Prognose: Nur die Hälfte aller neu angekündigten Kohlekraftwerke wird gebaut +++ Österreich: Erster Elektrolyseur für grünen Wasserstoff in Betrieb genommen +++ Essen: Thyssenkrupp und IRENA vereinbaren Wasserstoff-Zusammenarbeit +++ USA: Paccard und Toyota entwickeln Wasserstoff-Lkw +++ Oldenburg: EWE liefert grünen Wasserstoff an die Salzgitter AG +++ Köln: Toyota nutzt Brennstoffzellen-Lkw von VDL im Warenverkehr +++ Termine +++ RABATT-Aktion: Ihre WERBUNG auf dem PtX-Portal

Eine Auswahl von PtX-Themen zum Wochenabschluss zusammengefasst

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Nur die Hälfte aller weltweit neu angekündigten Kohlekraftwerke werden gebaut (Symbolbild: Kraftwerk Scholven/Gelsenkirchen von Uniper SE). © Uniper SE

Mitte letzten Jahres addierte sich die Kapazität der weltweit im Bau befindlichen oder geplanten neuen Kohlekraftwerke auf 476 Gigawatt. Würden alle fertiggestellt und bis zum Ende ihrer wirtschaftlichen Nutzungsdauer betrieben, „wäre das internationale Ziel unerreichbar, die Erderhitzung auf unter zwei und möglichst 1,5 Grad zu begrenzen“, erklärte die Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change gGmbH (MCC). Das Berliner Forschungsinstitut ist allerdings der Auffassung, dass von dieser Menge im Laufe der Zeit rund die Hälfte storniert würde. Planungen und sogar laufende Bauprojekte könnten auf Eis gelegt werden, „wenn sich zum Beispiel das Finanzierungsumfeld, nationale Energie-Strategien oder auch die Kosten erneuerbarer Energien“ änderten, sagt Jan Steckel, Co-Autor der Studie. So verhandelten Länder im globalen Süden seit 2021 im Rahmen von „Just Energy Transition Partnerships“ mit „reichen Industrieländern über Hilfen beim Ausstieg aus dieser besonders klimaschädlichen Form der Stromerzeugung“. Für Südafrika, Indonesien und Vietnam gebe es bereits erste Deals in Milliardenhöhe. Die meisten Vorhaben würden in Bangladesch und in der Mongolei gestoppt, die wenigsten in China. Unterm Strich gehen die Fachleute davon aus, dass in den nächsten Jahren in den zehn von ihnen betrachteten Ländern rund 215 Gigawatt an neuer Kohlekraftwerkskapazität installiert würde. Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift „Environmental Research Letters“.

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Starteten In Gabersdorf für Energie Steiermark AG die erste außerbetriebliche Anlage Österreichs zur Produktion von grünem Wasserstoff (v.l.n.r.): Christian Purrer (Vorstandssprecher Energie Steiermark), Andreas Bock (Technik-Vorstand Wolfram Bergbau und Hütten AG), Landeshauptmann Christopher Drexler, Landeshauptmann-Stellvertreter Anton Lang, Martin Graf (Vorstandsdirektor Energie Steiermark). © Energie Steiermark

In der österreichischen Gemeinde Gabersdorf im Bundesland Steiermark wurde die erste außerbetriebliche Produktionsanlage für grünen Wasserstoff in Österreich eröffnet. Das Projekt des Energieversorgers Energie Steiermark AG mit einem Investitionsvolumen von 10,5 Millionen Euro ist auf einem 10.000 Quadratmeter großen Areal entstanden. Die Anlage besteht aus einem Photovoltaikkraftwerk, dessen installierte Leistung indes nicht genannt wurde, einem Elektrolyseur mit einer ebenso wenig bezifferten Kapazität, einer Trailer-Abfüllanlage und einer Methanisierungseinheit. Im Vollausbau könnten damit den Angaben zufolge bis zu 300 Tonnen grüner Wasserstoff jährlich erzeugt werden. Erster Großabnehmer für jährlich 70 Tonnen ist die Wolfram Bergbau und Hütten AG, Tochter des schwedischen Werkzeug- und Maschinenbaukonzerns Sandvik Group. „Mit den Erfahrungen des Pilotprojekts Gabersdorf planen wir den systematischen Ausbau der Wasserstoffproduktion in Zusammenarbeit mit der Industrie“, so die Vorstände von Energie Steiermark, Christian Purrer und Martin Graf. Zunächst seien 150 Megawatt vorgesehen. Zudem werde man die bestehende Erdgas-Netzinfrastruktur für die Integration grüner Gase aufrüsten.

