(Aachen / Deutschland) – Europaweit wurden jüngst eine Reihe von Wasserstofftankstellen eröffnet oder deren Bau angekündigt. So haben die H2 Mobility Deutschland GmbH und der Chemiekonzern BASF in der vergangenen Woche in Frankenthal (Rheinland-Pfalz) eine neue Station in Betrieb genommen. Dort könnten Lkw und Busse bei 350 bar sowie Pkw und leichte Nutzfahrzeuge bei 700 bar tanken.
Der Standort befindet sich unmittelbar neben dem BASF-Werksgelände. Mit einer Tageskapazität von etwa 800 Kilogramm könne die Station bis zu 30 schwere Fahrzeuge täglich versorgen. In einer zweiten Ausbaustufe werde bis 2027 die Kapazität verdoppelt. Dann könnten drei Fahrzeuge gleichzeitig tanken (2x 350 bar, 1x 700 bar). Bis 2026 sollen in der Metropolregion Rhein-Neckar weitere H2 Mobility-Tankstellen „von ähnlicher Größe und Leistungsfähigkeit“ entstehen, unter anderem in Mannheim (Baden-Württemberg) und Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz).
Jüngst hatten H2 Mobility und der französische Wasserstoffproduzent Lhyfe einen Vertrag für die Belieferung von vier Tankstellen mit grünem Wasserstoff geschlossen; dazu zähle ab 2025 auch Frankenthal. Die Anlage dort wurde ihm Rahmen des Demonstrationsprojekts Rhein-Neckar „H2Rivers“ entwickelt als Teil des „HyLand“-Programms vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV). Die Entwicklung der Metropolregion Rhein-Neckar als Wasserstoffregion wird im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) mit bis zu 20 Millionen Euro durch den Bund gefördert; die Wasserstofftankstelle in Frankenthal mit knapp 1,3 Millionen Euro.
In Düsseldorf baut H2 Mobility derzeit eine Wasserstofftankstelle mit einer täglichen Abgabekapazität von über fünf Tonnen. Dort könnten mehrere Fahrzeugtypen mit 350 und 700 bar (Busse, Lkw, leichte Nutzfahrzeuge und Pkw) gleichzeitig und nacheinander am selben Standort abgefertigt werden.
Sechs Tankstellen machen dicht
Allerdings hatte H2 Mobility auch die Schließung von sechs 700-Bar-Tankstellen in Stuttgart, Kamen, Brunsbüttel, Fellbach, Erfurt und Pforzheim zum Jahresende angekündigt. „Ältere, kleine Tankstellen, welche vor mehr als zehn Jahren errichtet wurden und den heutigen technischen und wirtschaftlichen Anforderungen nicht mehr gerecht werden, nehmen wir aus dem Netz“, sagt Martin Jüngel, Geschäftsführer und CFO von H2 Mobility. Bei den Stationen handele es sich um Standorte, „die wir vor vielen Jahren für Pkw gebaut haben und bei denen eine Erweiterung für schwere Nutzfahrzeuge nicht möglich“ sei.
H2APEX-Tankstellen in Rostock
Die luxemburgische H2APEX Group hatte im Frühjahr 2023 den Zuschlag für die Planung, Errichtung sowie den Betrieb und die Wartung von zwei Wasserstofftankstellen in Güstrow und Bad Doberan erhalten (Investitionsvolumen: sechs Millionen Euro). Darüber hinaus wurde H2APEX mit deren Versorgung mit grünem Wasserstoff sowie Betrieb und Wartung betraut.
Die Station in Güstrow ist jetzt betriebsbereit – sie wurde speziell für den Busverkehr entwickelt –, die zweite in Bad Doberan ist es zum Ende des Jahres. Standorte sind die Betriebshöfe der Regionalbus Rostock GmbH (Rebus). In der am Unternehmensstandort Rostock-Laage befindlichen zwei Megawatt leistenden Elektrolyse werde der bis Ende 2031 erforderliche grüne Wasserstoff mit einem Volumen von voraussichtlich rund 2.200 Tonnen für Rebus bereitgestellt. Dafür würden zusätzliche Speicherkapazitäten für etwa 400 Kilogramm Wasserstoff für einen optimierten Anlagenbetrieb errichtet sowie die Abfüll- und Logistikkapazität für den Transport des Wasserstoffs zu den Tankstellen erhöht.
Das Nahverkersunternehmen gab in Güstrow nun den Startschuss zur Einflottung von insgesamt 52 Wasserstoffbussen bis Ende kommenden Jahres. Der polnische Hersteller Solaris Bus & Coach sp. z o.o. liefert 47 Fahrzeuge des Typs „Urbino 12 hydrogen“ (zwölf Meter lang) sowie fünf Busse des Typs „Urbino 18 hydrogen“ (18 Meter). Die ersten 15 seien ab sofort im Güstrower Stadtverkehr und im südlichen Landkreis unterwegs. Rebus werde damit insgesamt fast ein Drittel seiner Flotte CO2-frei modernisieren. Es sei dann den Angaben zufolge die zweitgrößte Wasserstoffbusflotte in Deutschland und eine der größten in Europa. Die Gesamtinvestitionen belaufen sich auf rund 40 Millionen Euro.
