(Salzgitter / Deutschland) – Die Salzgitter AG und die Uniper SE haben einen Vorvertrag über die Lieferung und Abnahme von jährlich 20.000 Tonnen grünen Wasserstoff unterzeichnet. Dieser soll in der von Uniper geplanten 200 Megawatt leistenden Elektrolyse auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohlekraftwerks in Wilhelmshaven produziert werde.
Der Energieträger wird für das Programm „Salcos – Salzgitter Low CO2 Steelmaking“ benötigt und in der im Bau befindlichen Direktreduktionsanlage in Salzgitter (Niedersachse) zur Herstellung von nahezu CO2-neutralem Stahl eingesetzt. Der Bedarf in der ersten Ausbaustufe liegt den Angaben zufolge bei 150.000 Tonnen jährlich. Gegenstand des Vorvertrages seien unter anderem technische und kommerzielle Rahmenbedingungen der Wasserstofflieferung. In Abhängigkeit von der Verfügbarkeit des deutschen H2-Kernnetzes und einer Pipeline könnte Uniper frühestens ab 2028 zertifizierten grünen Wasserstoffs liefern.
Eine Pipelineverbindung von Wilhelmshaven nach Salzgitter sei „zwingend erforderlich“, so die Unternehmen, und müsse schnellstmöglich geschaffen werden. „Die Produktion und Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff ist ein zentrales Erfolgskriterium von Salcos“, sagt Gunnar Groebler, CEO der Salzgitter AG. „Deshalb ist diese Vereinbarung mit Uniper ein weiterer wichtiger Schritt auf unserem Weg zum grünen Stahl.“ Mit Nachdruck müssten nun die Energieinfrastruktur und die zugehörigen Leitungsnetze ausgebaut werden.
Elektrolyse bis ein Gigawatt
Aufgrund des guten Zugangs zu erneuerbaren Energien, insbesondere aus den Offshore-Windparks in der Nordsee, der frühzeitigen Anbindung an das deutsche Wasserstoffpipelinesystem sowie der geplanten Wasserstoffspeicher in Norddeutschland sei Wilhelmshaven der ideale Standort für Unipers „Green Wilhelmshaven“-Projekte, sagt Holger Kreetz, COO der Uniper SE. Geplant sei dort der Ausbau der Elektrolyse bis auf eine Leistung von einem Gigawatt, was eine Wasserstoffproduktion von 100.000 Tonnen pro Jahr ermögliche. Zusätzlich werde Uniper ein Terminal für den Import von grünem Ammoniak per Schiff mit einer Menge von mindestens 300.000 Tonnen errichten, das in Wasserstoff umgewandelt und ebenfalls in das deutsche Kernnetz eingespeist werden könne.
Der Salzgitter-Konzern stellt mit seinem Salcos-Programm die traditionelle kohlebasierte Stahlproduktion über die Hochofenroute schrittweise auf die Direkt-Reduktions-Technologie (DRI-Produktion mit nachgeschaltetem Elektrolichtbogenofen) um, bei der zunächst hauptsächlich Erdgas und zunehmend grüner Wasserstoff als Reduktionsmittel zum Einsatz kommen wird.
Den Namen nutzt das Unternehmen zwar schon seit jeher, doch erst jetzt wurde auf der Hannover Messe die Marke erstmals offiziell eingeführt. Zentraler Baustein sie „die enge Orientierung“ an der Grünstahlkategorisierung des sogenannten Low Emission Steel Standard (LESS) der Wirtschaftsvereinigung Stahl. Unter dem Markennamen Salcos biete Salzgitter „ausschließlich physisch CO2-reduzierte Grünstahlprodukte der LESS-Kategorie C und besser“ an. Mit der Kennzeichnung einher gehe ein Zertifikat über den Schrottanteil und über den „Product Carbon Footprint“ (PCF). Dieser gebe den CO2-Fußabdruck des erzeugten Stahlprodukts an, was eine unabhängige Prüfstellen ermittle und zertifiziere.
Schon heute könnten Kunden verschiedene CO2-reduzierte Stahlprodukte von der Elektrolichtbogenofen-Route des Konzerns beziehen. Ab 2026 würden dann auch Stahlerzeugnisse von der DRI-EAF-Route (Direktreduktion und Elektrolichtbogenofen) angeboten.
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Die Salzgitter AG will Stahl alsbald mit dem DRI-Verfahren mittels Wasserstoff herstellen. Im Bild: Brammen aus gegossenem Stahl, die später etwa zu Blechen und Bändern gewalzt werden. © Salzgitter AG