(München / Deutschland) – Blauer Wasserstoff aus Erdgas mit CO2-Abscheidung habe kurz- bis mittelfristig „strukturelle Kostenvorteile“ – vor allem durch niedrigere Energie- und Anlagenkosten sowie hohe Auslastung der Produktionsanlagen. Grüner Wasserstoff könne bei fortschreitendem Markthochlauf durch Skaleneffekte langfristig deutlich günstiger werden. „Entscheidend sind niedrige Stromgestehungskosten, hohe Vollbenutzungsstunden sowie Kostendegressionen bei der Elektrolyse.“ Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Prognos AG im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (VBW).

VBW: Mit dem konsequenten Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft können neue Wertschöpfungspotenziale erschlossen werden. © Prognos AG

Die Analyse befasst sich mit den Wasserstoffkosten aus Sicht industrieller Anwender unter verschiedenen Import- und Erzeugungsszenarien bis 2045 und darüber hinaus. Demnach gewinne grüner Wasserstoff langfristig an Bedeutung, so Prognos, „da der Einsatz von blauem Wasserstoff nach 2045 aufgrund der Klimaziele unwahrscheinlich ist“. Die Speicherung von Wasserstoff verursache zusätzliche Kosten – unabhängig von der Herstellungsart. Der kostengünstigste Transport erfolge über Pipelines bei Distanzen bis etwa 2.000 Kilometer.

Versorgungssicherheit gewährleisten

„Wasserstoff ist ein zentraler Baustein für eine klimaneutrale Industrie“, so die Autoren, denn er biete eine Möglichkeit, in der Industrie fossile Energieträger zu ersetzen. Damit Wasserstoff einen echten Beitrag leisten könne, müssten jedoch „Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein“, sagt VBW-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.

Die dargestellten Kostenbandbreiten ermöglichen Industrieunternehmen, mögliche Preisentwicklungen besser abzuschätzen und ihre Transformationspfade entsprechend auszurichten. © Prognos AG

So werde bei pessimistischen Annahmen zur Kostenentwicklung der Preis für grünen Wasserstoff mit 11,90 Euro pro Kilogramm zwischen 2030 und 2035 noch fast doppelt so hoch liegen wie für blauen Wasserstoff (6,00 Euro). Aber: „Selbst, wenn man eine ungünstige Kostenentwicklung zugrunde legt, wird sich grüner Wasserstoff in der Folgezeit proportional deutlich günstiger entwickeln.“ In der Phase bis 2045 verbillige sich der blaue Wasserstoff nunmehr um zwölf Prozent auf 5,50 Euro (minus 50 Cent), während der Preis für grünen Wasserstoff um knapp 27 Prozent auf 8,70 Euro sinke (minus 3,20 Euro). Zu beachten sei jedoch, dass bei der Produktion von blauem Wasserstoff Emissionen entstünden. „Daher ist es mit Blick auf die Klimaziele und auslaufende CO2-Zertifikate unwahrscheinlich, dass blauer Wasserstoff nach 2045 noch eingesetzt wird“, sagt Brossardt. „Grüner Wasserstoff hingegen kann langfristig deutlich günstiger werden und an Bedeutung gewinnen.“

Mit dem „konsequenten Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft“ könnten neue Wertschöpfungspotenziale erschlossen werden. Aus Sicht der VBW müsse der Ausbau aller erneuerbaren Energien und der dringend benötigten Energieinfrastruktur schneller umgesetzt werden. Eine erfolgreiche Energiewende sei „entscheidend für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Standortes“.

Die Prognos-Präsentation „Wasserstoffkosten für die Industrie“ gibt es kostenfrei als PDF (30 Seiten). Sie wurde im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. erstellt.

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VBW: „Es ist unwahrscheinlich, dass blauer Wasserstoff nach 2045 noch eingesetzt wird.“ © Zukunft Gas / Swen Gottschall