(Phoenix / USA) – Die beiden amerikanischen Autobauer Nikola Corporation und General Motors haben eine Absichtserklärung (MoU) unterzeichnet. Den Angaben zufolge handelt es sich um eine Übereinkunft zur Lieferung des GM-Brennstoffzellensystems „Hydrotec“ für Nikola-Lkw. Die Zusammenarbeit stehe allerdings noch unter dem Vorbehalt einer „für beide Parteien akzeptablen endgültigen“ Vereinbarung, heißt es.

Kommt diese zustande, wird Nikola die Hydrotec-Technologie in emissionsfreie Mittel- und Langstrecken-Lkw einbauen. DAs Unternehmen rechnet für Ende 2021 mit der Erprobung serienreifer Prototypen der Brennstoffzellen-Trucks. Tests für die Beta-Phase starten demnach in der ersten Hälfte des Jahres 2022.

Vom Badger-Dreamteam zum Albtraum

Nikola hatte im Februar dieses Jahres die Entwicklung des elektrisch betriebenen SUV „Badger“ angekündigt, der später auch als Wasserstoffvariante zu haben sein sollte. Ab Juni konnten Kunden den Wagen vorbestellen und ihr Interesse mit einer Anzahlung bekräftigen (wir berichteten).

Anfang September vereinbarten die Unternehmen, dass General Motors für zwei Milliarden Dollar einen Anteil von elf Prozent an Nikola kauft. Das Detroiter Unternehmen sollte damit zum einen Exklusiv-Lieferant für Brennstoffzellen werden. Zum anderen aber hätte GM den Badger komplett entwickeln und produzieren sollen.

„Nikola ist eine der innovativsten Unternehmen der Welt. General Motors ist einer der führenden Ingenieur- und Fertigungsunternehmen der Welt. Man könnte sich kaum eine bessere Partnerschaft erträumen“, freute sich seinerzeit Nikola-Gründer und Vorstand Trevor Milton. Von GM kamen ebenfalls blumige Worte, und Vorstand Mary Barra verkündete eine „emissionsfreie Zukunft“.

Zwei Tage später trat das Analystenhaus Hindenburg Research auf die Bühne. Es erhob schwere Vorwürfe und bezichtigte Milton des Betrugs. Die Firma habe zur Lage des Unternehmens und zum technischen Fortschritt falsche Angaben gemacht und Kunden sowie Aktionäre in die Irre geführt. Von 53 schriftlich gestellten Fragen habe Nikola nur zehn beantwortet, was ein Report dokumentiert.

Nikola wies alle Vorwürfe tags darauf zurück und bezichtigte seinerseits Hindenburg Research unredlicher Absichten: Das Unternehmen habe am Aktienmarkt Leerverkäufe getätigt, die Vorwürfe sollten nur dazu dienen, Nikolas Wertpapiere in den Keller zu treiben und Hindenburg somit hohen Profit sichern. Der Vorgang rief die Börsenaufsicht SEC und das US-Justizministerium auf den Plan. Am 20. September trat Trevor Milton von seinen Posten zurück. Der Partner einer New Yorker Anwaltskanzlei und früherer stellvertretender Vorstand von General Motors, Stephen Girsky, wurde zum Vorstandsvorsitzenden bei Nikola ernannt.

Wie es weitergeht

Die jetzt verkündete Absichtserklärung ersetze die am 8. September 2020 angekündigte Partnerschaft zwischen Nikola und GM, heißt es der jüngsten vorliegenden Mitteilung. Die zuvor vereinbarte Entwicklung und Produktion des Badger durch GM sowie die Beteiligung an Nikola scheint damit vom Tisch. GM wird vom Entwickler zum Lieferanten herabgestuft – und erwartet überdies, dass Nikola im Voraus für Investition in Produktionskapazitäten zahlt. „Das Badger-Programm war abhängig von einer Partnerschaft“, erklärt Nikola. Die Firma will alle bereits eingegangenen Anzahlungen für den E- und H2-SUV zurückerstatten.

Die lange angekündigte Roadshow am 3. Dezember in Arizona („Nikola World 2020“) zur Vorstellung des Vehikels war übrigens bereits Ende September abgesagt worden – „due to COVID-19 audience size restrictions“, wie es offiziell hieß. Während viele andere solcherart begründeten Absagen in diesem Jahr gleichzeitig einen neuen Zeitplan präsentieren, ließ Nikola offen, ob es eine solche Veranstaltung nochmal gibt.

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https://nikolamotor.com/press_releases/nikola-signs-mou-with-general-motors-105

Foto
So hätte der Badger aussehen können / © Nikola Motors