(Geelong, Victoria/Australien) – Die australische Viva Energy Group Ltd. plant den Bau einer Wasserstoff-Servicestation in der Hafenstadt Geelong im Bundesstaat Victoria. Den Angaben zufolge handelt es sich um die erste kommerzielle und öffentlich zugängliche Tankstelle dieser Art auf dem Kontinent.

Sie entsteht in unmittelbarer Nähe zu einer Erdölraffinerie von Viva Energy und fußt zunächst auf einem Zwei-Megawatt-Elektrolyseur nebst Infrastruktur zur Wasserstoffverdichtung, -speicherung und -abgabe. Die Produktion soll auf erneuerbaren Energien sowie recyceltem Wasser basieren und den kommerziellen Einsatz von Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen (FCEV) in Branchen erleichtern, die nicht ohne weiteres dekarbonisiert werden können, etwa Schwerlastverkehr, öffentlicher Nahverkehr oder kommunale Abfallwirtschaft. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 vorgesehen.

Staat unterstützt den Bau mit 23,8 Millionen Dollar

Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 43,3 Millionen Dollar. Die Regierung von Victoria fördert das Vorhaben mit einer Million australischen Dollar. Die staatliche Australische Agentur für Erneuerbare Energien (ARENA) unterstützt den Bau mit weiteren 22,8 Millionen Dollar (14,7 Millionen Euro).

Die ARENA-Förderung umfasst auch den Kauf von 15 Brennstoffzellenfahrzeugen. Damit lasse sich das „Henne-Ei-Problem“ überwinden, so Viva Energy, denn das Projekt stelle zum einen Wasserstofffahrzeuge bereit und biete zum anderen deren Versorgung nebst Infrastruktur.

Zu den Partnern, die im ersten Jahr des Projekts Fahrzeuge einsetzen, gehören die Toll Group mit zwei wasserstoffbetriebenen Zugmaschinen für den Transport von Kraftstoffen sowie die Comfort DelGro Corporation Australia mit zwei Wasserstoffbussen für Geelong. Mit im Boot ist auch Cleanaway mit zwei wasserstoffbetriebenen Lkw für die kommunale Müllabfuhr im Großraum der Stadt. Überdies beteiligt sich Barwon Water mit einem FCEV zur Sammlung von organischen Abfällen.

Auf die Zukunft fokussiert

Der Mineralölkonzern will den bisher allein für die Raffinerie genutzten Standort erweitern, seine Produktionsbereiche umstellen und einen „auf die Zukunft fokussierten Energy Hub“ aufbauen. So gebe es bereits einen Vertrag mit dem Mischkonzern Acciona SA zur Abnahme von jährlich 100 Gigawattstunden Strom aus dessen Windpark „Mt. Gellibranc“, etwa eine Autostunde von Geelong entfernt. Der Ertrag decke nahezu ein Drittel des Jahresbedarfs der Raffinerie. Hinzu kommt die Installation eines Solarparks mit einer Leistung von 15 bis 25 Megawatt. Damit ließen sich weitere zehn bis zwanzig Prozent des Strombedarfs decken. Der Solarpark entsteht am nördlichen Ende des Geländes der Geelong-Raffinerie und wird mit bifazialen Solarmodulen und einachsigen Nachführsystemen von namentlich nicht genannten Herstellern ausgestattet.

Blaupause für Tankstellennetz

Viva Energy will in seiner neuen „New Energies Service Station“ (NESS) auch eine 150-Kilowatt-Ladestation für Elektrofahrzeuge einrichten. Man hoffe, dass die gesamte Anlage gleichsam als Katalysator diene, um ein ganzes Netzwerk solcher Tankstellen zu errichten.

„Geelong ist ein idealer Standort“, sagte Viva-Geschäftsführer Scott Wyatt. Es gebe dort „hochqualifizierte Arbeitskräfte, Industrieanlagen, den Zugang zum Hafen, und die Stadt liegt zudem in der Nähe der großen Bevölkerungszentren, in denen die Energie benötigt wird“.

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https://www.vivaenergy.com.au/media/news/2022/hydrogen-transport-future-for-geelong

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Rendering der „New Energies Service Station“. © ARENA

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Standort des geplanten Solarparks im Norden der Viva-Raffinerie in Geelong. © Viva Energy Group