(Grimsby / England) – Ein unter dem Namen „Oyster“ agierendes Konsortium hat Grimsby an der englischen Ostküste als Standort für das Projekt zur Erzeugung von erneuerbarem Wasserstoff ausgewählt. Daran beteiligt sind der britische Hersteller von Elektrolyseuren ITM Power plc, der dänische Energiekonzern Ørsted A/S, der Windkraftanlagenbauer Siemens Gamesa Renewable Energy und der britische Consultant Element Energy.

Ziel ist die Entwicklung eines Systems, das eine Elektrolyse auf See mit Offshore-Windturbinen kombiniert. Außerdem wird es Entsalzungs- und Wasseraufbereitungsprozesse integrieren, sodass Meerwasser als Ausgangsmaterial verwendet werden kann. Die Unternehmen untersuchen überdies das Potenzial des Einsatzes von Pipelines für den Transport des Wasserstoffs von der See ans Land.

Region mit Bezug zu Erneuerbaren

Das Oyster-Konsortium hat sich den Angaben zufolge für Grimsby entschieden, weil die Region am Fluss Humber, der hier in die Nordsee mündet, einen starken Bezug zu erneuerbaren Energien hat. Dort befindet sich das operative Zentrum für Ørsteds Windkraft-Aktivitäten an der britischen Ostküste, darunter „Hornsea One“ und „Hornsea Two“, die sich nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2022 zum größten Offshore-Windpark der Welt entwickeln sollen. In beiden Offshore-Windparks kommen Turbinen von Siemens Gamesa zum Einsatz, deren Rotorblätter im nahe gelegenen Hull hergestellt werden.

ITM Power ist für die Marinisierung des Elektrolyseursystems verantwortlich, während Ørsted die Analyse und die Machbarkeitsstudie für den künftigen Offshore-Einsatz leitet und ITM Power bei der Konstruktion und den Tests unterstützet. Siemens Gamesa und Element Energy stellen ihr technisches und Projektmanagement-Know-how zur Verfügung.

„Oyster“ wird vom europäischen Fuel Cells and Hydrogen Joint Undertaking (FCH JU) mit fünf Millionen Euro finanziert und durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union, Hydrogen Europe und Hydrogen Europe Research unterstützt.

Blaupause für Wasserstoffwirtschaft

In der Region Humber befindet sich auch das Projekt Gigastack, das ein Konzept für den Einsatz von erneuerbarem Wasserstoff aus Offshore-Windkraftanlagen im industriellen Maßstab entwickelt. Dieses separate Konsortium besteht aus ITM Power, Ørsted, Element Energy und Phillips 66 Limited.

An den Ufern des Flusses gibt es eine hohe Dichte an energieintensiven Industrien wie Raffinerien, Kraftwerken, Stahlwerken und Glashütten. Hier steht gemessen an den Kohlendioxidemissionen der größte Industriecluster Großbritanniens mit einem Ausstoß von 12,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Laut Ørsted ist dessen Dekarbonisierung „von entscheidender Bedeutung für das verbindliche Netto-Null-Ziel des Vereinigten Königreichs bis 2050“.

Konzerne bündeln Expertise an der britischen Ostküste

Das Oyster-Konsortium ist im Humber-Delta keineswegs allein tätig. So hatten im Juli SSE Thermal und Equinor Pläne für einen der weltweit größten Wasserstoffspeicher in Aldbrough, East Yorkshire, an der britischen Ostküste, verkündet Die Anlage könnte bereits im Jahr 2028 kohlenstoffarmen Wasserstoff aufnehmen. Equinor will unter dem Projekttitel „Hydrogen to Humber Saltend“ (H2H Saltend) Elektrolyseure mit einer Leistung von 1,8 Gigawatt entwickeln, um blauen Wasserstoff zu produzieren. Standort ist wie berichtet der Chemiepark Saltend nahe der Stadt Hull, nur wenige Autominuten südwestlich von Aldbrough.

Die Konsortien erwähnen es zwar nicht, aber bei diesen Konstellationen und Vorhaben liegt eine künftige Zusammenarbeit sämtlicher Unternehmen sichtlich nahe.

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Grafik
Grimsby wird „Oyster“-Labor. © Ørsted