(Lingen / Deutschland) – Der Essener Energiekonzern RWE und die Westfalen Gruppe haben mit dem Bau einer Wasserstoff-Tankinfrastruktur im niedersächsischen Lingen begonnen. Das „H2 Filling Hub Lingen“ genannte Projekt umfasst eine öffentliche Wasserstofftankstelle am Haupttor des RWE Gaskraftwerks Emsland und eine nicht öffentlich zugängliche Abfüllstation für Tankfahrzeuge.

Der Pilot-Elektrolyseur wurde Mitte August in Lingen in Betrieb genommen, bestehend aus einem Alkali- und einem PEM-Elektrolyseur. © RWE AG

Tankstelle und Abfüllanlage beziehen den grünen Wasserstoff künftig vor Ort aus der 14 Megawatt leistenden Elektrolyse von RWE, die vor wenigen Tagen in Betrieb genommen wurde. Die neue Pilotanlage besteht aus einem Alkali-Elektrolyseur von Sunfire mit einer Kapazität von zehn Megawatt und einer 4-Megawatt-Anlage mit PEM-Technologie von Linde. Betreibergesellschaft ist die RWE-Tochter Nukleus Green H2. RWE wolle mit den beiden Technologien Erfahrungen für künftige Großanlagen im industriellen Maßstab sammeln. Der Energieträger werde im Rahmen eines Testprogramms vor Ort zunächst dem Brennstoff für die Gasturbine des Kraftwerkblocks D beigemischt.

Wasserstoff für Lkw, Busse und Pkw

Die öffentliche Tankstelle richtet sich an Betreiber von wasserstoffbetriebenen Lkw, Abfallsammelfahrzeugen und Bussen sowie Wasserstoff-Pkw und könne künftig pro Tag bis zu 500 Kilogramm Wasserstoff bereitstellen; ein Brennstoffzellen-Lkw benötigt etwa zehn Kilogramm auf 100 Kilometer.

Die Abfüllstation ist demgegenüber nur Unternehmen zugänglich, die einen Vertrag mit RWE schließen. Ab Mitte 2025 könnten sie Wasserstoff mit Tankanhängern abholen. Die Gesamtanlage könne über 2.500 Kilogramm Wasserstoff am Tag verarbeiten. Das Vorhaben werde im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie mit sechs Millionen Euro durch das Bundesverkehrsministerium gefördert. Das Investitionsvolumen betrage insgesamt rund 18 Millionen Euro.

RWE und die Westfalen AG entwickeln und bauen die Anlage gemeinsam: RWE wird Eigentümerin, während Westfalen den Betrieb übernehme. Für den weiteren Aufbau des Wasserstoff-Tankstellennetzes zunächst in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen haben RWE und die Westfalen Gruppe ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Namen „Two4H2“ gegründet.

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Rendering der geplanten öffentlichen Wasserstofftankstelle in Lingen. © RWE AG