(Salzgitter) – Die österreichische Andritz AG wird für die Salzgitter Flachstahl GmbH eine 100 Megawatt leistende Elektrolyseanlage errichten. Die Konzernmutter Salzgitter AG hat die Bestellung bestätigt.

Der Anlagenbauer setzt dafür die druckalkalische Elektrolyseur-Technologie des norwegischen Unternehmens Hydrogen Pro ASA ein. Der Auftrag entspreche 18 Einheiten des 5,5-Megawatt-Brennstoffzellenstacks. Man werde „den Markt informieren, sobald die Bestellung eingegangen ist und die endgültigen Bedingungen feststehen“, teilt der Anbieter mit.

9.000 Tonnen Wasserstoff ab 2026

Die Anlage soll jährlich rund 9.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. Dieser wiederum wird zur Herstellung von grünem Stahl verwendet. Die Salzgitter AG sieht dies als „Beginn der industriellen Nutzung von Wasserstoff“ im Rahmen ihres „Salcos“ (SAlzgitter Low CO2Steelmaking) genannten Programms zur Dekarbonisierung der Stahlproduktion. Auf diese Weise will der zweitgrößte Stahlkonzern Deutschlands künftig den bislang für die Verhüttung von Eisenerzen erforderlichen Kohlenstoff per Direktreduktion durch grünen Wasserstoff ersetzen.

Für die Umsetzung der erste Phase sind Investitionen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro vorgesehen – rund eine Milliarde davon kommen von Bund (70 Prozent) und Land (30 Prozent). Den Bescheid für die Förderung des Vorhabens als „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck – wie berichtet – im April Konzernvorstand Gunnar Groebler überreicht.

Inbetriebnahme 2026 vorgesehen

Die erste Salcos-Stufe soll 2026 in Betrieb gehen und besteht neben der jetzt georderten Elektrolyseanlage aus einer beim italienischen Technologiekonzern Tenova und der DSD Steel Group beauftragen Direktreduktionsanlage und einem bei der in London ansässige Primetals Technologies Ltd. bestellten Elektrolichtbogenofen. Bis Ende 2033 soll die Umstellung auf nahezu CO2-freie Stahlproduktion am Standort Salzgitter abgeschlossen sein.

Ulrich Grethe, Vorsitzender der Geschäftsführung Salzgitter Flachstahl GmbH, erklärt die Beauftragung der Elektrolyseanlage zu einem „bedeutenden Schritt“ für das Salcos-Projekt. Allerdings sei „die schnellstmögliche Anbindung an die entstehende Wasserstoffinfrastruktur unabdingbar“, um die Stahlherstellung zukünftig weitergehend CO2-frei gestalten zu können. Er fordert von der Politik, „bürokratische Hürden abzubauen und den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur zu beschleunigen“.

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Modell der geplanten 100-Megawatt-Elektrolyse. © Andritz AG