(Windhoek / Namibia) – Ein Wasserstoffprojekt beträchtlichen Ausmaßes scheint nunmehr voranzukommen: Die Hyphen Hydrogen Energy Pty Ltd. sieht nach Gesprächen mit der namibischen Regierung Fortschritte bei seinem Gigawatt-Vorhaben und steuert eigenen Angaben zufolge auf die Unterzeichnung einer Vereinbarung noch vor Ende dieses Jahres zu.

Investitionen von zehn Milliarden Dollar geplant

Die Regierung Namibias hatte Hyphen im November vergangenen Jahres nach einer Ausschreibung ausgewählt, das erste groß angelegte grüne Wasserstoffprojekt des  Landes zu entwickeln. Die Investitionen werden auf rund zehn Milliarden Dollar (9,91 Milliarden Euro) veranschlagt.

Die alsbald zu erwartende Unterzeichnung leite „den Beginn der Front-End-Engineering- und Designphase“ ein. Hyphen wolle sein Team in Namibia daher „zügig ausbauen“ und habe bereits fünf weitere Mitarbeiter eingestellt. Zudem seien Büros im neu errichteten Nedbank-Campus im Zentrum der Hauptstadt Windhoek (Region Otjozondjupa) angemietet worden.

Elektrolyseure mit drei Gigawatt Leistung

Im Vollbetrieb soll die Anlage bis zum Ende des Jahrzehnts jährlich rund 350.000 Tonnen grünen Wasserstoff für regionale und globale Märkte produzieren. Die Leistung der Elektrolyseure wird auf drei Gigawatt beziffert, die mit erneuerbarem Strom aus Kraftwerken mit einer installierten Leistung von fünf bis sechs Gigawatt gespeist werden. Geplanter Baubeginn ist Januar 2025, die Inbetriebnahme der ersten Phase soll bis Ende 2026 erfolgen.

Hyphen Hydrogen Energy (Pty) Ltd. ist ein Joint Venture zwischen dem strategischen Investor für Infrastrukturprojekte Nicholas Holdings Limited und Enertrag South Africa (Pty) Ltd., Tochtergesellschaft des deutschen Stromerzeugers Enertrag AG. Hyphen wurde speziell für die Entwicklung von grünen Wasserstoffprojekten in Namibia gegründet.

Lokomotiven für Wasserstoffantrieb aufrüsten

Die Hyphen-Schwestergesellschaft Hyphen Technical Investment Ltd. wurde unterdessen beauftragt, gemeinsam mit der nationalen Eisenbahngesellschaft Transnamib, dem auf Wasserstoffantriebe spezialisierten belgischen Unternehmen CMB und der Universität von Namibia (UNAM) zwei Lokomotiven für den Betrieb mit Wasserstoff und Diesel umzurüsten. Diese sollen innerhalb von 18 Monaten auf einer mehr als 200 Kilometer langen Strecke von Walvis Bay (Erongo) am Atlantik nach Kranzberg eingesetzt werden. Den grünen Wasserstoff soll CMB in der Hafenstadt produzieren.

Das Projekt, dessen Kosten sich auf 7,63 Millionen Euro belaufen, wird nach Hyphen-Angaben vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie der namibischen Regierung mit Unterstützung des Klimakompetenzzentrums SASSCAL (Southern African Science Centre for Climate Change and Adaptive Land Management) gefördert. „Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zur Umstellung der Schienenfahrzeuge von Transnamib, die jährlich elf Millionen Liter Diesel verbrauchen, auf einen umweltfreundlichen Kraftstoff“, sagt das Unternehmen.

Vier Wasserstoffprojekte genehmigt

Das Vorhaben ist eines von vier Projekten, die Namibia zur Umsetzung seiner Wasserstoffstrategie ausgewählt hat. Nach Angaben des in Dubai ansässigen Nachrichtenportals „Zawya“ wird eine Wasserstofftankstelle in Walvis Bay mit weiteren 25 Millionen Euro gefördert. Entwickler ist Cleanergy Namibia, ein Joint Venture zwischen CMB und Namibias größter privater Unternehmensgruppe Ohlthaver & List (O&L Group). Das Projekt soll laut CMB-Website Ende 2023 den Betrieb aufnehmen und Lkw sowie Lokomotiven betanken, außerdem Fahrzeuge für den Hafen- und Bergbausektor. Der Strom stammt aus einem zu errichtenden 5,5 Megawatt leistenden Solarpark, der einen Elektrolyseur mit einer Leistung von vier Megawatt beliefert. Aufbauend auf diesem Pilotprojekt sei eine größere kommerzielle Anlage für die Ammoniakproduktion geplant.

