(Leuna) – Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat den Chemiepark Leuna in Sachsen-Anhalt als Standort für die strombasierte Produktion von Treibstoffen ausgewählt. Die Forschungsanlage soll Power-to-Liquid-Kraftstoffe (PtL) und e-SAF (Sustainable Aviation Fuels) in industriellem Maßstab herstellen. Dazu werde das DLR dort mit Unternehmen und weiteren Forschungseinrichtungen die dafür notwendigen großtechnischen Technologien und Verfahren entwickeln und testen, erklären die Forscher.
Technologie für Industriemaßstäbe
Die als „Technologie-Plattform PtL“ (TPP) bezeichnete Anlage werde entscheidend dazu beitragen, „Technologien für die industrielle Produktion strombasierter Kraftstoffe zu entwickeln“, sagt Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. Aktuell stünden e-SAF „noch nicht in ausreichenden Mengen“ zur Verfügung. Die TPP solle dazu beitragen die Effizienz der Energieträger zu steigern und den Weg für die industrielle Produktion zu ebnen.
Für die Planungsphase stellt das Bundesministerium für Digitales und Verkehr rund 12,7 Millionen Euro zur Verfügung. Die Bewilligung der Umsetzungsphase in Höhe eines mittleren dreistelligen Millionenbetrags soll voraussichtlich Ende des Jahres erfolgen. Der Betrieb der Forschungsanlage ist zunächst bis 2035 geplant, ein Weiterbetrieb darüber hinaus angedacht. Es entstehen circa 100 Arbeitsplätze in den Bereichen Bau, Anlagenbetrieb und Forschung. „Mit der Entscheidung für den Chemiestandort Leuna, wird der Strukturwandel im Mitteldeutschen Braunkohlerevier weiter forciert“, freut sich Reiner Haseloff, Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt.
Standortwahl in mehrstufigem Verfahren
In einem mehrstufigen Verfahren hat das DLR mehr als 60 Standorte geprüft. Drei davon kamen in die engere Auswahl. Den Ausschlag für die Leuna-Entscheidung gaben mehrere Faktoren: das Angebot an erneuerbaren Ressourcen im Bereich Strom und CO2, die bereits vorhandene technische Infrastruktur auf dem Gelände der früheren Leunawerke sowie die Einbindung in die dortige Forschungslandschaft mit Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen, sagt Projektleiter Manfred Aigner vom DLR-Institut für Verbrennungstechnik.
Forschung und Produktion
Die Technologie-Plattform PtL besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Strängen: Im Forschungsbereich der Anlage wird das DLR mit Wissenschaft und Industrie neuartige Technologien und Prozesse erproben. Beim zweiten Strang liegt der Schwerpunkt auf dem Betrieb „einer semi-industriellen Anlage zur Produktion strombasierter Kraftstoffe“ mit einer Kapazität von bis zu 10.000 Tonnen pro Jahr. Der Baubeginn ist für Januar 2024 vorgesehen.
Grafik
Grafische Darstellung der Technologie-Plattform PtL (TPP) in Leuna: Die Forschungsergebnisse sollen künftig in die industrielle Produktion von strombasierten Kraftstoffen einfließen. © DLR (CC BY-NC-ND 3.0)