(Nantes / Frankreich) – Der französische Wasserstoffproduzent Lhyfe SA hat die Baugenehmigung für seine zweite Produktionsstätte für grünen Wasserstoff in Buléon in der bretonischen Region Morbihan erhalten. Bei einer Kapazität von fünf Megawatt könnten täglich zwei Tonnen des Gases hergestellt werden. Bis 2030 will das Unternehmen eine Elektrolyseurleistung von kumuliert mehr als drei Gigawatt installieren.

Rendering für den Standort in Buléon, Bretagne. © Lhyfe

Die vorbereitenden Bauarbeiten für „Lhyfe Bretagne“ auf einem rund 6.800 Quadratmeter großen Grundstücks nahe eines Windparks begännen in Kürze, erklärte Lhyfe. Die Tiefbauarbeiten starten Ende Februar, die Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte 2023 geplant.

Treibstoff für Busse und Passagierschiffe

Die Anlage werde Wasserstoff vor allem für den Regionalverkehr und für industrielle Prozesse liefern. Der Gemeindeverband Lorient Agglomération im Département Morbihan habe bereits Bedarf angemeldet und werde das erste Gebiet in der Bretagne sein, das von dem Standort profitiere.

Lhyfe ging im Mai 2022 in Paris an die Börse. Der Hauptinvestor ist Matthieu Guesné mit 18,7 Prozent (Bildmitte, Unternehmensgründer, CEO und Vorstandschef) gefolgt von Noria (Teil des Energieverbandes der französischen Region Vendée, SyDEV), Vendeé Hydrogène (die Region Vendée südlich von Nantes will eine Wasserstoffinfrastruktur aufbauen), Les Saules Group, der Energieversorger EDP Renewables Europe und der Investor Ouest Croissance. 36,6 Prozent sind in Streubesitz (Stand Juni 2022). Bis 2030 will das Unternehmen eine Elektrolyseurleistung von kumuliert mehr als drei Gigawatt installieren. © Lhyfe / Charlène Yves

Im Großraum Lorient wird Lhyfe Bretagne über einen Zeitraum von zehn Jahren zwei von Hygo Energy betriebene Tankstellen versorgen; eine an einem Busdepot, die andere öffentlich zugänglich am Ufer des Flusses Scorff, wo auch Schiffe Treibstoff bunkern können. Insgesamt könnten „19 Busse und zwei Passagierschiffe in dem Ballungsraum mit dieser sauberen und lokal erzeugten Energie betrieben werden“, so das Unternehmen.

Lorient Agglomération will seine öffentlichen Verkehrsmittel modernisieren und den Fuhrpark nebst Schiffen bis 2030 vollständig auf saubere Antriebe umstellen. Nach Angaben von Fabrice Loher, Präsident der Agglomeration Lorient und Bürgermeister von Lorient, würden im Herbst nächsten Jahres die ersten sieben Wasserstoffbusse auf der Straße sein.

Lieferradius rund 150 Kilometer

Der zentrale Standort werde es Lhyfe allerdings auch ermöglichen, Kunden in einem Umkreis von etwa 150 Kilometern in der gesamten Bretagne zu beliefern. Neben der Dekarbonisierung soll das Vorhaben auch zum Aufbau einer wasserstoffbezogenen Industrie beitragen sowie maritime und industrielle Wasserstoffanwendungen unterstützen.

Zudem werde an der Universität der Südbretagne (UBS) ein Ausbildungsangebot für Energie-, Elektro- und Wasserstofftechnik entwickelt. Die Ingenieurschule der Universität (ENSIBS) errichte überdies Frankreichs ersten Studiengang im Bereich „Energie und Wasserstoff“.

Wasserstoff-Infrastruktur im Westen Frankreichs

Lhyfe Bretagne ist Teil der 2020 gestarteten Initiative „VhyGO“ (Vallée Hydrogène Grand Ouest), die von der französischen Energieagentur sowie privaten Investoren unterstützt wird. Ziel ist es, in der Region Westfrankreich die erste überregionale Infrastruktur für die Produktion und den Vertrieb von grünem Wasserstoff des Landes zu errichten.

VHyGO will in den Regionen Bretagne, Normandie und Pays de la Loire fünf Produktionsstätten mit einem Volumen von etwa zehn Tonnen pro Tag sowie 15 Wasserstofftankstellen aufbauen. Lhyfe ist eigenen Angaben zufolge in elf europäischen Ländern vertreten und hatte Ende 2022 rund 150 Mitarbeiter.

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Lhyfe-Standort in der französischen Gemeinde Bouin, südwestlich von Nantes, Region Pays de la Loire. © Lhyfe / William Jezequel