Deutschland finanziert Projekte mit 30 Millionen Euro

In einem weiteren Projekt bauen Cleanergy Solutions Namibia, CMB Deutschland, der Hafenbetreiber Namport und die UNAM einen Fünf-Megawatt-Elektrolyseur nebst mobiler Wasserstofftankstelle. Dabei werden auch vorhandene Schlepper und Hafenausrüstungen für den Betrieb mit Wasserstoff/Diesel-Brennstofftechnologie umgerüstet, eine umweltfreundliche Bunker- und Betankungsinfrastruktur entwickelt und eine deutsch-namibische Partnerschaft über die gesamte Wasserstoffwertschöpfungskette untersucht. Für die Umsetzung werden 5,66 Millionen Euro veranschlagt.

Des Weiteren werden laut „Zawya“ 15,1 Millionen Euro für ein 1,5-Gigawatt-Projekt für grünen Wasserstoff im Kreis Daures bereitgestellt, das in der ersten Phase 508 Kilogramm grünes Ammoniak pro Tag produzieren wird. Ziel sei es hierbei unter anderem, Technologien für den Einsatz von grünem Wasserstoff und Ammoniak zu entwickeln.

Nach einem Förderaufruf seien insgesamt 25 Vorschläge für Pilotprojekte eingereicht worden, von denen maximal fünf umgesetzt werden können. Deutschland stelle dafür Finanzmittel in Höhe mit 30 Millionen Euro zur Verfügung. Im August 2021 hatte die BMBF eine Wasserstoffpartnerschaft zwischen Deutschland und Namibia geschlossen und Fördermittel in Höhe von insgesamt 40 Millionen Euro zugesagt.

Vier Wasserstoffzentren geplant

Über diese vier Projekte hinaus, so berichtet das Nachrichtenportal, sei die Entwicklung von vier Wasserstoffzentren geplant:

  • In der Region Erongo wird eine solarbetriebene Elektrolyse zur Herstellung von Ammoniak und ein Terminal für die Ausfuhr von synthetischen Brennstoffen aus dem Hafen von Walvis Bay errichtet.
  • In der Region Karas entsteht ein Photovoltaik- und Onshore-Windprojekt zur Herstellung von Ammoniak für den Export aus den Häfen Luderitz und Oranjemund, die durch eine Wasserstoffpipeline verbunden werden.
  • In Otjozondjupa wird unter Verwendung von Kohlendioxid aus der Zementindustrie und mittels Solarenergie erzeugter Wasserstoff synthetischer Kraftstoff für den Export aus dem Hafen von Walvis Bay produziert.
  • In Kunene wird eine mit Photovoltaik und Windkraft betriebene Elektrolyseanlage zur Herstellung von Ammoniak in der Nähe einer neuen Hafenanlage genutzt.

Überdies würden laut „Zawya“ weitere Zentren für die Inlandsnachfrage nach Wasserstoff entwickelt, um schwere Lkw, Busse und Schienenfahrzeuge zu betanken sowie den Wasserstofftransport zu fördern.

Erst im Juli dieses Jahres hatte Bundeswirtschafts- und Klimaminister Robert Habeck eigens einen Sonderbeauftragten für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation ernannt. Den Posten erhielt der frühere Staatsekretär Rainer Baake. Seine Aufgabe ist es, auf Basis des Kooperationsabkommens von März mit der namibischen Regierung eine Wasserstoffwirtschaft aufzubauen.

Foto oben
© Hyphen Hydrogen Energy (Pty) Ltd.

Foto Mitte
Rendering der geplanten Wasserstofftankstelle in Walvis Bay. © CMB.Tech

Foto unten
Rainer Baake, seit Juli 2022 neuer Sonderbeauftragter für die deutsch-namibische Klima- und Energiekooperation. © BMWK / Susanne Eriksson

Karte
Regionen Namibias. © Wikipedia

Deep Link

(Anm.d.Red.: In dem Beitrag wurde die von Hydrogen Energy geplante installierte Leistung der Erneuerbare-Energien-Kraftwerke zur Versorgung der Elektrolyseure auf „fünf bis sechs Gigawatt“ korrigiert.)