(Jülich / Deutschland) – Synhelion hat in Jülich eine Anlage zur Produktion von synthetischen Treibstoffen mittels konzentriertem Sonnenlicht (CSP) eröffnet. „DAWN“ besteht aus einem 20 Meter hohen Solarturm und einem Feld von Heliostaten. Im Turm befinden sich ein Receiver, ein thermochemischer Reaktor und ein thermischer Energiespeicher, der „eine kosteneffiziente Herstellung von Solartreibstoffen rund um die Uhr“ ermögliche. Produktionsbeginn sei noch 2024. DAWN werde dann mehrere Tausend Liter Treibstoff pro Jahr produzieren.

Synhelions industrielle Demonstrationsanlage „DAWN“: Die Spiegel konzentrieren das Licht am Solarturm. © Synhelion

Direkt in der Anlage wird synthetisches Rohöl, genannt „Syncrude“, hergestellt. Dabei werde die Sonnenstrahlung durch das Spiegelfeld reflektiert, auf den Receiver konzentriert und in Hochtemperatur-Prozesswärme umgewandelt. Die erzeugte Wärme werde dem thermochemischen Reaktor zugeführt, der Synthesegas, ein Gemisch aus Wasserstoff (H2) und Kohlenmonoxid (CO), erzeugt. Dieses Zwischenprodukt eigne sich besonders gut für den Transport. Anschließend werde es in einer konventionellen Ölraffinerie zu zertifizierten Treibstoffen verarbeitet.

Kerosin, Benzin und Diesel mit Sonnenenergie

Synhelion werde so mittels Solarenergie Kerosin für die Luftfahrt, aber auch Benzin und Diesel für Anwendungen im Straßenverkehr und in der Schifffahrt herstellen. Solartreibstoffe könnten fossile Treibstoffe direkt ersetzen und seien mit der weltweit bestehenden Treibstoff-Infrastruktur vollständig kompatibel – von der Lagerung über den Transport bis hin zu den Verbrennungsmotoren und Flugzeugtriebwerken.

Solarturm der Solartreibstoffanlage DAWN sowie Lager- und Ausstellungsraum für das solare synthetische Rohöl. © Synhelion

Das Unternehmen, 2016 als Spin-off der ETH Zürich gegründet, hatte erstmals 2019 in einer Mini-Raffinerie auf dem Dach der ETH bewiesen, dass sich Treibstoffe unter Einsatz von Solarwärme herstellen lassen. Seither habe das Unternehmen daran gearbeitet, die „Sun-to-Liquid“-Technologie zu skalieren und industriell nutzbar zu machen.

Die erste kommerzielle Anlage will Synhelion ab 2025 in Spanien bauen. Insgesamt sollen dort etwa 1.000 Tonnen Treibstoff pro Jahr produziert werden. Zukünftig geplante Anlagen würden die Größe der ersten beiden Anlagen „noch deutlich übertreffen und damit noch eine sehr viel höhere Produktionskapazität bieten“, so das Unternehmen. Innerhalb von zehn Jahren soll ein jährliches Produktionsvolumen von rund einer Million Tonnen erreicht werden.

Synhelion wird eigenen Angaben zufolge von einer Reihe internationaler Konzerne unterstützt, darunter der Öl-Multi Eni S.p.A (Italien), der Baustoffhersteller Cemex SA de CV (Mexiko), Lufthansa Group (Deutschland), Swiss International Air Lines (Schweiz), der Metallverarbeiter SMS Group (Deutschland), das Explorationsunternehmen Wood Group (Großbritannien), AMAG Group (Schweiz), Flughafen Zürich und Pilatus Flugzeugwerke (Schweiz).

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Synhelion nutzt Heliostaten, die das Sonnenlicht auf den Turm konzentrieren, um Treibstoffe herzustellen. © Synhelion