Bergbau-Magnat Fortescue warnt vor Ausweitung von Kohle-Subventionen +++ Aufbau eines Wasserstoffnetzes im Ruhrgebiet +++ Studie: Ammoniak für Wasserstofftransport +++ Fraunhofer IAO erstellt H2-Strategiepapier für die Region Stuttgart +++ Essity rüstet Papierproduktion auf Wasserstoff um +++ Plug Power und Lhyfe entwickeln H2-Produktionsanlagen in Europa +++ Hyzon zeigt erste Bilder der Europafabrik +++ Studien

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Der australische Bergbau-Tycoon Andrew Forrest fordert im Vorfeld der COP26-Klimagespräche die Regierungen auf, dafür zu sorgen, dass die massiven bestehenden Subventionen für fossile Brennstoffe nicht die Bemühungen um saubere Alternativen wie grünen Wasserstoff untergraben. Die Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt sollten „grünem Wasserstoff eine Chance geben“, erklärte er gegenüber der Nachrichtenagentur „Reuters“. Forrest, dessen Fortescue Metals Group bis 2030 kohlenstoffneutral werden will, wirbt weltweit für die Nutzung von grünem Wasserstoff und hat bereits eine Reihe von Projekten angeschoben, um Wasserstoff mittels erneuerbarer Energie zu produzieren.
„Ich wünsche mir gleiche Wettbewerbsbedingungen. Wenn man die alte Energie subventioniert, muss man auch fair mit der neuen Energie umgehen“, wird Forrest von „Reuters“ zitiert. Nach Angaben der Agentur würden weltweit jährlich sechs Billionen Dollar für Subventionen für fossile Brennstoffe ausgegeben. Darin enthalten seien etwa 70 Prozent der Kosten, die durch Umweltschäden entstehen.

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Die Energiekonzerne Eon (Deutschland), Enel (Italien) und Iberdrola (Spanien) wollen im Ruhrgebiet ein Verteilnetz für Wasserstoff und Ammoniak aufbauen. Die für die Produktion notwendige Energie soll aus neu gebauten Photovoltaik- und Windkraftanlagen in Italien und Spanien kommen. Ab 2032 könnten so bis zu 80.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr für regionale Kunden zur Verfügung stehen. In Spanien werde mittels Wasserstoff Ammoniak erzeugt und dann per Schiff nach Deutschland transportiert. Der Import soll voraussichtlich ab 2024 starten. Eon untersucht im Rahmen des Projekts, inwieweit Ammoniak im Ruhrgebiet effizient wieder in Wasserstoff rückgewandelt werden kann.

Aus Italien will man grünen Strom zur Wasserstofferzeugung in Deutschland exportieren. Dafür ist bis zum Jahr 2025 der Bau eines lokalen Elektrolyseurs mit einer Startkapazität von 20 Megawatt geplant, die konstant ausgebaut werden soll. Der aus Ammoniak gewonnene oder mittels Elektrolyse erzeugte grüne Wasserstoff werde direkt in ein neues Wasserstoffnetz eingespeist und an Unternehmen verteilt. Bis 2032 soll so sukzessive ein neues regionales Pipelinenetz zwischen Duisburg und Dortmund entstehen. Das Vorhaben wollen die Unternehmen allerdings nur mit Steuergeldern umsetzen: „Das H2.Ruhr-Projekt steht unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit von Fördermitteln.“

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Eine neue Studie der Unternehmensberatung Kearney in Zusammenarbeit mit Uniper untersucht die Voraussetzungen, unter denen grüner Wasserstoff bis 2025 wettbewerbsfähig sein kann. Demnach ist Ammoniak, der heute vor allem als Grundstoff für Düngemittel verwendet wird, als Transportmedium für Wasserstoff aus Regionen mit günstigem grünem Strom entscheidend. Getrieben durch die aktuelle CO2-Preisentwicklung lohne sich der Import grünen Ammoniaks bereits heute, „was zur Dekarbonisierung der Düngemittelindustrie beitragen wird und gleichzeitig Investments zur Rückgewinnung von Wasserstoff aus Ammoniak ermöglicht“. Zwar sei die Rückgewinnung energieintensiv, die Studie zeige allerdings, dass der Weg über Ammoniak kostengünstiger sei als lokal erzeugter grüner Wasserstoff. Überdies bestünden Kostensenkungspotenziale entlang der Wertschöpfungskette. Andere Transportwege wie verflüssigter Wasserstoff oder LOHC (Liquefied Organic Hydrogen Carrier) stünden in den nächsten Jahren noch nicht im großen Maßstab zur Verfügung. „Es wird erwartet, dass Ammoniak bis 2025 der vorherrschende Wasserstoffträger sein wird“, so die Autoren.
Die Studie „Competitiveness of green hydrogen import pathways for Germany in 2025“ gibt es kostenfrei als PDF (14 Seiten).

