(Den Haag / Niederlande) – Die Niederlande haben die Ausschreibungsrunde für den Offshore-Windpark „Hollandse Kust West“ (HKW) geschlossen. Die beiden Flächen HKW VI und HKW VII, inklusive Sicherheitszonen etwa 176 Quadratkilometer groß, liegen rund 53 Kilometer vor der niederländischen Küste und ermöglichen die Installation von Turbinen mit einer Gesamtleistung von rund 1,5 Gigawatt (GW). Das Land will bis 2030 eine Offshore-Windkapazität von mehr als 21 Gigawatt zur Erzeugung von Ökostrom in Verbindung mit der großtechnischen Produktion von grünem Wasserstoff aufbauen; bis 2050 sollen es 70 Gigawatt sein. HKW ist Teil dieses Vorhabens. Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet errichtet zwei Offshore-Plattformen für den Netzanschluss.

Zeeland plant Elektrolysekapazität von 600 Megawatt

Die Provinz Zeeland in den südwestlichen Niederlanden, bestehend aus Inseln, Halbinseln und Festland an der Grenze zu Belgien, ist der größte Wasserstoff-Cluster des Landes. Bis 2027 soll dort eine Elektrolysekapazität von 600 Megawatt aufgebaut werden, die ausschließlich mit dem Ertrag des neuen Windparks bedient wird.

Der dänische Energiekonzern Ørsted A/S plant im Einzugsgebiet der niederländisch-flämischen Nordseehäfen eine Großanlage zur Produktion grünen Wasserstoffs. Unter der Bezeichnung „SeaH2Land“ soll bis 2030 eine Elektrolyse mit einer Leistung von einem Gigawatt entstehen.

Die Bieter

An der Ausschreibung nehmen eine Reihe von Konzernen und Konsortien teil.

  • Die beiden Energiekonzerne Ørsted A/S (Dänemark) und Total Energies SE (Frankreich) haben sich gemeinsam beteiligt. Total Energies wolle seine „Position in den Niederlanden durch ein Investitionsprogramm für grüne Energie und Wasserstoffproduktion nutzen“, um seine industriellen Aktivitäten in der Provinz Zeeland zu dekarbonisieren, heißt es in einer Mitteilung.
  • Auch die Essener RWE AG bewirbt sich um den Zuschlag. Der Konzern habe dazu ein Konzept für die Integration von Offshore-Windparks in das niederländische Energiesystem entwickelt und konzentriere sich darauf, HKW VII mit Onshore-Elektrolyseuren mit einer Leistung von 600 Megawatt zur Erzeugung von grünem Wasserstoff zu kombinieren, um bestehende und neue Kunden in der niederländischen Industrie mit Wasserstoff und Strom zu versorgen.
  • Für ein weiteres Bieterkonsortium haben sich der schwedische Staatskonzern Vattenfall AB und die Ludwigshafener BASF SE zusammengetan. Vattenfall hatte bereits eine Ausschreibung für den Windpark Hollandse Kust Zuid (HKZ) für sich entscheiden können. Im Juni 2021 ist BASF mit 300.000 Millionen Euro beim HKZ eingestiegen und hat damit 49,5 Prozent an dem Projekt erworben; der gesamte BASF-Beitrag zum Bau wurde seinerzeit auf 1,6 Milliarden Euro beziffert.
  • Shell und Eneco beteiligen sich über ihre Gemeinschaftsunternehmen Ecowende und Schakel Wind an den Ausschreibungen. Neben dem Windpark HKW werde Schakel Wind „gemeinsam mit Unternehmen eine Vielzahl von Investitionen im ganzen Land tätigen“. So werde es beispielsweise Projekte geben, die vollständig mit der Stromproduktion des Windparks synchronisiert seien. Damit sei sichergestellt, dass „die grüne Energie so effektiv und breit wie möglich genutzt wird“.
  • Die britische BP plc hat eigenen Angaben zufolge ebenfalls Gebote abgegeben. Diese würden durch umfassende Pläne für eine Reihe weiterer Investitionen in saubere Energie durch BP in den Niederlanden untermauert. Dazu gehöre die Integration einer 500 Megawatt leistenden Elektrolyse zur Herstellung von 50.000 Tonnen grünem Wasserstoff pro Jahr, um den Bedarf der BP-Raffinerie in Rotterdam zu decken und die Produktion von 10.000 Barrel nachhaltigen Flugbenzins pro Tag zu ermöglichen.

Die Bieter betonen, dass sie – wie in der Ausschreibung gefordert – bei der Entwicklung von HKW mit einer Vielzahl von Unternehmen, Instituten, Universitäten und Organisationen eng zusammenarbeiten. Im Rahmen umfangreicher Programme würden die ökologischen Auswirkungen überwacht und die Einflüsse auf die Natur minimiert. Überdies würden – wie ebenfalls gefordert – Investitionen und Innovationen für das niederländische Energiesystem eingebracht.

Die Gewinner der Ausschreibungen für HKW werden voraussichtlich im Herbst 2022 von der niederländischen Regierung bekannt gegeben. Die Inbetriebnahme der Windparks soll 2025/2026 erfolgen.

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Ørsteds 752-Megawatt-Windpark „Borssele“. © Ørsted A/S

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Die vom niederländischen Wirtschaftsministerium ausgewiesenen Bereiche für Offshore-Windkraft. Nach Hollandes Kust West folgt in den nächsten beiden Jahren „Ijmuiden Ver“ (4 GW). © Netherlands Enterprise Agency (Rijksdienst voor Ondernemend Nederland, RVO)

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