(Neom / Saudi-Arabien) – Die Neom Green Hydrogen Company (NGHC) will 8,4 Milliarden Dollar (7,8 Milliarden Euro) in die eigenen Angaben zufolge „weltweit größte Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff“ investieren. Der Bau war bereits im Sommer 2020 angekündigt worden – seinerzeit war noch von Kosten in Höhe von sieben Milliarden Dollar die Rede. Nunmehr sei die Finanzierung in der genannten Höhe abgeschlossen worden. Daran beteiligt sind 23 lokale, regionale und internationale Banken sowie Investmentfirmen, heißt es in einer Mitteilung.

Lage von Neom in Saudi Arabien. © Wikimedia; CC-BY-SA-4.0

Die Anlage werde im „Oxagon“ genannten Teil der saudi-arabischen Region Neom gebaut. Sie umfasse Solar- und Windkraftanlagen mit einer installierten Leistung von bis zu vier Gigawatt. Die Inbetriebnahme ist bis Ende 2026 vorgesehen, so Nadhmi Al-Nasr, Vorsitzender von NGHC und Chief Executive Officer von Neom: Damit werde man den Weg für die großflächige Einführung von grünem Wasserstoff ebnen“ und wolle „auf internationaler Ebene die Wasserstoffrevolution in der Welt“ anführen.

Air Products nimmt die komplette Neom-Produktionsmenge von 600 Tonnen Wasserstoff pro Tag ab und will daraus unter anderem 1,2 Millionen Tonnen Ammoniak pro Jahr für den Export herstellen: Aus Wind- und Solarstrom wird im NGHC-Elektrolyseur grüner Wasserstoff hergestellt, außerdem Stickstoff in der ASU (air separation unit). Per Haber-Bosch-Verfahren entsteht aus beiden Elementen über einen Katalysator Ammoniak. Damit wird Wasserstoff leichter transportierbar und speicherfähig. Ammoniak kann als Kraftstoff verwendet oder in Wasserstoff rückgewandelt werden. © Air Products

NGHC hat bereits den Vertrag über Ingenieurdienstleistungen (EPC, Engineering, Procurment and Construction) mit dem Hersteller von Industriegasen Air Products für die gesamte Anlage abgeschlossen. Das US-Unternehmen, Teil des Konsortiums, übernimmt das gesamte Produktionsvolumen von täglich bis zu 600 Tonnen kohlenstofffreien Wasserstoffs, der in Form von grünem Ammoniak weltweit exportiert werden soll. Dies werde global etwa fünf Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen. „Die Bauarbeiten sind in vollem Gange“, sagt Seifi Ghasemi, Chairman, President und Chief Executive Officer.

Air Products habe seinerseits bereits Aufträge an verschiedene Technologie- und Baupartner vergeben, darunter auch an Thyssenkrupp. Die Dortmunder sollen laut Ankündigung von Dezember 2021 eine Elektrolyseanlage mit einer Leistung von mehr als zwei Gigawatt liefern.

Vision des saudischen Kronprinzen

Neom basiert auf einem Plan („Vision 2030“) des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Demnach soll in der Wüste am Roten Meer eine innovative Modellregion als „lebendiges Laboratorium“ entstehen, wo dereinst „mehr als eine Million Einwohner aus der ganzen Welt leben und arbeiten“ (Claim: „Accelerator of human progress“). Geplant sind Städte, Häfen, Industrie- und Gewerbegebiete, Forschungszentren, Sport und Unterhaltung sowie Tourismus. Die erste Ankündigung zur neu geplanten Hightech-Stadt Neom gab es 2017. Das Kunstwort setzt sich zusammen aus „neo” (für „neu“) und der arabischen Abkürzung „M“ (für „mostaqbal”, Zukunft).

Die Neom Green Hydrogen Company ist ein 2021 gegründetes Joint Venture des saudischen Versorgers ACWA Power, des US-amerikanischen Herstellers von Industriegasen Air Products & Chemicals sowie Neom. Sie ist für die Entwicklung der Region verantwortlich.

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Am Roten Meer in Saudi-Arabien soll im „Oxagon“ genannten Industriegebiet der Modellregion Neom die weltweit größte Produktionsstätte für grünen Wasserstoff entstehen. © Neom