(Bilbao / Spanien) – Der spanische Energieversorger Iberdrola S.A. will mit einem internationalen Konsortium dazu beitragen, die italienische Apenninen-Bahn auf grünen Wasserstoff umzustellen. Die Züge verbinden das italienische Hinterland zwischen Sansepolcro (Arezzo) und Sulmona (L’Aquila) auf einer mehr als 300 Kilometer lange Strecke, die durch die Toskana, Umbrien, Lacio und Abruzos sowie Perugia, Terni, Rieti und L’Aquila führt. Ein Teil davon ist nicht elektrifiziert und wird von Diesellokomotiven befahren, die das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht haben, so das Unternehmen: Die Umstellung auf grünen Wasserstoff als Kraftstoff sei „eine wesentlich kostengünstigere Alternative als die herkömmliche Elektrifizierung“ und werde „Innovation und Entwicklung in die von Entvölkerung und Deindustrialisierung betroffenen Gebiete bringen“.
Um dies umzusetzen haben Iberdrola, der amerikanische Ingenieurdienstleister AECOM, der italienische Projektentwickler Ancitel Energia e Ambiente S.r.l. sowie der italienische Wasserstoffproduzent Cinque International S.r.l. gemeinsam eine Absichtserklärung (MoU) unterschrieben. Das Vorhaben umfasst überdies eine Machbarkeitsstudie zur Umstellung der Bahnstrecke „Ferrovia dei Due Mare“ auf grünen Wasserstoff, welche quer durch das Land die Flughäfen Fiumincino/Rom am Mittelmeer über Rieti, Amatrice und Ascoli Piceno mit San Benedetto del Tronto an der Adria verbindet.
Aufschwung für den Apennin
Die Initiativen sind Teil eines Projekts zur Reaktivierung des Apennin, einem Mittelgebirge, das Italien von Norden nach Süden durchzieht. Dort gab es in den Jahren 2009, 2016 und 2017 teils schwere Erdbeben, es kam zu Bevölkerungsrückgang und Wirtschaftseinbrüchen, was durch die Pandemie noch verstärkt wurde. „Es ist eine Gelegenheit, unsere Kompetenzen in den Dienst dieses ehrgeizigen Projekts zu stellen, das nicht nur einen großen Einfluss auf die Umwelt hat, sondern auch erhebliche wirtschaftliche und soziale Auswirkungen haben soll, indem es Gebiete unterstützt, die in den letzten Jahren von seismischen Ereignissen betroffen waren“, sagte Lorenzo Costantini, Country Manager von Iberdrola in Italien.
Das Projekt der Wasserstoffbahn Sansepolcro/Sulmona habe bereits mehrere Phasen durchlaufen: Im Jahr 2019 wurde es dem italienischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung (MiSE) vorgelegt. Nach einer vorläufigen Machbarkeitsstudie wurden interministerielle Arbeitsgruppen eingerichtet und im Dezember 2020 der Abstimmungsprozess mit den lokalen Gemeinden eingeleitet. Im Juli 2021 nahm die Europäische Kommission das Vorhaben in die Vorauswahl zur Förderung in den Europäischen Aufbauplan („Next Generation EU“) auf.
Während der Umsetzung werden die Projektträger weiterhin Gespräche mit den Regionen über die Streckenführung der Bahn, mit der Grupo Ferrovie dello Stato und mit anderen öffentlichen und privaten lokalen Akteuren führen und sie in die Entwicklung und Durchführung des Projekts einbeziehen.
Es wären im Übrigen nicht die ersten Wasserstoffzüge in Italien. Im November verkündete der Zughersteller Alstom, er werde sechs wasserstoffbetriebene Züge an das Verkehrsunternehmen FNM S.p.A. (Ferrovie Nord Milano) liefern. Der Kunde in der norditalienischen Region Lombardei habe sich außerdem die Option auf weitere acht Züge gesichert.
Initiativen in Europa, Brasilien und in den USA
Iberdrola führt Initiativen und Projekte für grünen Wasserstoff in Europa – unter anderem in Spanien, dem Vereinigten Königreich und jetzt auch in Italien – sowie in den Vereinigten Staaten und Brasilien durch. Allein in Spanien habe das Unternehmen eigenen Angaben zufolge 53 Projekte zur Förderung durch die EU eingereicht – die nun zu den 150 Initiativen gehören, die im Rahmen dieses Programms entwickelt werden – und damit Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden mobilisiert, um eine Jahresproduktion von 60.000 Tonnen Wasserstoff zu erreichen.
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Wasserstoffbetriebene Züge sollen in Italien Stationen in den Apenninen sowie zwei Küsten miteinander verbinden. © Iberdrola