(Rotterdam / Niederlande) – Der britische Ölkonzern Shell plc hat sich endgültig für den Bau von „Holland Hydrogen I“ entschieden. Der Elektrolyseur mit einer Leistung von 200 Megawatt wird auf der Tweede Maasvlakte im Rotterdamer Hafen errichtet und soll bis zu 60.000 Kilogramm erneuerbaren Wasserstoff pro Tag produzieren. Die Pläne für das Vorhaben hatte Shell bereits vor einigen Monaten verkündet.
Den Angaben zufolge sind Shell Niederlande B.V. und Shell Overseas Investments B.V beteiligt. Die Inbetriebnahme ist für 2025 vorgesehen. Der Strom wird aus dem Offshore-Windpark Hollandse Kust (Noord) stammen, der sich teilweise im Besitz von Shell befindet.
Im Januar 2022 hatte die Thyssenkrupp Uhde Chlorine Engineers GmbH erklärt, man haben den Auftrag für die Fertigung der Anlage erhalten. Basis sei das skalierbare 20-Megawatt-Großmodul des Unternehmens.
Grüner Wasserstoff ersetzt grauen Wasserstoff
Das Zentrum von Hydrogen Holland I ist eine Halle, die sich über zwei Hektar erstreckt. Die Außenwände des Werks würden mit Solarzellen ausgestattet. Der erneuerbare Wasserstoff wird über die 32 Kilometer lange „HyTransPort-Pipeline“ zu Shells Energie- und Chemiepark Rotterdam transportiert, wo er einen Teil des in der Raffinerie verwendeten grauen Wasserstoffs ersetzt. Im April hatte der Konzern als erster Kunde einen Vertrag zur Nutzung der Pipeline unterzeichnet.
HyTransPort ist Teil der künftigen niederländischen Wasserstoffinfrastruktur. Sie wird durch den niederländischen Energiekonzern Gasunie von dem Industrie- und Hafengebiet Maasvlakte bis nach Pernis verlegt und sei „ein wichtiges Bindeglied für die nachhaltige Wasserstoffwirtschaft in den Niederlanden und Nordwesteuropa“, erklärte seinerzeit Jeroen Steens, Direktor Commercial Delivery bei der Hafenbehörde Rotterdam. Sie werde sukzessive an das nationale und internationale Netz angeschlossen und später auch andere europäische Regionen versorgen, darunter Nordrhein-Westfalen.
Elektrolyseur in China
Shell besitzt und betreibt bereits einen 20-Megawatt-Elektrolyseur in China. Die Anlage nutzt Onshore-Windenergie und wurde zu den Olympischen Winterspielen eröffnet, um eine Flotte von mehr als 600 Brennstoffzellenfahrzeuge in der Wettkampfzone zu betreiben. Im Anschluss nutzen öffentliche und gewerbliche Unternehmen in der Region Peking-Tianjin-Hebei den Energieträger.
Außerdem betreibt Shell einen 10-Megawatt-Protonen-Austauschmembran (PEM)-Elektrolyseur in Deutschland, der im Sommer 2021 in Shells Energy Chemiepark Rheinland in Wesseling bei Köln in Betrieb genommen wurde. An der „Refhyne“ genannte Anlage sind neben Shell auch ITM Power, SINTEF, Sphera und Element Energy beteiligt. Die Produktionskapazität liegt bei 1.300 Tonnen pro Jahr. Der Konzern plant eigenen Angaben zufolge die Leistung auf 100 Megawatt zu erhöhen („Refhyne II“).
Rotterdam als Wasserstoffdrehkreuz
Der Hafen von Rotterdam hat in den vergangenen Monaten bereits eine ganze Reihe neuer Projekte angezogen. So kündigten etwa der US-Hersteller von Industriegasen Air Products and Chemicals Inc. und Gunvor Petroleum Rotterdam (GPR) an, sie wollten dort 2026 einen Importterminal für grünen Wasserstoff in Betrieb nehmen.
Auch ein Konsortium bestehend aus dem niederländischen Gasnetzbetreiber Gasunie, dem Speicherunternehmen Vopak NV und HES International BV erklärten, sie wollten ebenfalls bis 2026 ein Terminal an der Maasvlakte entwickeln; anfangs allerdings für blaues Ammoniak. Der Standort werde an das Wasserstoffverteilnetz von Gasunie angebunden.
Überdies wollen der Hafenbetreiber und der Händler von Energieprodukten Chariot Ltd zusammenarbeiten, um Lieferketten für die Einfuhr von grünem Wasserstoff und Ammoniak aus Mauretanien nach Rotterdam einzurichten. Und der Düngemittelhersteller OCI N.V. hat Mitte Juni eine Investitionsentscheidung für die erste Phase des Ausbaus seines Ammoniak-Importterminals getroffen, um den Durchsatz von derzeit rund 400.000 Tonnen auf 1,2 Millionen Tonnen zu erhöhen.
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Shell baut im Hafen von Rotterdam eine Halle zur Wasserstoffproduktion. © Shell International Ltd.