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Die Vereinbarung zwischen IRENA und Thyssenkrupp wurde von IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera und Thyssenkrupp-Geschäftsführerin Martina Merz unterzeichnet. © Thyssenkrupp AG

Die Internationale Organisation für erneuerbare Energien (IRENA) und die Essener Thyssenkrupp AG haben eine Zusammenarbeit vereinbart. Demnach wolle man das „Wissen im Bereich Massenproduktion, Bereitstellung und Transport von grünem Wasserstoff und anderer grüner Energieträger“ entlang der gesamten Wertschöpfungskette „in Bezug auf Nachfrage, Angebot und Infrastruktur“ teilen. Die Vereinbarung werde „den Wissensaustausch entscheidend voranbringen und technische Lösungen ermöglichen, die die Produktion, Bereitstellung und Nutzung von grünem Wasserstoff beschleunigen“, sagt Francesco La Camera, Generaldirektor der IRENA. „Solche Partnerschaften sind unerlässlich, um die grüne Transformation zu einem Erfolg zu machen“, sagt Thyssenkrupp-Geschäftsführerin Martina Merz. Allerdings handele es sich eher um „eine Disruption als nur eine Transformation“. Diese Aufgabe könne man nur im Rahmen einer globalen Allianz bewältigen. Die Zusammenarbeit umfasse die Identifizierung von Anwendungen für grünen Wasserstoff auf der Grundlage verschiedener Branchen, die Ermittlung des potenziellen Wasserstoffbedarfs auf nationaler Ebene sowie die Entwicklung des Geschäftsszenarios für grünen Wasserstoff „als wesentlichen Beitrag zur umfassenden Dekarbonisierung“.

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Die Paccar-Marken Kenworth (links) und Peterbilt sollen mit Wasserstoffmodellen weiterentwickelt werden. © Paccar Inc.

Der US-Lkw-Hersteller Paccar Inc. und Toyota Motor North America, Inc. (Toyota) wollen gemeinsam die Produktion von Kenworth- und Peterbilt-Lkw mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb (FCEV) voranbringen. Die Vereinbarung unterstütze die laufende Entwicklung und Vermarktung emissionsfreier Versionen der Modelle Kenworth T680 und Peterbilt 579 mit dem Wasserstoff-Brennstoffzellen-Antriebsstrang von Toyota. Der japanische Autobauer werde Ende 2023 mit der Montage der Module in den Vereinigten Staaten beginnen. Die ersten Kundenauslieferungen seien für 2024 geplant. Paccar und Toyota haben bereits in den vergangenen Jahren bei der Entwicklung von FCEV-Lkw zusammengearbeitet. Dazu gehörte auch ein Pilotprogramm, bei dem zehn Kenworth T680 FCEV-Lkw im Hafen von Los Angeles eingesetzt wurden.

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Gunnar Groebler (Salzgitter AG, rechts) und Stefan Dohler (EWE) unterzeichnen eine Kooperationsvereinbarung zur Lieferung von Wasserstoff. © Salzgitter AG

Der Oldenburger Energiedienstleister EWE wird die Salzgitter AG mit grünem Wasserstoff beliefern. Der Konzern will den Energieträger zur nahezu CO2-freien Stahlherstellung nutzen. „Wir fokussieren uns unter anderem auf großtechnische grüne Wasserstofferzeugung“, sagt der EWE-Vorstandsvorsitzende Stefan Dohler. „Mit unserer gut ausgebauten Infrastruktur – insbesondere im Bereich der Kavernenspeicherung und dem leitungsgebundenen Transport von Wasserstoff – bieten wir die Grundlage dafür, einen Großverbraucher wie die Salzgitter AG sicher mit grünem Wasserstoff zu versorgen.“ EWE will mittels des IPCEI-Projekts „Clean Hydrogen Coastline“ in mehreren Teilprojekten nahe der deutschen Nordseeküste bis zu 400 Megawatt Elektrolysekapazität aufbauen. „Je nach Absatzmarkt können wir so jährlich bis zu 40.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.“ Wie berichtet, beabsichtigt die Salzgitter AG im Rahmen ihres „Salzgitter Low CO2 Steelmaking“ (Salcos) genannten Vorhabens bis 2033 Koks bei der Stahlproduktion durch Wasserstoff ersetzen und in drei Stufen auf eine CO2-arme Stahlproduktion umsteigen.

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Modell eines Brennstoffzellen-Lkw, der künftig für Toyota fahren soll. © Toyota Motors Europe

Die niederländische VDL Groep schickt im Sommer 2023 einen ersten wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw auf die Straße, gefolgt von weiteren Fahrzeugen ab Herbst. Diese werden den Angaben zufolge auf verschiedenen Routen im Logistikverkehr für Toyota Motor Europe (TME) eingesetzt. Die Erfahrungen und Erkenntnisse sollen helfen, „die Alltagstauglichkeit von Brennstoffzellen-Lkw unter Beweis zu stellen und deren Einsatz zu konsolidieren“. Im Gegensatz zu Batterien vollelektrischer Fahrzeuge wiesen Wasserstoffsysteme von Brennstoffzellen-Lkw „eine vergleichsweise geringe Masse auf, wodurch sie weiterhin eine große Nutzlast bieten“, sagt Toyota. Gleichzeitig ließen sich die Fahrzeuge „nahezu genauso schnell mit Wasserstoff wie mit Diesel betanken“.

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iStock / © Danil Melekhin