(Berlin / Deutschland) – Derzeit gibt es 265 Projekte und Vorhaben zur Produktion von nachhaltigem Flugkraftstoff (Sustainable Aviation Fuels, SAF). Vor Jahresfrist waren es noch 197. Die Steigerung sei vor allem „auf umfassende Untersuchungen des amerikanischen und asiatischen Marktes zurückzuführen sowie auf Unternehmensrückmeldungen und -mitteilungen im deutschsprachigen Raum“. Dies geht aus einem aktualisierten SAF-Monitor hervor, eine gemeinsame Datenbank der bundeseigenen Now GmbH und des Kompetenzzentrums für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr (CENA Hessen).

SAF-Monitor: Die interaktive Datenvisualisierung zeigt die weltweit angekündigten oder bereits laufenden SAF-Projekte, basierend auf den Daten des zeitgleich veröffentlichten „CENA SAF-Outlook 2025-2030“ über Mengen, Methoden und Märkte. © Now GmbH

Demnach befinden sich die meisten Projekte und Vorhaben zur SAF-Herstellung in den USA (58), gefolgt von Deutschland (31) und dem Vereinigten Königreich (17). Im Vergleich zum Vorjahr ist die prognostizierte Produktionsmenge für 2030 von 30 Millionen auf rund 35 Millionen Tonnen SAF gestiegen – ein Wachstum, das vor allem auf Zuwächse in Asien von drei Millionen auf etwa 8,3 Millionen Tonnen (plus 38 Prozent) sowie Südamerika um zwei Millionen auf etwa 2,3 Millionen Tonnen (plus 130 Prozent) zurückzuführen sei. In Nordamerika werden 16 Millionen Tonnen erwartet (plus sechs Prozent).

Der CENA SAF-Outlook bis 2030. © CENA Hessen – Kompetenzzentrum für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr / Hessen Trade & Invest GmbH

Weltweit lag die angekündigte SAF-Produktion im Jahr 2024 bei etwa 2,6 Millionen Tonnen – fast ausschließlich aus biogenen Verfahren. Auch für 2030 wird erwartet, dass biogene Produktionspfade den Großteil der globalen SAF-Herstellung ausmachen, während synthetische Verfahren voraussichtlich etwas weniger als ein Viertel zur Gesamtproduktion beisteuern.

Die Prognosen für Europa sind auffällig und verzeichnen für 2030 einen Rückgang um 1,5 Millionen auf knapp acht Millionen Tonnen (minus 27 Prozent). Dies sei laut Now GmbH unter anderem „auf veränderte Ankündigungen von Großprojekten in Spanien, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Österreich und Deutschland zurückzuführen“, die von neuen, kleineren Projekten nicht kompensiert werden könnten.

EU-Verordnung fordert SAF-Beimischungen

Die 2023 in Brüssel verabschiedete EU-Verordnung „ReFuelEU Aviation“ fordert, dass Anbieter von Flugkraftstoffen Mindestanteile an SAF bereitstellen: ab 2025 ist eine Beimischung von zwei Prozent vorgegeben, ab 2030 sind es sechs Prozent. Für die Erfüllung der SAF-Quote im Jahr 2025 werden rund eine Million Tonnen benötigt. Diese Mengen seien dem Datenmonitor zufolge „mit den angekündigten Produktionskapazitäten aus Projekten, die bereits im Bau oder in Betrieb sind, voraussichtlich erreichbar“.

EU-Flughäfen mit einem Passagierverkehrsaufkommen von über 800.000 Personen oder einem Frachtverkehr von über 100.000 Tonnen pro Jahr müssen eine Betankung mit SAFs ermöglichen. Ausnahmen gibt es für kleine abgelegene Flughäfen. „Idealerweise sollen Flughäfen auch alternative Möglichkeiten der Bodenstromversorgung bereitstellen“, etwa mittels Wasserstoff, heißt es in einer Analyse der Now GmbH zu den Auswirkungen von ReFuelEU.

21 Prozent der für 2030 angekündigten Mengen stammten dem Monitor zufolge aus Projekten, die schon heute in Betrieb sind, 16 Prozent stammen aus im Bau befindlichen Projekten (plus vier Prozent). 55 Prozent der angekündigten Mengen basierten auf Projekten im Planungsstadium, acht Prozent auf Projektideen.

Die meisten Projekte im fortgeschrittenen Stadium setzten auf biogene Verfahren. Allerdings hapere es mutmaßlich an der EU-Unterquote von 1,2 Prozent synthetischer Kraftstoffe. Diese sei bis 2030 noch nicht gesichert. Es bedürfe gezielter politischer Maßnahmen, damit in entsprechende Anlagen investiert werde und die geplanten Projekte umgesetzt werden könnten.

CENA-Outlook und SAF-Monitor

Der „CENA SAF-Outlook 2025–2030“ analysiert die derzeitige weltweite SAF-Produktion und die zukünftigen Produktionsmengen bis 2030. Dabei werden Produktionsverfahren von biogenen strombasierten Treibstoffen betrachtet, sodass ersichtlich wird, wie sich die Produktionsmengen zusammensetzen. Zudem analysiert der Bericht den Entwicklungsstand der Projekte, was eine realistische Einschätzung der zu erwartenden Produktionsmengen ermöglicht.

Der „SAF-Monitor 2025“ ist die interaktive Datenvisualisierung des CENA-Outlooks. Differenzen in der angekündigten Entwicklung der SAF-Mengen zwischen SAF-Monitor und SAF-Outlook begründeten sich durch unterschiedliche Datenschnitte zum Juni und Dezember 2024, erklären die Autoren. Die Daten werden kontinuierlich erweitert und jährlich aktualisiert. Die Finanzierung erfolgte durch das Bundesministerium für Verkehr sowie durch das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum.

Den SAF-Monitor ist auf der Now-Website für erneuerbare Kraftstoffe abrufbar. Den „CENA SAF-Outlook 2025-2030 – Mengen, Methoden und Märkte für nachhaltige Flugtreibstoffe“ gibt es kostenfrei als PDF (32 Seiten).

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Eine EU-Verordnung bringt nachhaltige Treibstoffe in Flugzeugtanks. Im Bild: Der isländische Projektentwickler IðunnH2 und Haffner Energy bauen eine eSAF-Produktion nahe des Flughafens Keflavik. © Haffner Energy