(Ottawa / Kanada) – Die in Montreal ansässige TES Canada H2 Inc. will in ihr „Mauricie“ genanntes Projekt vier Milliarden kanadische Dollar (2,7 Milliarden Euro) investieren. Das Geld dient dem Bau eines Elektrolyseurs sowie der Installation von Erneuerbare-Energien-Kraftwerken. Nach der Inbetriebnahme im Jahr 2028 werde das Projekt 70.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren, der den Angaben zufolge ausschließlich für Endverbraucher in Québec bestimmt ist.

Projektskizze „Mauricie“: So soll Wasserstoff produziert und genutzt werden. © TES Canada H2 Inc.

Etwa ein Drittel des produzierten grünen Wasserstoffs werde für die Dekarbonisierung des Fernverkehrs verwendet, der für fast zehn Prozent der jährlichen Emissionen in Québec verantwortlich sei. Die verbleibenden Mengen würden für die Herstellung von synthetischem Methan (e-NG, Electric Natural Gas) für anderweitig schwer mit kohlenstoffarmen Treibstoffen zu versorgende Branchen verwendet.

„Electric Natural Gas“ sei eine nachhaltige Alternative zu fossilem Erdgas, erklärt das Unternehmen. Es wird durch die Kombination von grünem Wasserstoff mit recyceltem CO2 aus Industrieemissionen, CO2 aus direkter Luftabscheidung und biogenem CO2 hergestellt. Das so gewonnene synthetische Methan ist leicht zu transportieren und zu speichern. E-NG ist chemisch identisch mit Erdgas und lässt sich leicht in den bestehenden Brennstoffmix einfügen. TES Canada wolle bis 2030 eine jährliche Produktionskapazität von 15 Terawattstunden erreichen, was 0,4 Megatonnen grünem Wasserstoff entspreche.

Lageskizze von „Mauricie“. © Wikimedia CC 3.0

Der Großteil des Energiebedarfs werde durch einen Wind- und Solarpark mit einer installierten Leistung von einem Gigawatt gedeckt. Während der Bauzeit würden über 1.000 Jobs geschaffen, die später in mehr als 200 dauerhafte Arbeitsplätze mündeten.

Nach Angaben der Nachrichtenagentur „Reuters“ wolle Kanada seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um 40 bis 45 Prozent unter das Niveau von 2005 senken. Allerdings sei dieser Plan mängelbehaftet, das Ziel werde mit den bislang vorgesehenen Maßnahmen verfehlt. Damit würde das Land seine Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen der Vereinten Nationen zum Klimawandel nicht einhalten.

Neun Milliarden Dollar für Klimaziele

Der im März veröffentlichte Emissionsreduktionsplan (ERP) der Regierung sieht Investitionen von 9,1 Milliarden kanadische Dollar vor. Es sei das erste Mal, so „Reuters“ seinerzeit, dass Kanada „einen umfassenden Plan und nicht nur eine Sammlung von Maßnahmen vorgelegt habe, um seine internationale Verpflichtungen zu erfüllen. Thinktanks wie das Canadian Climate Institute hätten den Plan zwar als „Wendepunkt“ in der kanadischen Klimapolitik bezeichnet, jedoch gefordert, dass die Regierung des liberalen Premierministers Justin Trudeau noch weitere Schritte unternehmen müsse.

Das Land ist der viertgrößte Ölproduzent der Welt und der zehntgrößte Kohlenstoffemittent. Die Öl- und Gasindustrie ist der Industriezweig mit der höchsten Umweltbelastung, gefolgt vom Verkehrssektor. Auch seien die Treibhausgasemissionen aus dem Öl- und Gassektor in den letzten zwei Jahrzehnten gestiegen, sodass eine 42-prozentige Verringerung gegenüber dem derzeitigen Stand nur eine 31-prozentige Senkung gegenüber dem Stand von 2005 darstelle, heißt es bei „Reuters“.

Auf der TES-Website findet man weitere Informationen zum „Mauricie“-Projekt.

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TES Canada will aus Wasserstoff unter anderem synthetisches Methan (e-NG) herstellen, um schwer mit kohlenstoffarmen Treibstoffen zu versorgende Branchen wie die Schifffahrt zu dekarbonisieren. © TES Canada H2 Inc.