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Das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO hat im Auftrag der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH gemeinsam mit dem Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung (ZSW) sowie dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) eine Wasserstoff- und Brennstoffzellenstrategie für die Region Stuttgart ausgearbeitet. Auf Grundlage einer Analyse der Ist-Situation, Potenziale und Bedarfe hat das Forschungsteam die Vision »Grüne Wasserstoffregion Stuttgart 2035« erarbeitet, die aufzeigt, wie die Versorgung mit grünem Wasserstoff bei stetig steigender Nachfrage gelingen und bis 2035 in alle Sektoren und Wertschöpfungsstufen der Region integriert werden kann. Für die Realisation und konkrete Umsetzung dieser Vision beinhaltet das Strategiepapier 57 Maßnahmen auf Regions-, Landes- und Bundesebene. Die Analyse baut auf den verschiedenen Roadmaps der EU, Deutschlands und Baden-Württembergs auf.
Die Studie „Wasserstoff- und Brennstoffzellenstrategie für die Region Stuttgart“ gibt es kostenfrei als PDF.

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Der schwedische Hersteller von Hygienepapieren Essity (Zewa, Leukoplast) startet in seinem deutschen Werk in Mainz-Kostheim ein Pilotprojekt, um eine Papiermaschine CO2-frei zu betreiben. Dazu wird bei laufender Produktion sukzessive Erdgas durch grünen Wasserstoff ersetzt. Nach Unternehmensangaben ist dies das erste Projekt dieser Größenordnung in der Papierindustrie. Man wolle zeigen, dass auch eine energieintensive Produktion CO2-frei möglich ist. Die Investitionen belaufen sich auf vier Millionen Euro.

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Der US-Anbieter von Wasserstofflösungen Plug Power Inc. und der französische Hersteller von Wasserstoff Lhyfe Hydrogen wollen gemeinsam Anlagen zur Erzeugung von grünem Wasserstoff in ganz Europa erstellen. Bis 2025 soll eine Gesamtkapazität von 300 MW aufgebaut werden, außerdem wollen die Unternehmen mit der Entwicklung einer Produktionsstätte von einem Gigawatt beginnen. Das Vorhaben baut auf der bereits zu Beginn dieses Jahres zwischen den beiden Unternehmen bestehenden Vereinbarung auf, wonach Plug Power die Wasserstoff-Elektrolyseur-Technologie mit einer Kapazität von einem Megawatt für eine Offhore-Produktionsanlage bereitstellt, die von Lhyfe entwickelt wurde. Der Strom stammt aus einer schwimmenden Windturbine vor der Küste von Le Croisic auf dem Offshore-Testgelände SEM-REV von Centrale Nantes. Die Anlage soll 2022 in Betrieb gehen.

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Hyzon Motors Inc., US-Hersteller von Brennstoffzellenfahrzeugen, hat erstmals Bilder seiner Produktionsstätte in Winschoten, Niederlande, veröffentlicht. Die Fabrik wurde im März 2021 eröffnet und hat eine Kapazität für den Bau von bis zu 500 Lkw pro Jahr. Für 2022 plant das Unternehmen eine Kapazitätserweiterung auf bis zu 1.000 Lkw. Das Werk in Winschoten wird die europäische Drehscheibe für die Fahrzeugmontage und die Entwicklung neuer Fahrzeugtechnologien.

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Redaktion intern: Krankheitsbedingt musste der Newsletterversand in der vergangenen Woche leider ausfallen.

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