(Windhuk / Namibia) – Die Regierung Namibias hat ihr „Go“ zur Entwicklung des größten grünen Wasserstoffprojekts in Subsahara-Afrika gegeben. Die Investitionen werden auf rund zehn Milliarden Dollar (9,91 Milliarden Euro) veranschlagt – dies entspricht laut Weltbank-Statistik annähernd dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Staates (2021: 12,3 Milliarden Dollar).

7 Gigawatt Erneuerbare-Energien-Kraftwerke

Bei voller Entwicklung will man bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich zwei Millionen Tonnen grünen Ammoniaks für regionale und globale Märkte produzieren. Dafür sind Erneuerbare-Energien-Kraftwerke mit einer Leistung von etwa sieben Gigawatt erforderlich. Der Ertrag dient zur Wasserstoffproduktion in einem Elektrolyseur mit einer Leistung von drei Gigawatt.

Namibia im Südwesten Afrikas. © Wikipedia

Bau und Betrieb der Anlagen obliegt der Hyphen Hydrogen Energy Pty Ltd. Das Unternehmen, ein Joint Venture der brandenburgischen Enertrag SE und dem Investor Nicholas Holding Ltd., hatte im November vergangenen Jahres eine Ausschreibung für sich entscheiden können und ist bereits seit geraumer Zeit mit den Vorbereitungen befasst. Um das Vorhaben umzusetzen, haben Hyphen und die Regierung Namibias nun eine Durchführbarkeits- und Umsetzungsvereinbarung (Feasibility and Implementation Agreement, FIA) getroffen. Für deren Ausarbeitung stellte der namibische interministerielle Rat für grünen Wasserstoff ein Verhandlungsteam zusammen, das von internationalen Beratern unterstützt wurde, da es den Angaben zufolge nur wenige internationale Beispiele für solche Großprojekte gebe, auf die man hätte zurückgreifen können.

Fünf Phasen bis zum Betrieb

Im Rahmen der FIA ist Hyphen für die technische, finanzielle, ökologische, soziale und kommerzielle Umsetzung des Projekts verantwortlich. Die Regierung stellt das Grundstück zur Verfügung, auf dem das Projekt errichtet werden soll, und entwickelt überdies das erforderliche rechtliche, steuerliche und regulatorische Umfeld für den Aufbau und den Betrieb der namibischen grünen Wasserstoffindustrie. Die FIA gliedert sich in fünf Phasen:

  • Entwicklung: dauert bis zu sechs Monate, damit alle Bedingungen für die FIA erfüllt werden können. Die Regierung kann eine Option zur Projektbeteiligung als Co-Investor von bis zu 24 Prozent ausüben.
  • Durchführbarkeit: ein zweijähriger Zeitraum, in dem Hyphen mit der Bewertung der Durchführbarkeit des Projekts beauftragt wird.
  • Validierung: Die namibische Regierung hat nach Vorlage des Durchführbarkeitsberichts durch Hyphen 120 Tage Zeit, um den endgültigen Projektentwurf zu prüfen, zu validieren und gegebenenfalls zu modifizieren.
  • Finanzierung und Bau: Hyphen wird die Finanzierung aufbringen und die Anlagen bauen.
  • Betrieb: Hyphen ist für den Betrieb und die Instandhaltung sowie für eine eventuelle Stilllegung am Ende der Laufzeit verantwortlich.

Doch steht nicht nur die Technik allein im Mittelpunkt. Zentrale Punkte des Vorhabens sind vielmehr auch das Engagement für die sozioökonomische Entwicklung Namibias durch die Schaffung von Arbeitsplätzen und die lokale Auftragsvergabe.

Es wird geschätzt, dass während der Bauphase bis zu 15.000 neue Arbeitsplätze und während des Betriebs 3.000 Dauerarbeitsplätze entstehen, wobei 90 Prozent von Namibiern und davon wiederum etwa ein Fünftel von Jugendlichen besetzt werden sollen. Das Projekt zielt außerdem darauf ab, während der Bau- und Betriebsphase 30 Prozent der Waren, Dienstleistungen und Materialien vor Ort zu beschaffen.

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Bis Ende des Jahrzehnts werden zehn Milliarden Dollar in den Aufbau einer namibischen Wasserstoffwirtschaft investiert. © Hyphen Hydrogen Energy Ltd.