(Friedrichshafen / Deutschland) – Die Rolls-Royce Power Systems AG hat auf ihrem Prüfstand in Friedrichshafen den eigenen Angaben zufolge „weltweit ersten schnelllaufenden Schiffsmotor“ getestet, der ausschließlich mit Methanol betrieben wird. Bislang gebe es keinen anderen Motor dieser Art und dieser Leistungsklasse, sagt CEO Jörg Stratmann: „Das ist eine echte Weltneuheit.“

Der flüssige Alkohol zündet anders als etwa Diesel nicht selbst. Dies erfordere eine komplett neu entwickelte Einspritztechnik. © MTU

„Wir haben das Brennverfahren, die Aufladung und die Motorsteuerung grundlegend neu konzipiert und sogar unsere Prüfstandsinfrastruktur angepasst“, sagt Johannes Kech, Leiter der Methanolmotor-Entwicklung in der Division Power Systems bei Rolls-Royce. „Die ersten Tests zeigen: Der Motor läuft stabil – jetzt geht es um die Feinabstimmung.“ Eine Herausforderung sei, dass der flüssige Alkohol anders als etwa Diesel nicht selbst zünde. Dies erfordere eine komplett neu entwickelte Einspritztechnik.

Denise Kurtulus, Senior Vice President Global Marine: „Besonders für Betreiber von Fähren, Yachten oder Versorgungsschiffen, die ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen, ist der Single-Fuel-Methanolmotor eine attraktive Lösung.“ © MTU

„Besonders für Betreiber von Fähren, Yachten oder Versorgungsschiffen, die ihren CO2-Fußabdruck reduzieren wollen, ist der Single-Fuel-Methanolmotor eine attraktive Lösung“, sagt Denise Kurtulus, Senior Vice President Global Marine bei Rolls-Royce. Jetzt gelte es, die Rahmenbedingungen für eine breitere Nutzung zu schaffen. „Grünes Methanol ist ein zukunftsfähiger Kraftstoff – und die Technologie dafür ist da.“ Parallel dazu arbeite Rolls-Royce an einem Dual-Fuel-Konzept als Brückentechnologie, das sowohl Methanol als auch Diesel nutzen könne, solange grünes Methanol noch nicht flächendeckend verfügbar sei.

Ziel sei es, bis Ende 2025 ein vollumfängliches Konzept für einen CO2-neutralen Schiffsmotor auf Basis von grünem Methanol zu entwickeln. © MTU

Die Entwicklung erfolgte im Rahmen des Verbundvorhabens „meOHmare“, das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit einer nicht genannten Summe gefördert wird. Beteiligt sind auch der Einspritzsystemspezialist Woodward L’Orange und das Technologie- und Forschungszentrum WTZ Roßlau. Ziel sei es, bis Ende 2025 ein vollumfängliches Konzept für einen CO2-neutralen Schiffsmotor auf Basis von grünem Methanol zu entwickeln.

Grünes Methanol gelte als einer der vielversprechendsten alternativen Kraftstoffe für die Schifffahrt, so das Unternehmen. Wird es mit Strom aus erneuerbaren Energien im Power-to-X-Verfahren hergestellt, ist der Betrieb CO2-neutral. Im Vergleich zu anderen nachhaltigen Kraftstoffen sei Methanol einfach zu lagern, biologisch abbaubar und verursache deutlich weniger Schadstoffe.

Rolls-Royce Power Systems mit Sitz in Friedrichshafen gehört zur britischen Rolls-Royce Holdings plc. Unter der Marke MTU bietet das Unternehmen Lösungen für die Energie- und Antriebstechnik – darunter schnelllaufende Motoren und Systeme für Schiffe, schwere Land- und Schienenfahrzeuge sowie für militärische Anwendungen. Das Portfolio reicht von Diesel- und Gasmotoren über Batterielösungen bis hin zu integrierten Energiesystemen für sicherheitskritische Anwendungen, Dauerstromversorgung, Kraft-Wärme-Kopplung und Microgrids.

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Rolls-Royce hat auf dem Prüfstand in Friedrichshafen einen schnelllaufenden Schiffsmotor getestet, der ausschließlich mit Methanol betrieben wird. © MTU