Finnland: Vireon baut erste H2-Station
In Finnland will Vireon in der Stadt Jyväskylä die erste groß angelegte grüne Wasserstofftankstelle errichten. Derzeit gebe es in dem Land überhaupt keine solche Station, so das 2023 gegründete Tochterunternehmen von Norwegian Hydrogen AS. Es sei zudem die erste von vier strategisch günstig gelegenen Standorten, die durch ein gemeinsames Projekt der Central Finland Mobility Foundation (Cefmof) und Jyväskylä ermöglicht wurde. Die Stadt sei aufgrund ihrer zentralen Lage ein „idealer Ausgangspunkt für unsere Wasserstoffinfrastruktur“, sagt Per Øyvind Voie, Geschäftsführer von Vireon. Dieses Projekt ebne den „Weg für wasserstoffbetriebene Verkehrsmittel in ganz Finnland“.
Die Tankstelle ist in erster Linie für schwere Nutzfahrzeuge wie Lkw und Busse gedacht, wird aber auch leichtere Fahrzeuge wie Taxis und Lieferwagen versorgen. In Jyväskylä werden ab Mitte 2025 die ersten mit grünem Wasserstoff betriebenen Busse in Finnland getestet. Fünf „H2 City Gold“-Fahrzeuge sollen in den öffentlichen Nahverkehr der Stadt integriert werden. Hersteller ist die portugiesische Caetanobus Fabricação de Carroçarias, S.A., ein Joint Venture von Toyota Caetano Portugal (62 Prozent) und Mitsui & Co.
Cefmof wurde von der Stadt Jyväskylä, dem Toyota Gazoo Racing World Rally Team und der Toyota Mobility Foundation gegründet. Ziel sei es, unter Verwendung von grünem Wasserstoff „nachhaltige Mobilität und Stadtplanung“ zu beschleunigen.
Schweden: H2-Tankstelle in Örnsköldsvik
Die Hynion Sverige AB hat eigenen Angaben zufolge eine Zusage der schwedischen Energieagentur für Fördermittel in Höhe von 18,21 Millionen schwedischer Kronen (1,6 Millionen Euro) für die Errichtung einer neuen Wasserstofftankstelle in Örnsköldsvik erhalten. Das Geld stammt aus dem Programm „Climate Leap“ zur Unterstützung regionaler Initiativen und decke 60 Prozent der förderfähigen Kosten.
Die Stadt sei aufgrund der strategischen Lage an der E4 ausgewählt worden, einer der wichtigsten Verkehrsachsen Schwedens. Außerdem kreuzen sich hier zwei Nationalstraßen. Dies mache Örnsköldsvik „zu einem optimalen Standort, um sowohl den Nah- als auch den Fernverkehr mit Wasserstoffantrieb zu unterstützen“, so das Unternehmen. Das Projekt werde voraussichtlich bis Ende April 2026 abgeschlossen.
Die „neue Generation“ von Hynions Wasserstofftankstellen habe eine Kapazität von 2.000 Kilogramm pro Tag. Ähnliche Stationen würden derzeit in Västerås und Jönköping gebaut (wir berichteten). „Mit der neuen Tankstelle in Örnsköldsvik stärken wir unsere Position als führender Akteur im Bereich Wasserstoff in Skandinavien“, sagt Slavica Djuric, CEO von Hynion Sverige AB.
Frankreich: Station im TEN-T-Korridor
In Frankreich hat die skandinavische Cavendish Hydrogen ASA im Rahmen des von der EU finanzierten Projekts „Cosmhyc Demo“ eine Wasserstofftankstelle in Betriebe genommen. Nach den Tests zur Funktionalitäten beginnt nun die Demonstrationsphase. Das Vorhaben entstand gemeinsam mit dem Gemeindeverbund „Touraine Vallée de l’Indre“ (CCTVI) und wurde den regionalen Unternehmen im September exklusiv vorgestellt. Bei einer offiziellen Einweihungsfeier „in den kommenden Wochen“ werde die Anlage der Öffentlichkeit präsentiert, so das Unternehmen.
Es handele sich um eine Station, welche sowohl leichte Nutzfahrzeuge und Pkw als auch Lkw und Müllfahrzeuge bei 350 und 700 bar betanken könne. Der Standort befinde sich direkt an der Autobahn A10 und liege damit im Trans-European Transport Network-Korridor (TEN-T), der Paris mit Bordeaux verbindet. Die Station ergänze das bestehende französische und europäische Netz und schließe die Lücke zwischen Nantes, Paris und Lyon sowie generell zwischen den Benelux-Ländern, Spanien und Portugal.
Cosmhyc Demo wird vom Europäischen Institut für Energieforschung (EIFER) koordiniert. Zum Konsortium gehören EIFHYTEC, MAHYTEC, Cavendish, Touraine Vallée de l’Indre und das Steinbeis Europa Zentrum. Fördermittel in Höhe von 3,7 Millionen Euro erhielt das Konsortium aus dem EU-Programm „Horizon 2020“.
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Die finnische Stadt Jyväskylä erhält die erste Wasserstofftankstelle des Landes. © Vireon