(Perth / Schottland) – SSE Renewables expandiert massiv nach Südeuropa und kauft von Siemens Gamesa Renewable Energy (SGRE) ein Portfolio an Onshore-Windprojekten mit einer Leistung von 3,9 Gigawatt. Die Hälfte davon liegt in Spanien, der Rest in Frankreich, Italien und Griechenland. Überdies biete sich die Möglichkeit, Solarprojekte mit einer Leistung von einem Gigawatt an verschiedenen Standorten zu entwickeln, so das Unternehmen.
Die Höhe der Investitionen liegen den Angaben zufolge bei etwa 580 Millionen Euro. SSE Renewables übernimmt außerdem ein Team von rund 40 Mitarbeitern. Die Transaktion wird voraussichtlich bis Ende September 2022 abgeschlossen.
Expansion auch im Bereich Wasserstoff
Die Akquise kommt nicht von ungefähr, sondern betont vielmehr die Expansionspläne von SSE Renewables. „Das Projektportfolio wird ein echtes Sprungbrett in Europa in den Bereichen Wind, Solar, Batterien und Wasserstoff“, betont Managing Director Stephen Wheeler.
In Großbritannien und Irland besitzt und betreibt das Unternehmen bereits Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Leistung von vier Gigawatt, darunter fast zwei Gigawatt an Onshore-Windkraftanlagen. Außerdem verfüge man über „eine gesicherte Pipeline von fast elf Gigawatt an Onshore-Wind-, Offshore-Wind- und Wasserkraftprojekten“.
Strategie „Null Emissionen“
In ihrem im März veröffentlichten „Net Zero Transition Plan“ betont die Muttergesellschaft SSE plc die besondere Bedeutung von Wasserstoff für die weitere Expansion des Konzerns. In seiner Strategie erklärt der Energieversorger, man wolle das Potenzial für die Wasserstofferzeugung bis 2030 erheblich weiterentwickeln.
Insbesondere sei geplant, im Gas- und Dampfkraftwerk „Keadby 2“ der Tochter SSE Thermal Wasserstoff beizumischen. Das Kraftwerk mit einer Leistung von 893 Megawatt wird gerade von Siemens Energy gebaut und soll noch 2022 in Betrieb gehen. Standort ist North Lincolnshire an der englischen Ostküste am Fluss Humber, einer Industrieregion, wo sich derzeit in Sachen Wasserstoff intensive Tätigkeiten durch eine Reihe von Konzernen ausmachen lassen.
So verkündete SSE Thermal, man plane gemeinsam mit Equinor die Umnutzung von neun zur Erdgasspeicherung verwendeten Salzkavernen in Aldbrough, East Yorkshire, für Wasserstoff. Die Speicher befinden sich gerade mal 80 Kilometer von Keadby entfernt – und beide Standorte wiederum bilden auf der Landkarte ein Dreieck mit der kaum eine Autostunde südlich gelegenen Küstenstadt Grimsby.
Dort will ein anderes Konsortium – bestehend aus dem britische Hersteller von Elektrolyseuren ITM Power plc, dem dänischen Energiekonzern Ørsted A/S, Siemens Gamesa Renewable Energy und dem britische Consultant Element Energy – ein System entwickeln, das eine Elektrolyse auf See mit Offshore-Windturbinen kombiniert. Die Unternehmen untersuchen überdies das Potenzial des Einsatzes von Pipelines für den Transport des Wasserstoffs von der See ans Land.
Wasserstoff für Irland und Schottland
Gerade erst hatte der irische Premierminister Micheál Martin im Rahmen einer Erneuerbare-Energien-Konferenz erklärt, ein „Galway Hydrogen Hub“ (GH2) werde die Hafenstadt Galway an der Westküste Irlands zu einer Drehscheibe für Wasserstoff entwickeln. Zu dem Konsortium gehört neben einer Reihe irischer Unternehmen auch SSE Renewables.
Anfang April verkündeten SSE Renewables und Siemens Gamesa ein Gemeinschaftsprojekt zur Produktion grünen Wasserstoffs mit dem Strom des 108 Megawatt leistende Onshore-Windparks „Gordonbush“ in Sutherland in den schottischen Highlands. Den Plänen zufolge sollen per Elektrolyse jährlich bis zu 2.000 Tonnen des Energieträgers hergestellt werden. Das Vorhaben umfasst auch einen Lithium-Ionen-Batteriespeicher für Zeiten, in denen der Windpark mehr Strom erzeugt als zeitgleich verarbeitet werden kann.
Bis 2026 sollen 500 Megawatt in Betrieb gehen
Aus dem jüngst erworbenen SGRE-Portfolio will SSE Renewables bis März 2026 rund 500 Megawatt in Betrieb nehmen und den Bau von weiteren 500 Megawatt auf den Weg bringen. Außerdem baut SSE am Windpark „Seagreen“ (1,07 GW, SSE-Anteil 49 Prozent). Zur Entwicklungspipeline von SSE Renewables gehören überdies der Offshore-Windpark „Berwick Bank“ östlich von East Lothian in Schottland (4,1 GW) sowie ebenfalls in Schottland ein schwimmender Windpark mit bis zu 2,6 Gigawatt Leistung (SSE-Anteil 40 Prozent).
Auf internationaler Ebene ist SSE Renewables vor kurzem durch die Gründung von SSE Pacifico in den japanischen Offshore-Windmarkt eingestiegen und sondiert Möglichkeiten in den USA und Nordeuropa.
Foto
Siemens-Windpark. © SSE Renewables