(Chemnitz) – Die Wasserstoffwirtschaft könnte In Sachsen im Jahr 2030 bis zu 4.800 Arbeitsplätze umfassen und rund 1,7 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften. Insgesamt konzentrieren sich mehr als 150 sächsische Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Raum Chemnitz, Dresden, Görlitz und Leipzig. Dies geht aus einer neuen Studie „Wertschöpfungspotenziale von Wasserstoff für Sachsen“ hervor, die HZwo e.V. und die Technische Universität Chemnitz gemeinsam durchgeführt haben, gefördert durch das sächsische Wirtschaftsministerium. Demnach gaben 34 Prozent von 70 befragten Unternehmen an, bereits Umsätze mit Wasserstoff- oder Brennstoffzellentechnologien zu erwirtschaften. 91 Prozent rechnen mit ersten Umsätzen in den nächsten fünf Jahren.

Kompensation für die im Strukturwandel rückläufigen Industrien

„Sachsen kann mit viel Zuversicht auf den erst entstehenden Wasserstoffmarkt blicken“, sagt der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig. Die Umstellung von fossilen auf nachhaltige Energieträger berge „die Chance auf Tausende neue Arbeitsplätze – insbesondere in den vom Strukturwandel betroffenen Regionen“. Viele der benötigten Komponenten und Teilsysteme ähnelten den heutigen Produkten von Zuliefer-, Maschinen- und Anlagenbauunternehmen. Daher besitze die Wasserstoffwirtschaft „ein hohes Kompensationspotenzial für die im Strukturwandel rückläufigen Industrien“.

Von der entstehenden Wasserstoffwirtschaft könnten grundlegend „noch viel mehr sächsische Unternehmen profitieren“, erklärt HZwo-Geschäftsführer Karl Lötsch. „Diese wollen wir mit Hilfe der Studie frühzeitig sensibilisieren.“ In sächsischen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen werde „seit vielen Jahren intensiv zu Wasserstofftechnologien und Brennstoffzellen geforscht“, sagt Thomas von Unwerth, einer der Autoren der Studie und Leiter der Professur Alternative Fahrzeugantriebe der TU Chemnitz. Die Potenzialstudie mit Akteurs- und Marktanalyse unterstreiche, „dass Sachsen gut für die Wasserstoffwirtschaft aufgestellt ist“. In der Untersuchung, die unter anderem auf einer Online-Umfrage, Experteninterviews und einer Sekundärquellen-Analyse basiert, wurden die energetische Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft von der Erzeugung bis zur Nutzung sowie die Produktwertschöpfungskette von Energieanlagen- und Fahrzeugherstellern bis in die Zulieferindustrie beleuchtet. Die Studie zeige „Umsatz- und Arbeitskräftepotenziale für sächsische Unternehmen, aber auch Stärken und Schwächen“ und könne „zur Ableitung von Handlungsempfehlungen für Stakeholder der sächsischen Wasserstoffwirtschaft dienen“, so Uwe Götze, Leiter der ebenfalls an der Studie beteiligten Professur Unternehmensrechnung und Controlling sowie Prorektor für Transfer und Weiterbildung der TU Chemnitz. Um Interessenten an die Wasserstoffwirtschaft heranführen, sind sechs Workshops geplant.

„Hydrogen and Mobility Innovation Center“

Dieser Tage hatte das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) mitgeteilt, dass sich Sachsen Chancen auf die Ansiedlung des Wasserstoffzentrums des Bundes ausrechnen kann. Das unter dem Namen „Hydrogen and Mobility Innovation Center“ (HIC) eingereichte Konzept konnte sich erfolgreich in der ersten Auswahlrunde um das nationale „Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen“ behaupten. Außer Chemnitz kamen das Technologie-Anwenderzentrum Wasserstoff in Pfeffenhausen (Bayern) und das Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologien in Duisburg (Nordrhein-Westfalen) eine Runde weiter. In der zweiten Phase des Auswahlverfahrens werden nun Machbarkeitsstudien für die drei Finalisten folgen, welche vom BMVI bewertet werden.

Deep Link
https://idw-online.de/de/news767790

Studie
Die Studie „Wertschöpfungspotenziale von Wasserstoff für Sachsen“ gibt es kostenfrei als PDF (76 Seiten).

Termine Workshops
06.07.2021 – Elektrolyseure und Brennstoffzellen (Zellkomponenten)
07.07.2021 – Elektrolyseure und Brennstoffzellen (Bipolarplatten/Kollektorplatten)
08.07.2021 – Elektrolyseure und Brennstoffzellen (Stacks)
13.07.2021 – Elektrolyseure und Brennstoffzellen (Systeme)
14.07.2021 – Speichertechnologien für Wasserstoff
15.07.2021 –Wasserstoffwirtschaft in Zahlen
Details unter http://hzwo.eu/projekte/hzwo-transfer/

Foto
An der TU Chemnitz wird zu Brennstoffzellen und Wasserstofftechnologien geforscht, unter anderem im Brennstoffzellenlabor der Professur Alternative Fahrzeugantriebe. © TU Chemnitz / Jacob Müller