(Hamburg / Deutschland) – In der Hansestadt Hamburg starten zwei Großvorhaben zum Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur: „Hamburg Green Hydrogen Hub“ (HGHH) und „Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz“ (HH-WIN). Beteiligt sind die Hamburger Energiewerke GmbH mit Projektpartner Luxcara GmbH sowie die Gasnetz Hamburg GmbH.

Im Beisein von Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan hat Bundesminister Robert Habeck am künftigen Wasserstoffstandort Moorburg die IPCEI-Förderbescheide für die Projekte HGHH und HH-WIN übergeben. © Hamburger Energiewerke GmbH

Die EU-Kommission gab Mitte Februar grünes Licht für die beiden IPCEI-Projekte und ebnete damit den Weg für die nationale Förderung durch Bund und Hansestadt. Dies hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck im Juli bereits verkündet (wir berichteten). Im Beisein von Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard und Umweltsenator Jens Kerstan hat Habeck nun auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerks Moorburg die Förderbescheide über rund 250 Millionen Euro überreicht. Die Projekte dienen der Erzeugung, Verteilung und Nutzung von Wasserstoff.

Die Hamburger Energiewerke hatten das Kraftwerk Moorburg im März 2023 von Vattenfall erworben. 2015 nahm der schwedische Staatskonzern dort eines der modernsten Kohlekraftwerke Deutschlands in Betrieb, dessen Laufzeit 2038 enden sollte. Die Baukosten betrugen Medienberichten zufolge rund drei Milliarden Euro. Allerdings war es nur fünf Jahre am Netz: Im Dezember 2020 erhielt Vattenfall den Zuschlag in der damaligen Auktion zum bundesweiten Steinkohleausstieg. Das Unternehmen hat die beiden defizitären 800-Megawatt-Blöcke heruntergefahren – und wurde dafür vom Bund entschädigt. Die Stilllegungsprämie für die insgesamt elf ausgewählten „nicht systemrelevanten“ Kraftwerksblöcke hatte die zuständige Bundesnetzagentur seinerzeit nicht konkret benannt. Berichten zufolge schlug die Auktion mit kumuliert 317 Millionen Euro zu Buche (durchschnittlich gut 66.000 Euro pro Megawatt). © Hamburger Energiewerke GmbH

Im Rahmen von HGHH wird derzeit das einstige Kohlekraftwerk Moorburg zurückgebaut. Das Konsortium von Energiewerke (25,1 Prozent) und Luxcara (74,9 Prozent) wird an dem Standort einen 100 Megawatt leistenden Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff installieren. Damit verbunden ist die Errichtung einer Trailerstation für den Transport des Energieträgers. Der Rückbau liegt in der Verantwortung von „Energiehub Moorburg“, eine 100-prozentige Tochter der Hamburger Energiewerke. Der anfallende Bauschutt werde noch vor Ort mit einer mobilen Brecheranlage aufbereitet und später teilweise wieder auf dem Gelände verwendet, um „eine größtmögliche Recyclingquote“ zu erreichen. So sollen Ressourcen geschont sowie zusätzliche Transporte möglichst vermieden werden.

Teile der bestehenden Infrastruktur könnten zukünftig für den Elektrolyseur weiter genutzt werden. So blieben etwa die Anlagen zur Wasseraufbereitung sowie das Werkstatt- und Lagergebäude erhalten. Der bereits vorhandene Anschluss an das Höchstspannungsnetz zur künftigen Versorgung des Elektrolyseurs mit Ökostrom werde umgebaut und verlegt.

Die erste Phase wird bis Mitte kommenden Jahres abgeschlossen, die zweite Phase 2027. Damit sei „die Voraussetzung für eine Skalierung der Elektrolyseleistung bis 800 Megawatt geschaffen“, heißt es in einem Factsheet.

Elektrolyseur für 10.000 Tonnen Wasserstoff

Der Baubeginn des Elektrolyseurs ist für 2025 geplant. Dieser werde voraussichtlich 2027 den kommerziellen Betrieb aufnehmen und jährlich rund 10.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren. „Schon im nächsten Jahr haben wir genügend Platz geschaffen, damit der Bau des Großelektrolyseurs und der Wasserstoff-Netzanbindung starten kann“, sagt Christian Heine, Sprecher der Geschäftsführung der Hamburger Energiewerke.

Mit dem Förderbescheid liege nun die wesentliche Voraussetzung vor, um noch in diesem Jahr die Großkomponenten und den Bau des Elektrolyseurs zu beauftragen. Das Konsortium strebe ein Portfolio von Wasserstoffverbrauchern aus verschiedenen Industriezweigen an und stehe mit vielen Unternehmen bereits in Verhandlungen.

Vortrieb: Ein Tunnel mit rund 1,4 Metern Durchmesser quert die Hafenbahn und den Altenwerder Hauptdeich. © Gasnetz Hamburg GmbH

Im zweiten Vorhaben HH-WIN beginnt Gasnetz Hamburg mit dem zunächst 40, später 60 Kilometer langen Wasserstoffnetz HH-WIN, um einen Großteil der Industrieunternehmen südlich der Elbe mit einem Wasserstoffnetz zu versorgen. Man starte mit dem Bau eines Tunnelvortriebs mit rund 1,4 Metern Durchmesser, sagt Geschäftsführer Michael Dammann, um die Hafenbahn und den Altenwerder Hauptdeich zu queren – „eine Baumaßnahme praktisch ohne Verkehrseinschränkungen“.

Bau der Wasserstoffleitungen an der Moorburger Straße. © Gasnetz Hamburg GmbH

Außerdem baue Gasnetz bereits an der Wasserstoffleitung entlang der Moorburger Straße. Als weitere Bauabschnitte folgen der Anschluss des Hamburg Green Hydrogen Hub in Moorburg sowie an weitere Industrieareale. Von Süden her werde HH-WIN an das Wasserstoff-Fernleitungssystem angebunden, das auf niedersächsischem Gebiet bei Leversen die Grenze Hamburgs erreicht. Dieser Anschluss ermögliche sowohl den Bezug von Wasserstoff für Hamburg als auch die Rückspeisung von Schiffsimporten und lokaler Produktion in den „European Hydrogen Backbone“. Beide IPCEI-Wasserstoffprojekte sollen 2027 in Betrieb gehen.

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Der Rückbau des einstigen Kraftwerks Moorburg ist in vollem Gange. Hier soll ein 100 Megawatt leistender Elektrolyseur künftig grünen Wasserstoff erzeugen. © Hamburger Energiewerke GmbH

(Anm.d.Red.: Wir berichten in lockerer Folge über Vorhaben, welche die EU-Kommission im Rahmen der „Hy2Infra“-Welle des „IPCEI Wasserstoff“ – Important Projects of Common European Interest – genehmigt hat. Eine Auflistung aller geförderten Projekte gibt es als PDF.)