(Gelsenkirchen / Deutschland) – Die Thyssenkrupp Uhde GmbH und der Energiekonzern Uniper SE wollen gemeinsam einen großtechnischen Ammoniak-Cracker zur „industriellen Reife“ bringen. Es handele sich um eine „zentrale Technologie für den globalen Wasserstoffhandel“, so die Unternehmen. Als Standort ist das Uniper-Kraftwerk Gelsenkirchen-Scholven vorgesehen. Neben Strom werden dort Fernwärme und Dampf für Industrie und Haushalte produziert.
Ammoniak zur Wasserstoffproduktion
Durch Cracking wird Ammoniak (NH3) katalytische bei hoher Temperatur wieder in seine Bestandteile Wasserstoff und Stickstoff zerlegt. Wurde es zuvor mittels regenerativen Stroms hergestellt, kann der resultierende Energieträger klimafreundlich genutzt werden. Die Demonstrationsanlage wird auf eine Kapazität von 28 Tonnen Ammoniak pro Tag ausgelegt. Es sei die „erste ihrer Art weltweit“ und diene dazu, Erkenntnisse für den späteren Bau einer kommerziellen Großanlage zu gewinnen.

Uniper und Thyssenkrupp Uhde wollen den Cracker großindustriell in Wilhelmshaven einsetzen, um aus grünem Ammoniak wieder grünen Wasserstoff zu produzieren. Der Energieversorger hatte das Vorhaben wie berichtet bereits im April 2021 angekündigt; er wollen dort einen „nationalen Knotenpunkt für Wasserstoff“ aufbauen, nebst Importterminal und Elektrolyse, hieß es seinerzeit. © Bundesanstalt für Wasserbau
Damit solle eine Grundlage für das geplante Wasserstoff-Importterminal in Wilhelmshaven geschaffen werden. Dort will man die Technologie nach der Erprobungsphase einsetzen und dann das per Tanker importierte Ammoniak im industriellen Maßstab in Wasserstoff zur Nutzung in Branchen wie Energie, Stahl oder Chemie umwandeln – oder in das Wasserstoffkernnetz einspeisen.
Ammoniak als Transport- und Speichermedium ermögliche es, grünen oder kohlenstoffarmen Wasserstoff aus weltweiten Produktionsstandorten in großen Mengen kostengünstig bereitzustellen. Da Ammoniak eine deutlich höhere volumenbezogene Energiedichte besitzt und einfacher zu transportieren ist als reiner Wasserstoff, eigne es sich ideal als Trägermedium. Als Grundstoff für Düngemittel wird Ammoniak bereits seit Jahrzehnten weltweit in großen Mengen gehandelt.
Nach erfolgreicher Entwicklung und Tests im Labormaßstab seien nun der Bau und der Betrieb des „Demo-Crackers“ wichtige Schritte zur großtechnischen Umsetzung. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2026 geplant. Fördermittel in nicht genannter Höhe gibt es vom Land Nordrhein-Westfalen.
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Eine Demoanlage des Ammoniak-Crackers wird auf Unipers Kraftwerksgelände in Gelsenkirchen-Scholven installiert. Alle zum Bau und Betrieb erforderlichen behördlichen Genehmigungen lägen bereits vor. Die Hauptanlage soll nach erfolgreichen Tests in Wilhelmshaven errichtet werden. © Uniper SE