(San Donato / Italien) – Der italienische Gasfernleitungsnetzbetreiber Snam SpA steigt beim Essener Fernleitungsnetzbetreiber Open Grid Europe GmbH (OGE) ein. Demnach übernimmt Snam für 920 Millionen Euro vom Vermögensverwalter Infinity Investments Holdings Ltd., ein Investmentvehikel der Abu Dhabi Investment Authority (ADIA, Dubai), eine Aktienbeteiligung in Höhe von 24,99 Prozent an der Vier Gas Holding S.à r.l. (VGH).

Snam rollt den europäischen Pipeline-Markt auf: Der Strategie-Plan, zuletzt aktualisiert Ende Januar, sieht das Unternehmen in der Führungsrolle bei Errichtung und Betrieb eines Wasserstoff-Energiesystems quer durch den Kontinent. © Snam S.p.A.
VGH ist ein in Luxemburg ansässiges Unternehmen, das indirekt das gesamte Aktienkapital von Open Grid Europe hält, einem der größten Gasfernleitungsbetreiber Deutschlands mit rund 12.000 Kilometer Pipelines, einer Durchleitungsmenge von rund 21 Milliarden Kubikmetern pro Jahr sowie mehr als 400 Endkunden. Die Transaktion soll bis zum dritten Quartal 2025 abgeschlossen werden und steht unter dem üblichen Vorbehalt der Erfüllung bestimmter aufschiebender (juristischer) Bedingungen.
Gleichzeitig schloss Snam mit dem belgischen Gasfernleitungsbetreiber Fluxys – einem derzeitigen Anteilseigner der VGH mit etwa 24,11 Prozent – eine Vereinbarung über den Erwerb von Anteilen, wonach Snam einen Anteil von etwa 0,5 Prozent des Aktienkapitals der VGH an Fluxys verkauft, sodass Snam und Fluxys nach Abschluss der Transaktion einen im Wesentlichen gleichen Anteil an VGH halten werden.
Mit dieser Transaktion erreicht Snam mehr als 40.000 Kilometer bewirtschaftete Rohrleitungen und wird damit zu einem zentralen Player bei den künftigen Wasserstoffkernnetzen in Deutschland und Europa. „Nach Abschluss dieser Übernahme wird Snam das erste italienische Unternehmen sein, das in dieser Größenordnung in den deutschen Energieinfrastruktursektor einsteigt“, sagt Snam-CEO Stefano Venier.
Fluxys und Snam sind bereits bei mehreren Projekten Partner:
- Interconnector, eine bidirektionale Gaspipeline zwischen Großbritannien und Belgien mit kommerziellem Stützpunkt in London und physikalisch am britischen Gasterminal Bacton sowie im belgischen Zeebrügge (Anteile: Fluxys 76,32 Prozent, Snam 23,68 Prozent);
- Trans Adriatic Pipeline (TAP), ein 878 Kilometer langes Netz als europäischer Teil des 3.500 Kilometer langen Southern Gas Corridor, über den Erdgas von Aserbaidschan über Griechenland, die Türkei und Albanien bis zur Adria in Süditalien fließt (beteiligt sind mit unterschiedlichen Anteilen neben Fluxys und Snam auch Enagás, Axpo, BP UK und Socar, Aserbaidschan);
- Desfa, Betreiberfirma des griechischen Erdgasnetzes und Vermarkter der Gaskapazitäten des LNG-Terminals auf der griechischen unbewohnten Insel Revithoussa (beteiligt sind der griechische Staat mit 34 Prozent und Senfluga SA mit 66 Prozent, ein Konsortium bestehend aus Fluxys, Snam, Enagás und Damco Energy).

Snam und OGE sind auch am SoutH2Corridor beteiligt, die Pipeline, die dereinst grünen Wasserstoff von Afrika nach Europa bringen soll. © Snam S.p.A.
Das Netz von OGE ist das Herzstück der europäischen Gasinfrastruktur mit 17 Verbindungsleitungen zu sieben Nachbarländern, darunter zu Belgien und der Schweiz, zu den österreichischen Snam-Töchtern GCA und TAG sowie zu Italien über den Einspeisepunkt Tarvisio. Die Anlagen spielen eine Schlüsselrolle auf dem deutschen Gasmarkt und für das deutsche Wasserstoffkernnetz. Snam und OGE entwickeln derzeit überdies unter anderem den Wasserstoffkorridor von Afrika über Italien nach Nordeuropa (SoutH2Corridor).

Der südosteuropäische Wasserstoffkorridor SEEHyC zieht sich von Deutschland bis nach Griechenland und hat mehrere Verbindungen zu angrenzenden Wasserstoffnetzen. © NET4Gas, s.r.o.
OEG ist außerdem beteiligt an der Entwicklung des Wasserstoff-Backbones von der iberischen Halbinsel nach Nordwesteuropa (H2med) sowie am südosteuropäischen Wasserstoffkorridor SEEHyC, der sich einst von Deutschland bis nach Griechenland zieht und mehrere Verbindungen zu angrenzenden Wasserstoffnetzen haben wird. Zum „South-East European Hydrogen Corridor“-Konsortium gehören wiederum die Gasfernleitungsnetzbetreiber Desfa (Griechenland), Bulgartransgaz (Bulgarien), Societatea Naţională de Transport Gaze Naturale Transgaz S.A. (Rumänien), FGSZ (Ungarn), Ersterem A.S. (Slowakische Republik), NET4Gas (Tschechien) und OGE (Deutschland).
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Am LNG-Terminal in Panigaglia von Snam FSRU Italia S.r.l. (bis 1. März GNL Italia S.p.A.) wird flüssiges Erdgas regasifiziert und in das Pipeline-Netz eingespeist. © Snam S.p.A.