(Bad Lauchstädt) – Im Energiepark Bad Lauchstädt soll eine Erdgaspipeline umgewidmet werden, um darin künftig Wasserstoff zu transportieren (wir berichteten). Für einen technisch einwandfreien Betrieb sei eine optimale Kontrolle und Überwachung erforderlich, erklärt der am Energiepark-Konsortium beteiligte Ferngasnetzbetreiber VNG AG.

Energiepark Bad Lauchstädt: Die Molchschleuse liegt parallel zur Molchschleuse für die auf Wasserstoff umzustellende Leitung © VNG / Tom Schulze

Ein Mittel dazu sind intelligente Messsonden, genannt „Molche“. Die Ontras Gastransport GmbH hat nun in Bad Lauchstädt eine „Molchschleuse“ eingehoben. Damit könnten die Geräte bei laufendem Betrieb in eine Transportleitung eingebracht werden und – ähnlich einer Rohrpost – bis zur nächsten Molchschleuse durch die Leitung fahren, um deren Zustand zu überprüfen, erklärt VNG: „Das Einsetzen der Molchschleuse ist ein entscheidender Teil der Umstellung der Gastransportleitung auf den Transport von Wasserstoff.“

Energiepark Bad Lauchstädt: Einheben der Molchschleuse für die Ferngasleitung Flößberg-Bad Lauchstädt. © VNG / Tom Schulze

„Dies ist ein weiterer wichtiger Schritt zur Entstehung unseres Energieparks Bad Lauchstädt, der als erstes Vorhaben in Deutschland die gesamte Wasserstoffwirtschaft abbilden wird“, sagt Cornelia Müller-Pagel, Projektleiterin im Konsortium. Im direkten Umfeld entstünden gerade Windkraftanlagen sowie der Elektrolyseur. „Mit der Umstellung der Erdgasleitung werden wir im kommenden Jahr die erste Wasserstoffleitung in Deutschland in Betrieb nehmen.“

Die Vorbereitungen laufen bereits seit 2021. Dies umfasste eine Prüfung der Leitung auf den technischen Zustand und die Erstellung eines Maßnahmenkatalogs zu deren Ertüchtigung. Es erfolgten und erfolgen nun die technischen Maßnahmen wie Armaturenwechsel und die Abtrennung der Leitung vom Erdgasnetz.

Der Energiepark Bad Lauchstädt liegt in unmittelbarer Nähe zum Untergrundgasspeicher. Im vorderen Bereich ist das Gelände des Energieparks zu sehen. Vorn rechts: die Baugrube für die Molchschleuse. Oberer Bereich: Gelände mit Gebäuden des Untergrundspeichers. © VNG / Tom Schulze

„Mit dem Einheben der vormontierten Molchschleuse mittels Autokran in die Baugrube und dem Verschweißen mit der im Boden befindlichen Leitung haben wir den Grundstein für das Gastransportnetz der Zukunft gelegt“, sagte Ontras-Sprecher Ralf Borschinsky. Die Pipeline mit einer Länge von gut 25 Kilometern sei gleichzeitig der Ausgangpunkt für das geplante ostdeutsche Ontras-Wasserstofftransportnetz „H2-Startnetz“. Mit über 900 Kilometern Leitungslänge und Verbindungen zu anderen Wasserstoffprojekten sei es ein wesentlicher Teil des geplanten bundesweiten H2-Kernnetzes.

Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff

In den folgenden Monaten werde eine Übergabestation sowie die Anlage zur Gasreinigung und -trocknung gebaut. Bis zur vollständigen Inbetriebnahme des Energiepark Bad Lauchstädt im Jahr 2025 folgten dann Testtransporte von Wasserstoff, die wissenschaftlich durch das Gastechnologische Institut gGmbH Freiberg begleitet werden.

Im Energiepark Bad Lauchstädt wird die Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt: von der Erzeugung über Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung. Mittels Strom aus einem Windpark wird eine 30 Megawatt leistende Großelektrolyseanlage von Sunfire betrieben und der Wasserstoff in einer Salzkaverne zwischengespeichert. Der Energieträger könne dann in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist werden.

Am Projekt beteiligt sind die Terrawatt Planungsgesellschaft mbH (PV und Windparks), Uniper SE (Energieversorger), die VNG AG (Unternehmensverbund, Gasimporteur und Speicherbetreiber), der Fernleitungsnetzbetreiber Ontras Gastransport GmbH, die VNG Handel & Vertrieb GmbH, die VNG Gasspeicher GmbH sowie die DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg, eine Forschungseinrichtung der Deutschen Vereinigung des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW).

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Energiepark Bad Lauchstädt: Baugrube für die Molchschleuse. © Tom Schulze