstoffabscheidung und durch Elektrolyse mittels der reichlich vorhandenen erneuerbaren Energien. Der Hub soll 45.000 direkte Arbeitsplätze schaffen; 35.000 im Bau und 10.000 auf Dauer. Auch dorthin fließen Fördermittel in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar. Rund 170 Partner sind bei HyVelocity vertreten, federführend ist die HyVelocity, Inc.

Das „Heartland Hydrogen Hub“ (HH2H) in Minnesota, North Dakota und South Dakota soll insbesondere zur Dekarbonisierung der Düngemittelproduktion in der Landwirtschaft beitragen. Ziel ist auch, die regionalen Kosten für sauberen Wasserstoff zu senken und dessen Nutzung bei der Stromerzeugung und für die Raumheizung voranzutreiben. Koordinator und Zuwendungsempfänger ist das Energy & Environmental Research Center (EERC). Die Fördermittel betragen 925 Millionen Dollar. Darüber hinaus ist geplant, indigenen Stammesgemeinschaften Möglichkeiten zur Kapitalbeteiligung zu bieten. Das DOE rechnet mit der Schaffung von mehr als 3.880 Arbeitsplätzen, davon 3.067 in der Aufbauphase und 703 Langzeitarbeitsplätze.

Die „Midwest Alliance for Clean Hydrogen“ (MachH2) umfasst die Staaten Illinois, Indiana und Michigan. Das Gebiet befindet sich in einem wichtigen Industrie- und Verkehrskorridor der USA und soll die Dekarbonisierung durch Wasserstoffanwendungen in den Bereichen Stahl- und Glasproduktion, Stromerzeugung, Raffinerie, Schwerlasttransport und nachhaltigem Flugkraftstoff ermöglichen. Geplant ist die Produktion von Wasserstoff durch die Nutzung verschiedener Energiequellen, darunter erneuerbare Energien, Erdgas und Kernenergie. Das Midwest Hydrogen Hub rechnet mit der Schaffung von 13.600 direkten Arbeitsplätzen, wovon 12.100 während des Aufbaus entstehen und 1.500 auf Dauer. Förderung: eine Milliarde Dollar. Das Konsortium besteht aus knapp 100 Partnern.

Das in Washington, Oregon und Montana angesiedelte „Pacific Northwest Hydrogen Hub“ (PNW H2) will unter Federführung der Pacific Northwest Hydrogen Association Wasserstoff ausschließlich aus erneuerbaren Quellen herstellen. Man geht davon aus, dass der breite Einsatz von Elektrolyseuren eine Schlüsselrolle dabei spielen wird, um deren Kosten zu senken, die Technologie anderen Herstellern zugänglich zu machen und die Kosten der Wasserstoffproduktion zu reduzieren. Die Fördersumme beträgt eine Milliarde Dollar. Das Pacific Northwest Hydrogen Hub, bestehend aus knapp 20 Partnern, hat sich verpflichtet, für alle Projekte mit einem Wert von über einer Million Dollar unter anderem in gemeinsame Arbeitsmanagement- und Ausbildungsprogramme zu investieren. Es wird erwartet, dass dieses Zentrum mehr als 10.000 direkte Arbeitsplätze schaffen wird, 8.050 Arbeitsplätze im Baugewerbe und 350 auf Dauer.

US-Investitionen in sauberen Wasserstoff

Die für die Förderung ausgewählten Wasserstoffzentren sind Teil des US-Infrastrukturgesetzes („Infrastructure Investment and Jobs Act“, auch bekannt als „Bipartisan Infrastructure Law“, BIL) und ein wesentlicher Bestandteil von Präsident Joseph Bidens Plan zur Dekarbonisierung des Industriesektors. Das Gesetz sieht 65 Milliarden Dollar an Investitionen des Energieministeriums in saubere Energie vor. Neben den sieben Milliarden Dollar für die Entwicklung der regionalen Knotenpunkte gibt es eine weitere Milliarde zur Unterstützung innovativer Endanwendungen.

Ein weiteres Ziel ist es, die Kosten für sauberen Wasserstoff innerhalb eines Jahrzehnts um 80 Prozent auf einen Dollar pro Kilogramm zu senken. Dafür hatte das DOE weitere Ressourcen zur Unterstützung von Forschung und Entwicklung angekündigt, um Netzwerke von Produktions-, Speicher- und Transportinfrastruktur zu entwickeln.

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Blaupause eines potenziellen Wasserstoffzentrums mit Produktion und Nutzung des Energieträgers. © Office of Clean Energy Demonstrations (OCED)