(Bad Lauchstädt) – Mit dem Energiepark Bad Lauchstädt geht es voran: Das Industriekonsortium hat sich nun für die Investition in das Wasserstoffvorhaben entschieden. Vertreter aus Politik und Wirtschaft vollzogen in Sachsen-Anhalt den obligatorischen Spatenstich. Damit verlässt das Projekt das Planungsstadium und geht in die Phase der Umsetzung.

Wertschöpfung im industriellen Maßstab

Das Vorhaben wurde im September 2021 mit Fördermitteln des Bundeswirtschaftsministeriums in Höhe von 34 Millionen Euro auf den Weg gebracht. Das „großtechnisch angelegte Reallabor“ soll dereinst die gesamte Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erproben. Dazu gehören Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung. Das erzeugte Gas wird, so der Plan, in einer Salzkaverne zwischengespeichert und kann über eine 20 Kilometer lange modifizierte Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist werden.

Nach Angaben von Projektleiterin Cornelia Müller-Pagel war es allerdings „keine Selbstverständlichkeit, dass wir diesen Schritt erreicht haben“ – man sei „auf die eine oder andere erwartete und unerwartete Herausforderung gestoßen“. Überdies gebe es noch „erhebliche regulatorische und rahmensetzende Unsicherheiten“.

Investitionen steigen auf 210 Millionen Euro

Vor allem seien „die allgemeinen Preissteigerungen der vergangenen Monate“ auch am Energiepark nicht vorübergegangen. So prognostizierte man das Investitionsvolumen anfangs auf etwa 140 Millionen Euro – inzwischen übersteigen die Schätzungen 210 Millionen Euro.

Übersicht der künftigen Nutzungsmöglichkeiten des Energieparks Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt). © Energiepark Bad Lauchstädt

Die bislang gut ein halbes Dutzend Konsortialpartner sind offenbar gewillt, die gestiegenen Kosten zu tragen. Im Boot sind die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH, der Energiekonzern Uniper SE und die Gasnetz- und Speicherbetreiber Ontras und VNG nebst Tochtergesellschaften. Auf Seiten der Forschung nimmt die Deutsche Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) mit ihrem DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg teil. Als neuer Konsortialpartner kam die Total Energies Raffinerie Mitteldeutschland aus Leuna hinzu. Dieser erste Ankerkunde will den grünen Wasserstoff zur Dekarbonisierung im Raffinerieprozess nutzen.

Elektrolyseur und Windpark

Der Dresdener Hersteller Sunfire GmbH liefert eine Großelektrolyse-Anlage mit einer Leistung von 30 Megawatt. Vorbestellt wurde sie bereits vor dem Investitionsbeschluss im August 2022. Bau und Betrieb verantworten Uniper und die VNG Handel & Vertrieb GmbH gemeinsam.

Der für die Elektrolyse erforderliche Ökostrom stammt aus einem nahe gelegenen Windpark mit acht Anlagen, dessen Bau nebst Umspannwerk unmittelbar beginnen soll. Die zu installierende Leistung wurde nicht genannt. Die Inbetriebnahme ist für Frühjahr 2024 vorgesehen.

Probebetrieb startet 2025

Überdies würden nun die Arbeiten an der umzustellenden Gastransportleitung starten. 2024 erfolgt dann die Erschließung der Total Energies Raffinerie in Leuna durch den Bau des ersten Netzanschlusses an das zukünftige Wasserstoffnetz von Ontras. Der Probebetrieb startet Anfang 2025 und ab dem 3. Quartal des Jahres soll die Leitung dann grünen Wasserstoff aus dem Energiepark Bad Lauchstädt zu Total Energies transportieren.

Nach Angaben von General Manager Thomas Behrends wolle der Konzern den gesamten in seinen europäischen Raffinerien verwendeten Wasserstoff bis 2030 dekarbonisieren: „Unser Ziel ist es, grauen Wasserstoff durch kohlenstoffarmen Wasserstoff zu ersetzen, was bis zum Jahr 2030 eine Verringerung von drei Millionen Tonnen CO2 pro Jahr bedeutet.“

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Vertreter aus Industrie und Politik beim Spatenstich für das Bauvorhaben Energiepark Bad Lauchstädt (v.l.): Jörg Nietzsche (DBI), Hans-Joachim Polk (VNG AG), Michael Kretschmer (Ministerpräsident Sachsen), Cornelia Müller-Pagel (Projektleiterin), Reiner Haseloff (Ministerpräsident Sachsen-Anhalt), Axel Wietfeld (Uniper), Stephan Haupt (VNG Handel & Vertrieb), Bernd Protze (VNG Gasspeicher), Falk Zeuner (Terrawatt Planungsgesellschaft), Uwe Ringel (Ontras), Hartmut Krause (stellv. Projektleiter). © Energiepark Bad Lauchstädt / Tom Schulze